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Vaginal Seeding
Gesündere Kaiserschnitt-Babys dank Vaginalsekret?
Kaiserschnitt-Kinder haben eine andere Darmflora als Babys, die auf natürlichem Weg zur Welt gekommen sind. Vaginalsekret der Mutter, mit dem das Neugeborene eingerieben wird, soll hier Abhilfe leisten. Die Methode ist im Ausland schon gefragt, allerdings noch kaum untersucht. Experten raten vom Einsatz des „Vaginal Seedings" außerhalb von Studien ab.
Für die Gesundheit ihres Babys würden die meisten Eltern wohl vieles ausprobieren. Ein neuer Trend aus dem Ausland heißt Vaginal Seeding. Die Methode soll Kindern, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, beim Aufbau des Immunsystems helfen. Dafür wird der Mutter wenige Minuten vor der Geburt eine mit steriler Kochsalzlösung getränkte Mullbinde in die Scheide eingeführt, wie Susanne Steppat vom Deutschen Hebammenverband erklärt. Mit dem so aufgesaugten Vaginalsekret wird das Neugeborene dann eingerieben. „Ein Teil der Flüssigkeit wird auch in den Mund getropft“, sagt Steppat. „Das wird bei meinen Kolleginnen schon nachgefragt.“ Doch weil die Methode noch nicht ausreichend getestet sei, raten Experten, Studien abzuwarten.
Der Hintergrund: Das Mikrobiom ist bei Kaiserschnitt-Kindern anders als bei Babys, die auf natürlichem Weg geboren werden. Bei letzteren gleicht die Darmflora jener der Mutter, da das Kind im Geburtskanal Vaginalsekret schluckt. Vaginal- und Darmflora seien sehr ähnlich. Dagegen haben Kaiserschnitt-Kinder vor allem Bakterien im Darm, die sich sonst auf Händen und im Gesicht ansiedeln. Es sind die ersten Bakterien, mit denen diese Babys im Kreißsaal in Kontakt kommen. Nachweislich haben Kaiserschnitt-Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit, Krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Allergien zu bekommen. Drei Viertel der Neugeborenen, die an Krankenhauskeimen erkranken, sind Kaiserschnitt-Kinder. Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts haben im Jahr 2016 knapp 232 500 Frauen durch Kaiserschnitt entbunden – das war fast jede dritte Geburt. Tendenz: leicht rückläufig.
Studienergebnisse in vier bis sechs Jahren
Hier soll Vaginal Seeding Abhilfe schaffen – nach dem Motto: gleiche Darmflora = gleiches Immunsystem = gleicher Schutz. Doch aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gibt es noch keine Belege für den langfristigen Erfolg. Daher müsse die Methode in klinischen Studien untersucht werden. Dazu laufen gerade weltweit mehrere. Bis Ergebnisse vorliegen, werde es aber vier bis sechs Jahre dauern. Eine Frage sei zum Beispiel auch, ob dabei die transferierte Keimzahl ausreiche. Es könne einen quantitativen Unterschied machen, ob das Baby zwei Stunden in der Scheide liege oder zehn Sekunden betupft werde.
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