Abschaffen oder beibehalten?

Lunapharm-Skandal entfacht Konflikt um Reimportquote neu

Berlin - 25.07.2018, 16:35 Uhr

Weg mit der Quote? Während die AOK Baden-Württemberg und der DAV die Abschaffung der Reimportquote verlangen, will der Verband der Arzneimittelimporteure alles beim Alten belassen. (Foto: VAD)

Weg mit der Quote? Während die AOK Baden-Württemberg und der DAV die Abschaffung der Reimportquote verlangen, will der Verband der Arzneimittelimporteure alles beim Alten belassen. (Foto: VAD)


VAD: Fritz Becker hat „Trumpsche“ Züge

Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) sieht das natürlich ganz anders. In einer Mitteilung stellt der Verband klar, dass man im Lunapharm-Skandal vielmehr über andere Missstände sprechen müsse. „Der eigentliche Skandal im aktuellen Fall liegt in den offenkundig illegalen Aktivitäten eines Kleinsthändlers und der mangelhaften Koordination und Kooperation der zuständigen Ermittlungs- beziehungsweise Aufsichtsbehörden“, heißt es dort. Die Forderung von DAV-Chef Becker nach einer Quoten-Abschaffung zeuge daher „insgesamt von wenig Marktkenntnis des DAV-Vorsitzenden“.

Die Reimporteure argumentieren, dass die kritisierte Quote von Apothekern und Kassen im Rahmenvertrag selbst ausgehandelt worden sei. „Herr Becker scheint vergessen zu haben, dass sie das Ergebnis eines zwischen den Organen der Selbstverwaltung geschlossenen Vertrages zur sachgerechten Präzisierung und geregelter, einfacher Umsetzung der Importförderung des § 129 SGB V (sog. Preisabstandsregel) im Apothekenalltag sein soll“, so der VAD. Wenn man den bürokratischen Aufwand in der Apotheke wirklich verringern wolle, solle man vielmehr die Erfüllung der Importquote über alle Kassen anstreben.

Der VAD weist zudem darauf hin, dass die Apotheker ja nicht bei „in Zweifel geratenen Anbietern“ bestellen müssten. Und auch den Vergleich mit den Einsparungen durch die Rabattverträge will der VAD nicht zulassen. Denn: „Die Einsparungen durch geheime Rabattverträge bei Generika sind jedoch von Außenstehenden mangels Referenzwerten nicht zu berechnen.“ Und so wird auch der VAD in seiner Mitteilung recht deutlich und erklärt in Richtung Becker: „Leider trägt seine Import-Diskussion mittlerweile „Trumpsche“ Züge. Als oberster Vertreter der wirtschaftlichen Interessen der Apothekeninhaber wäre Herr Becker besser beraten, sich mit ähnlicher Kraft lieber an der Honorardiskussion zu beteiligen.“ Dass der DAV das ausreichend macht, bezweifelt der VAD allerdings. Denn in Berlin gebe es „Gerüchte“, nach denen der DAV die vom Bundesgesundheitsministerium geplante Fixierung des Großhandelshonorars „goutieren“ wolle.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

reimport

von Renate Mitterhofer am 06.08.2018 um 14:55 Uhr

Wohin das Thema Report führt hat man jetzt wieder mit dem Medikament Valsartan erfahren müssen .Da wird ein wichtiger Blutdrucksenker in China.Produziert und stellt sich heraus das er mit Krebs erregenden Stoffen hergestellt wurde.Die Folgekosten einer Krebs Behandlung sind um das vielfache teurer als den Patienten das Original Diovan zu verschreiben.Dann müsste man halt bei den teuren Medikamenten die Zuzahlung etwas anheben.

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Lunapharm

von Gunter Kowalski am 26.07.2018 um 11:44 Uhr

Grosses Geschrei. Der angebliche Skandal in Brandeburg beruht auf einer Intrige eines Hersteller-Importeurs in Griechenland. Durch einen anonymen Brief dieses Reimporthassers wurde 2016 ein Ermittlungsverfahren ausgelöst, das wegen des widersprüchlichen und teils falschen Inhalts in G nur wenig Interesse fand. Es gibt auch dort bis heute keine Diebstahlsanzeigen oder Meldungen über Fehlbestände. durch die Brandenburger Ermittungen der so gescholtenen Beamten wurde die Versandapotheke bekannt. sie war in dem Brief nicht benannt. Aber erst ein Jahr später begann die Polizei mit den Beobachtungen, weil nämlich inzwischen ein griesiger Gesundheitsskandal die Regierung bedrohte. Der Novartis-Korruptionsskandal. MAn brauchte Sündenböcke und so wurde aus der Konkurrentenintrige die Geschichte von den Deutschen, die die armen Griechen beklauen. Beweis gibt es nicht, wie selbst Kontraste indirekt zugeben muss. Aber so, wie die Griechen ihre Waldbrände den jährlichen "Grundstücksspekulanten" in die Schuhe schieben, so funktioniert das auch hier. Alles andere funktioniert auch, wie der Presserummel von dummen Klamaukjournalisten, die Feigheit von Gesundheitsministern, Sündenböcke und Aktionismus und zuletzt der Angriff auf die Reimportquote.

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Importquoten, was nun?

von Heiko Barz am 26.07.2018 um 11:19 Uhr

Importquote war ein Schlachtfeld mit hohem Einsparpotential. Danach das zweite „Standbein“ : die Industrierabattverträge mit der in Geiselhaft genommenen Apothekerschaft, die mit unbezahlter Zusatzarbeit all die wahnsinnigen Einsparungen, die sich die Herren aus den KKassenführungsetagen auf ihre Fahnen des Erfolges schrieben, mit ständiger Retax-und Existenzangst ausführen mussten.
Importe, danach die Industrie-Rabattverträge und was kommt dann? Erst verschwinden die Importe, dann die Industrie-Rabattverträge und der ultimative KKassenspareffekt ist dann die kostenfreie Apothekerleistung bei VerschreibungsArzneien mit dem Argument, dass die Apotheker ja genug an den OTC Waren verdienen könnten, denn die dort Kaufenden wären ja fast ausschließlich KKassenmitglieder.
Noch Satire? Es gibt Politikeraussagen, die diesen Weg schon angedacht und angelegt haben, zumindest bei N-N Dienst sollten wir ja schon mal höhere VKs einplanen. Wie fürsorglich doch die hochdotierten Hermanns und Co mit unserem akademischen Berufsstand umgehen. Wenn dieselben Leute in dieser Weise die Ärzteschaft angingen, dann würden die KVen nicht nur Einwände zeigen.

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Meinungsumfrage

von Ulrich Ströh am 25.07.2018 um 17:54 Uhr

Der DAV hat sich zur Reimportproblematik aktuell geäußert.
Die Importeure ebenso.
Welchen Standpunkt vertreten die großen Kooperationen wie Gesund Leben oder MVDA ?

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seltene Einigkeit

von Jörg Geller am 25.07.2018 um 17:01 Uhr

Hermann scheint vergessen zu haben, dass der DAV und die Krankenkassen die Importquote und die damit verbundenen Regelungen geschaffen haben. Jede Komplexität dieser Regelung ist nur von Herrn Becker und auch Herrn Hermann zu vertreten. Man wollte Einsparungen in einem Bereich patentgeschützter Arzneimittel realisieren. Das ist gelungen und gelingt weiter. Rabattverträge realisieren völlig intransparente Einsparungen vor allem im Markt patentfreier Arzneimittel. Wenn es zu Rabattangeboten im Markt patentgeschützter Arzneimittel kommt, dann nur weil Importe als Wettbewerb zur Verfügung stehen. Es ist schon etwas verwunderlich, dass gerade Hermann Lieferengpässe im Ausland bedauert aber mit unausgewogenen Rabattverträgen Versorgungsengpässe und abnehmenden Wettbewerb in Deutschland verursacht. Im Bereich der Impfstoffe mußte die Politik gegen das Kasseninteresse eingreifen, um Versorgungssicherheit wieder herzustellen.

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