- DAZ.online
- News
- Politik
- Krankenkassen wollen eine...
Papier zur „Neuordnung der Apothekenstrukturen“
Krankenkassen wollen eine Milliarde Euro am Apothekenhonorar sparen
Grober Fehler und Paukenschlag bei der Apothekenstruktur
Auf das Kapitel zur Apothekenvergütung folgen im GKV-Positionspapier die Ausführungen zur Apothekenstruktur. Dieses Kapitel beginnt mit einer Falschaussage und einem Paukenschlag zugleich. Denn dort heißt es: „Deutschland weist im internationalen Vergleich insgesamt eine hohe Apothekendichte auf.“
Was der Kassenverband damit meint, ist völlig unklar. Richtig ist, dass Deutschland bei der Apothekendichte im EU-Vergleich mit etwa 24 Standorten auf 100.000 Einwohner im unteren Mittelfeld liegt und in den vergangenen Jahren immer wieder abgerutscht ist.
Dann macht der GKV-Spitzenverband klar, welches Grundproblem er im Apothekenmarkt sieht:
„Die Regulierung des Apothekenmarktes in Deutschland erfolgt derzeit noch unter dem Leitgedanken der Bewahrung historisch gewachsener Privilegien und Strukturen, auch im Hinblick auf die Vergütung. Der Patient steht dabei nicht im Fokus der Interessen, sondern vielmehr die Vergütung. Zentraler Leitgedanke einer Regulierung der Arzneimittelversorgung durch Apotheken sollte die Patientenorientierung sein.“
Deswegen werden die folgenden Maßnahmen gefordert:
- Die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes. Dies ermögliche „neue flexible Vertriebswege und biete den Patienten die „Chance auf bedarfsgerechte Angebotsstrukturen“. Und weiter: „Zudem werden durch einen damit entstehenden stärkeren Wettbewerb Anreize für eine intensivere Beratung und die Entwicklung neuer patientenorientierter Versorgungsformen gesetzt.
- Ein Verbot von Pick-up-Stellen soll es für die Kassen nicht geben.
- Die „Apotheke Light“. Dass Filialapotheken mit nahezu gleicher Ausstattung und Organisation wie Hauptapotheken zu betreiben sind, stört den Kassenverband, schließlich sei der Betrieb von Filialen wirtschaftlich weniger attraktiv. Gefordert wird daher eine „arbeitsteilige Organisation innerhalb von Filialverbünden oder auch mehrerer Einzelapotheken“.
- Um die Versorgung zu „flexibilisieren“, schlägt der Verband außerdem die „Reduzierung der Öffnungszeiten oder aber eine verstärkte mobile Versorgung durch Apothekenbusse mit fixen Touren bzw. Standzeiten in strukturschwachen Regionen“ vor.
- Video-Pharmazie: „Analog zur Telemedizin könnte beispielsweise Telepharmazie in der Filialapotheke durch pharmazeutisches Fachpersonal mit Teleassistenz zum approbierten Apotheker in der Hauptapotheke ebenso präsent wie bei vergleichbaren Modellen in der ärztlichen Versorgung geleistet werden. Damit könnte sowohl die beratungsbedürftige Arzneimittelabgabe als auch eine feste ‚pharmazeutische Sprechstunde‘ realisiert werden.“
- Rezepturen: Auch hier gibt es zu viele Regulierungen aus Kassensicht. Es sei „nicht vorrangig“, ob die Apotheke Rezepturen selbst herstellt oder die Rezepturen „vertraglich abgesichert kurzfristig von anderen qualifizierten Apotheken oder Herstellbetrieben bezieht“.
GKV: Versandhandel sorgt für Belebung
Zu guter Letzt geht es im Positionspapier dann noch um den Versandhandel, der aus Sicht des Kassenverbandes „für Belebung des Apothekengeschäfts“ sorgt. Auch hier verweist das Papier wieder auf das Honorargutachten, in dem steht, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Marktanteil der EU-Versender und der wirtschaftlichen Situation der Apotheke gebe. Der GKV-Spitzenverband sieht nur Vorteile im Versandhandel. Denn:
„Mithin besteht durch den Versandhandel eine effektive Wettbewerbssituation um die Qualität der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Zudem können so erhebliche Skaleneffekte genutzt werden, die jedoch nicht einzelnen Patientinnen und Patienten, sondern allen Versicherten zu Gute kommen sollten.“
Gegen Patientenboni spricht aus Sicht der Kassen nichts
Was die Auflösung des Versandhandelskonfliktes nach dem EuGH-Urteil betrifft, schlagen sich die Kassen auf die Seite des BVDVA und der Grünen und fordern ein Höchstpreismodell. Und weiter: „Die Vergütungshöhe für Versandarzneimittel, die vom Höchstpreis abweicht, ist dann in einem zweiten Schritt ergänzend durch Selektivverträge zwischen Krankenkassen (und deren Verbände) und den Versandapotheken festzulegen.“
Auch der CDU-Politiker Michael Hennrich hatte zuletzt erklärt, dass er sich für Verträge zwischen Kassen und Versendern einsetzen werde. Hennrich fordert allerdings, dass es keine Patientenboni geben darf und die Einsparungen der Kassen den Apotheken zur Verfügung gestellt werden sollen. Das sieht der GKV-Spitzenverband anders: „Patientenboni sind in einem solchen Rahmen weiterhin möglich, jedoch entscheidet die Krankenkasse auf Basis der erzielten Vertragskonditionen über eventuelle Boni. Die Höhe der Boni sollte sich nur in einem gesetzlich festgelegten Rahmen bewegen und nicht für zuzahlungsbefreite Versicherte gewährt werden dürfen.“
Der GKV-Spitzenverband wollte sich auf Nachfrage inhaltlich nicht zu dem Papier äußern. Ein Sprecher teilte mit: Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes wird sich auf seiner Sitzung am Mittwoch mit einem Positionspapier zur Apothekenstruktur- und vergütung befassen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns erst nach der Beschlussfassung des Papiers zu diesem äußern.
22 Kommentare
Apothekenhonorar
von Dr. Markus Junker am 08.07.2019 um 10:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
GKV-Spitzenverband will einsparen
von Martin Straulino am 03.06.2018 um 19:55 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Verwaltungsaufwand reduzieren
von SDi am 02.06.2018 um 16:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
"...eine Milliarde Euro am Apothekenhonorar sparen", oder "Wir haben noch nicht genug auf der hohen Kante, außer Ferz in de Kopp"
von Bernd Jas am 01.06.2018 um 23:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Gesunder Menschenverstand...
von Pharmixx am 01.06.2018 um 19:19 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Uns zu spalten ist nicht schwer
von Martin Didunyk am 01.06.2018 um 19:14 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Uns zu spalten ist nicht schwer
von Martin Didunyk am 01.06.2018 um 19:28 Uhr
Das wahre Gesicht der Kassenfunktionäre: Pistole auf die Brust
von Heiko Barz am 01.06.2018 um 18:13 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
"der Patient steht dabei nicht im Fokus der Interessen, sondern vielmehr die Vergütung"
von gerd reitler am 01.06.2018 um 16:52 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Sachlage
von Dr.Diefenbach am 01.06.2018 um 16:51 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Dreck
von Karl Friedrich Müller am 01.06.2018 um 16:36 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: So werden die Apotheken zerstört und ein Teil des Gesundheitswesens. Und ein Stück Lebensqualität für Kranke.
von gerd reitler am 01.06.2018 um 18:15 Uhr
Einsparpotential
von Dr. Arnulf Diesel am 01.06.2018 um 16:21 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Einsparpotential
von Dr. Arnulf Diesel am 01.06.2018 um 16:30 Uhr
Einsparpotential
von Peter Müller am 01.06.2018 um 15:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Einsparpotential
von Heiko Barz am 01.06.2018 um 17:47 Uhr
Standesvertretung - Hallo, ist da noch jemand ?
von Kassensklave am 01.06.2018 um 15:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Standesvertretung - Hallo, ist da noch
von Anita Peter am 01.06.2018 um 15:46 Uhr
gäähn
von Peter Bauer am 01.06.2018 um 15:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das können wir gerne machen,
von Christiane Patzelt am 01.06.2018 um 14:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Das können wir gerne machen
von Alf Stuhler am 01.06.2018 um 14:43 Uhr
AW: Das können wir gerne machen
von Sven Larisch am 01.06.2018 um 15:22 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.