Arzneimittel-Versandhandel

Noweda veröffentlicht Versender-Studie

Stuttgart - 21.06.2018, 10:00 Uhr

Die Noweda hat eine großangelegte Studie im Versandhandelsmarkt durchgeführt. (Foto: BVDVA)

Die Noweda hat eine großangelegte Studie im Versandhandelsmarkt durchgeführt. (Foto: BVDVA)


Auffälligkeiten bei der pharmazeutischen Beratung und Logistik

Woran es jedoch scheiterte: Bei mehr als drei Viertel der Testbestellungen kam es zu keiner Aufforderung, freiwillig weitere Angaben zur Person und zu sonstigen Arzneimitteln zu machen. Wenn doch, ging es meistens um vorliegende Erkrankungen, die aktuelle Medikation oder Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit. Nur 3 Prozent der Testpersonen erhielten einen Anruf durch die Versandapotheke bzw. nahmen einen solchen wahr. Lediglich ein Drittel der Wechselwirkungen wurde erkannt. Der Hinweis auf Wechsel- und Nebenwirkungen erfolgte meistens durch ein Informationsblatt bei der Lieferung des Pakets.

Fast 8 Prozent der Bestellungen konnten innerhalb eines Arbeitstages beliefert werden („Same-Day-Delivery“). Die überwiegende Anzahl (rund 70 Prozent) benötigte zwei bis drei Arbeitstage. Jede dritte Bestellung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels ließ die jeweilige Testperson dagegen vier oder mehr Tage warten. 

Kühl(ketten)pflichtige Arzneimittel sind problematisch

Die Bestellung eines kühlpflichtigen bzw. kühlkettenpflichtigen Arzneimittels konnte nicht bei allen Versandapotheken durchgeführt werden, da manche Anbieter grundsätzlich keine Kühlwaren im Sortiment haben oder verschicken. Einige Kühllieferungen wurden darüber hinaus nicht persönlich zugestellt, beim Nachbarn abgegeben oder auf der Terrasse abgelegt ohne eine entsprechende Information im Briefkasten zu hinterlassen.

Nur zwei der insgesamt sieben Bestellungen von kühlkettenpflichtigen Arzneimitteln wiesen beim Erhalt durch den Empfänger die Temperatur im vorgeschriebenen Bereich auf.

16 Bestellungen wurden durchgeführt mit Präparaten, deren Verkauf Versandapotheken gesetzlich nicht erlaubt ist. Sechsmal erfolgte dennoch eine Belieferung mit Butox Protect 7,5 mg/ml pour on Suspension zum Übergießen bzw. Traumeel T Vet. 17 Bestellungen wurden durchgeführt mit Produkten, die grundsätzlich nicht über Apotheken vertrieben werden dürfen. Viermal erfolgte dennoch eine Belieferung von MetaCare Zeolith Zink Kapseln bzw. einem Magnetarmband.

Ausblick

Prof. Andreas Kaapke resümiert: „Gegenwärtig erfüllen die Versender die hohen gesetzlichen Auflagen nur bedingt. Sollte sich dies nicht ändern oder gar ändern lassen, würde bei Nichteinschreiten der Politik ein nicht hinnehmbarer Unterschied in der rechtlichen Behandlung von Präsenz- und Versandapotheken weiter institutionalisiert.“ Die Studienautoren halten vor diesem Hintergrund eine weitere „ausladende“ Diskussion über das Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht angebracht: „Vielmehr muss das Verbot dann umgehend exekutiert werden.“

Die Studienergebnisse sind von Noweda und Prof. Kaapke Projekte nun veröffentlicht worden. Für die aktuelle DAZ Nr. 25 hat Prof. Andreas Kaapke die wichtigsten Ergebnisse und Diagramme zusammengefasst.

Die Studie

Die Novellierung des Arzneimittelgesetzes (AMG) und des Apothekengesetzes (ApoG) im Jahr 2004 öffnete den Markt für den Versandhandel mit Arzneimitteln in Deutschland. Seit dieser politischen Entscheidung spielt der Arzneimittelversandhandel – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Online-Affinität vieler Verbraucher – eine immer größere Rolle auf dem Arzneimittelmarkt. Diese Studie beleuchtet den Arzneimittelversandhandel anhand von Testkäufen internetaffiner Probanden und bietet damit eine Diskussionsgrundlage, inwiefern der Versandhandel den Anforderungen an eine qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln gerecht werden kann.

Andreas Kaapke (Hrsg.)

Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Arzneimittel-Versandhandels, 80 S., Titel im Querformat, Bindung an der langen Seite

Format 29,7 x 21,0 cm, 29,80 Euro

ISBN 978-3-7692-7242-0

Deutscher Apotheker Verlag 2018

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Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
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