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Lunapharm-Affäre
Gefährden komplexe Vertriebswege die Arzneimittelsicherheit?
Gehe stellt Ware von Lunapharm-Geschäftspartner in Quarantäne
Pharmagroßhändler Gehe hat nach der Ausstrahlung des ARD-Magazins Kontraste präventiv alle Arzneimittel, die in Verbindung mit Lunapharm gestanden haben, in Quarantäne gestellt, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Und zwar sei mit „in Verbindung stehen“ gemeint, dass Gehe diese Ware von einem in Bonn ansässigen Großhändler und Reimporteur NMG-Pharma bezogen habe. Lunapharm soll wiederum ein Logistikpartner von NGM-Pharma gewesen sein, erklärt das Bonner Unternehmen.
Auf der Liste der betroffenen Krebsmedikamente, die das
Gesundheitsministerium Brandenburg am vergangenen Freitag veröffentlicht hatte, taucht
NMG-Pharma nicht auf, dafür der Name Gehe an mehreren Stellen. Dazu erklärt Gehe,
dass es sich dabei um Geschäftsprozesse aus der Vergangenheit handele: „Die zu Gehe gehörigen Daten liegen im Februar und März 2017 – also lange
Zeit vor dem angesprochenen Kontraste-Beitrag und damit lange vor dem
Bekanntwerden der Vorgehensweise von Lunapharm“. Diese Ware ist bei Gehe nicht mehr vorhanden.
Gehe scheint auch nicht sicher zu sein, ob die Ware, die
sich aktuell in Quarantäne befindet, überhaupt durch die Hände von Lunapharm ging. „Dies geschah vor dem Hintergrund, dass Lunapharm zuvor als
Logistikpartner von NMG aufgetreten ist und daher ein möglicher Warenverkehr
zwischen den Beteiligten nicht ausgeschlossen werden konnte. Aktuell liegen uns
keine Erkenntnisse über Warenflüsse zwischen Lunapharm und NMG vor und darüber,
ob daraus ggf. ein Risiko für die Arzneimittelsicherheit bestehen könnte. Wir
stehen derzeit im Austausch mit der Bezirksregierung Köln. Die Produkte von NMG
bleiben bis zur Klärung der Verkehrsfähigkeit unter Quarantäne“, erklärte das Unternehmen am gestrigen Mittwoch.
Das Unternehmen NMG-Pharma äußerte am heutigen Donnerstag gegenüber DAZ.online, dass die Erklärung der Bezirksregierung Köln bereits vorliege und dass die NMG-Ware nicht von den Rückrufen betroffen sei.
Roche: Importquote als Nährboden für illegalen Arzneimittelhandel
Die Ausführungen der Pharmahändler sind ein Beispiel dafür, wie unübersichtlich die Arzneimittelvertriebswege durch verschiedene kleinere Zwischenhändler und Importeure sein können. Diese Komplexität wird gesetzlich durch die Importförderklausel beziehungsweise Importquote indirekt unterstützt. So verpflichtet §129 SGB V Apotheken zur Abgabe importierter Arzneimittel, deren Preis mindestens 15 Prozent oder 15 Euro (gemessen am AVP) niedriger als der des deutschen Originals ist. Die Mindestquote für Parallelimporte legt der Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung bei 5 Prozent des Gesamtumsatzes der Apotheke fest.
Unter den vom deutsch-griechischen Medikamentenskandal betroffenen Produkten befinden sich auch hochpreisige Biologika wie etwa MabThera® oder Herceptin®, die von dem Pharmakonzern Roche produziert werden. Auf Nachfrage von DAZ.online kritisiert der Schweizer Originalhersteller, dass bereits in der Vergangenheit Fälschungen über Importe nach Deutschland in die legale Lieferkette gelangt seien. „Neben der zunehmenden Unübersichtlichkeit der Vertriebsketten ist die Importförderklausel ein Nährboden für die immer zweifelhafteren und zunehmend kriminellen Machenschaften ausländischer und inländischer Zwischenhändler“, erklärte eine Unternehmenssprecherin.
Der Lunapharm-Skandal hat den Streit um die Importquote neu entfacht. Langjährige Kritiker wie der Chef der AOK Baden-Württemberg Dr. Christopher Herrman und der DAV-Vorsitzende Fritz Becker stellten das Instrument diese Woche wieder in Frage – und ernteten promt den Gegenwind der Importeure. Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze, in deren Zuständigkeitsbereich der Pharmagroßhändler Lunapharm fällt, hatte am vergangenen Mittwoch angekündigt, das Thema Reimporte auf der Gesundheitsministerkonferenz zu diskutieren.
Auch Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Sachsen-Anhalt, kritisierte die Reimportquote: „Die Arzneimittel gehen dabei durch sehr viele Hände. Das birgt immer die Gefahr von Fälschungen der Arzneimittel aber auch der zugehörigen Lieferpapiere. So können Arzneimittel in den Markt kommen, die letztendlich auch Patienten gefährden können", erklärte der Apotheker aus Halle gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk.
3 Kommentare
Wiesbaden
von Gunter Kowalski am 01.08.2018 um 15:26 Uhr
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Gefahr auf den Vertriebswegen
von Heiko Barz am 29.07.2018 um 11:04 Uhr
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Komplexe Lieferwege
von Ratatosk am 26.07.2018 um 18:55 Uhr
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