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Längerer Schlaf bis zum dritten Lebensjahr
Schlafen Babys mit früher Beikost besser?
„Stillen ist die beste Ernährung für Säuglinge", sagt das BfR und auch die WHO empfiehlt Müttern, ihre Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten voll zu stillen. Frühere Beikost habe keinen Effekt auf die Schlafdauer des Kindes, sagt der britische NHS. Eine Studie an über 1300 Säuglingen lässt daran nun Zweifel aufkommen: Frühe Beikost-Kinder schliefen bis zum dritten Lebensjahr länger als rein gestillte Babys.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, Säuglinge bis zum sechsten Monat ausschließlich zu stillen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) befürwortet Stillen. In ihrem „Update Säuglingsernährung" raten sie Müttern, mindestens vier Monate voll zu stillen, sei dies nicht möglich, profitierten Mutter und Kind auch von Teilstillen. Die DGE begründet: „Stillen wirkt sich positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind aus. Es kann das Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündung und späteres Übergewicht beim Kind senken und ist mit einem geringeren Risiko für SIDS (sudden infant death syndron, plötzlicher Kindstod) verbunden".
Doch könnte vielleicht auch frühe Beikost besser sein als ihr Ruf? Schlafen Säuglinge mit Beikost besser oder ist das nur ein weit
verbreiteter Irrglaube? Eine britische Studie, jüngst veröffentlicht in JAMA
Pediatrics, untersuchte das Schlafverhalten von 1303 Säuglingen im Alter
von drei Monaten bis drei Jahren. Die Babys waren zu Beginn der Studie gesund
und wurden bis zu diesem Alter (drei Monate) voll gestillt. Anschließend
erfolgte eine Randomisierung, und zwar, ob die Säuglinge bis – wie von der WHO
empfohlen – zu einem Alter von sechs Monaten weiterhin ausschließlich
Muttermilch erhalten sollten oder ob ab drei Monaten die Eltern anfingen, ihren
Kindern langsam Beikost zu füttern.
NHS: Dass Beikost Schlaf fördert, ist ein Irrglaube
Die Babys erhielten in der ersten Woche nur nicht-allergene Nahrung, dann wurde die Kost sukzessive um allergene Lebensmittel erweitert, sprich Kuhmilch, Erdnüsse, Hühnerei, Sesam, weißer Fisch und Weizen. Die beiden Untersuchungsgruppen „trafen“ sich im Alter von sechs Monaten. Ab diesem Zeitpunkt erhielten auch die bis dato voll gestillten Säuglinge Beikost, und zwar nicht-allergene und allergene Lebensmittel.
Die Überzeugung, dass Kinder durch Beikost besser schlafen, ist weit verbreitet. In Großbritannien erreicht gerade einmal ein Prozent der Mütter eine ausschließliche Stillzeit von sechs Monaten. 75 Prozent der Eltern beginnen ihren Kindern Beikost zu füttern, wenn diese fünf Monate alt sind. Dies ergab die letzte Umfrage zur Säuglingsernährung im Jahr 2010. Und: In dieser Umfrage begründeten 26 Prozent der Mütter das Beikostfüttern mit dem nächtlichen Aufwachen ihres Babys.
Allerdings teilt die britische Gesundheitsbehörde, der National Health Service (NHS), diese Auffassung nicht: „Feste Nahrung wird Ihr Baby nicht mehr dazu bringen, die Nacht durchzuschlafen“, heißt es auf der Homepage des NHS.
Kinder schlafen länger und wachen nachts seltener auf
Die Ergebnisse der Studie lassen an dieser Aussage nun jedoch Zweifel aufkommen. Ursprünglich hatte die Studie ein anderes wissenschaftliches Ziel. Sie sollte herausfinden, ob eine frühe Beikost mit bekanntlich allergenen Lebensmitteln (Kuhmilch, Erdnüsse, Hühnerei, Sesam, weißer Fisch, Weizen) die Kinder vor der Entwicklung dieser Nahrungsmittelallergien schützt. Teil der Studie war jedoch auch ein umfassender Fragebogen zum Schlafverhalten der Säuglinge, der in dem Lebenszeitraum drei Monate bis drei Jahre von den Eltern 15-Mal zu beantworten war, im ersten Jahr monatlich und anschließend alle drei Monate. 94 Prozent der Eltern nahmen bis zum Ende der Studie an der Befragung teil.
Schlaf von Babys und Eltern bessert sich
Die Studie fand, dass die Kinder, die früh Beikost erhielten, nachts länger schliefen und weniger häufig erwachten. Die Eltern dieser Kinder beklagten seltener gravierende kindliche Schlafprobleme. Die Unterschiede im Schlafverhalten der beiden Säuglingsgruppen zeigten ein Maximum als die Babys sechs Monate alt waren, hier schliefen die Beikost-Kinder 16,6 Minuten pro Nacht länger. Über den gesamten Beobachtungszeitraum lag die Schlafdauer der Beikost-Kinder um 7,3 Minuten pro Nacht höher. Auch erwachten die Babies nachts seltener, im Durchschnitt um 9,1 Prozent. Interessant ist, dass die frühe Beikost nachhaltige Effekte zu haben scheint und die Schlafdauer bis zum dritten Lebensjahr der Babys positiv beeinflusst – wenn frühe und späte Beikost-Kinder sich schon längst gleich ernähren. Keinen Einfluss hatte die Beikost auf das Schlafverhalten der Babys während des Tages.
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Auch auf die Eltern wirkt sich ein besseres Schlafverhalten ihres Babys aus: Wachen die Kinder seltener auf, so unterbrechen auch die Eltern entsprechend weniger häufig ihren eigenen Schlaf. Konsistent mit dieser Annahme, berichteten die Eltern nach sechs Monaten, als die Beikost-Kinder in der Woche zwei Stunden länger schliefen und statt mehr als zweimal nur noch 1,7-Mal pro Nacht erwachten, über weniger Schlafprobleme ihrerseits.
Verzerrungen der Studie
Die Autoren der Studie räumen mögliche Fehlerquellen ein. So könnte der allgemein verbreitete Glaube, Beikost fördere das nächtliche Durchschlafen beim Säugling, die Mütter in ihren Berichten zu einer positiveren Einschätzung des Schlafverhaltens verleitet haben, als es tatsächlich der Fall war. Allerdings, so argumentieren die Wissenschaftler, sei die Signifikanz des längeren Schlafes während des gesamten Studienzeitraums zu beobachten. Ein zu positives Bewerten des Schlafverhaltens seitens der Mutter sei jedoch vor allem in den dafür zentralen ersten sechs Lebensmonaten des Babys zu erwarten.
Dass eine frühe Beikost sich auch noch zu einem Zeitpunkt nachhaltig auf das Schlafverhalten von Babys auswirkt, als beide Säuglingsgruppen bereits die gleiche Nahrung erhielten, und somit Nahrung und Schlaf zusammenhängen, überrascht die Wissenschaftler nicht. So hätten andere Studien bereits untersucht, dass Schlaf sich auf das Körpergewicht auswirkt und Säuglinge mit viel Schlaf seltener an Adipositas erkrankten.
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