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Empfehlenswert: Kompressionsstrümpfe auf Langstreckenflügen

Stuttgart - 18.07.2018, 14:15 Uhr

Auf Flugreisen sollte die Kleidung generell möglichst bequem sein und locker anliegen. Wer lange Strecken in den Urlaub fliegt, sollte zudem an Kompressionsstrümpfe denken. (b / Foto: zilvergolf / stock.adobe.com)

Auf Flugreisen sollte die Kleidung generell möglichst bequem sein und locker anliegen. Wer lange Strecken in den Urlaub fliegt, sollte zudem an Kompressionsstrümpfe denken. (b / Foto: zilvergolf / stock.adobe.com)


Manchmal muss man sich seinen Urlaub erst verdienen, zum Beispiel mit einem Langstreckenflug. Der ist nicht nur unbequem, sondern birgt auch gewisse Risiken: Bei Flügen von über vier Stunden entwickeln im Schnitt 200 von einer Million Fluggästen eine Thrombose. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt mit der Dauer des Fluges. Kompressionsstrümpfe können vorbeugen. 

Die Webseite „Medizin-Transparent.at“ hat es sich zum Ziel gesetzt, im Internet über Gesundheitsmythen, Werbebehauptungen und Medienbeiträge aus dem Gesundheitsbereich kritisch aufzuklären. Sie richtet sich sowohl an Laien als auch an im Gesundheitswesen Tätige und ist ein Service des Departments für evidenzbasierte Medizin und klinische Epidemiologie an der Donau-Universität Krems sowie von Cochrane Österreich. Passend zur Urlaubszeit widmet sich „Medizin-Transparent.at“ auch zwei Reisethemen. Bei der einen Frage, ob Vitamin C gegen Reisekrankheit hilft, kommen die Autoren zu einem negativen Ergebnis: Abgebildet sind drei Kreuze, das bedeutet, dass „wissenschaftliche Belege fehlen“. Anders sieht das bei der zweiten Frage aus.

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Zwei grüne Häkchen und die Antwort „wahrscheinlich ja“ erhält die Frage „Wirkt das Tragen von Kompressionsstrümpfen auf einem Langstreckenflug vorbeugend gegen Thrombosen und die damit einhergehenden Beschwerden?“, auch wenn Reisethrombosen bei Langstreckenflügen sehr selten sein sollen. 

„Heimliche Thrombosen“ 

Eine Thrombose kann ganz unbemerkt entstehen und sich auch wieder von selbst auflösen. Nimmt sie hingegen einen ernsten Verlauf, fühlt sich das betroffene Bein warm und schwer an, schwillt an und schmerzt. Meist ist die Thrombose zwar harmlos, sie kann aber auch in einer lebensgefährlichen Lungenembolie enden. Bei Flügen von über vier Stunden entwickeln im Schnitt 200 von einer Million Fluggästen eine Thrombose. Bei zwei bis drei von einer Million Personen auf Langstreckenflügen über acht Stunden tritt schätzungsweise eine lebensgefährliche Lungenembolie auf.

Dass es gar nicht erst zur Thrombose kommt, dafür sollen eng am Unterschenkel anliegende Kompressionsstrümpfe sorgen. Diese Theorie wird von einer aktuellen Übersichtsarbeit gestützt. Anzumerken ist, dass unter den 2600 Probanden dieser Arbeit keiner eine problematische Thrombose entwickelte. Ohne wissenschaftliche Untersuchung wären die Thrombosen also gar nicht bemerkt worden. Was die Übersichtsarbeit aber zeigen soll, ist, dass viele solcher „heimlichen“ Thrombosen verhindert werden konnten, auch bei Risikopatienten: Ohne Strümpfe bekamen 14 von 1000 Reisenden eine symptomlose Thrombose, mit Kompressionsstrümpfen waren nur etwa ein bis zwei von 1000 Reisenden betroffen.

Wer besonders gefährdet ist

Gewisse Faktoren können das Risiko für eine symptomlose Reisethrombose erhöhen:

  • frühere Thrombose
  • starkes Übergewicht
  • starke Bewegungseinschränkung
  • große Körpergröße
  • auffällige Krampfadern 
  • Krebs 
  • Blutgerinnungsstörungen

Die Internetseite „Gesundheitsinformation.de“ des IQWiG (Institut für Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) führt weitere Risikofaktoren für eine tiefe Venenthrombose an (TVT) an. Von einer TVT spricht man, wenn sich das Blutgerinnsel in einer der größeren, tief in den Muskelschichten liegenden Venen bildet. Das Risiko für eine TVT steigt vor allem nach großen Operationen (z.B. Knie- oder Hüft-OP). Patienten erhalten dann die entsprechenden Arzneimittel. 

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Aber auch, wer sich beispielsweise das Bein gebrochen oder anderweitig immobilisiert ist hat, sollte aufpassen: Dann sind Anti-Thrombose-Spritzen sinnvoll. Höheres Alter (über 60), familiäre Veranlagung, Herzschwäche, Einnahme der Antibabypille oder von Hormonen in den Wechseljahren, Rauchen, bestimmte entzündliche Erkrankungen und eine Schwangerschaft können das Risiko für eine TVT ebenso erhöhen. Männer sollen etwas häufiger betroffen sein als Frauen.

Was man sonst noch tun kann

Nicht in Studien untersucht, aber dennoch häufig empfohlen wird, während des Fluges möglichst häufig aufzustehen und umherzugehen oder mit den Füßen zu wippen. Ein Sitzplatz am Gang ermöglicht etwas mehr Bewegungsfreiheit. Außerdem sollte man ausreichend trinken und bequeme, lockere Kleidung tragen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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