Lokale Online-Marktplätze

Kann Ebay den Apotheken vor Ort helfen?

Stuttgart - 01.06.2018, 12:30 Uhr

Leere Fußgängerzonen, aber volle Online-Marktplätze? Kann lokaler Online-Handel die Apotheken vor Ort stärken? (Foto: Imaginis / stock.adobe.com)

Leere Fußgängerzonen, aber volle Online-Marktplätze? Kann lokaler Online-Handel die Apotheken vor Ort stärken? (Foto: Imaginis / stock.adobe.com)


Seit 2016 versucht die Online-Plattform Ebay den lokalen Handel mit dem Online-Handel über sogenannte lokale Online-Marktplätze zu verknüpfen. Diese Portale sollen lokalen Händlern das Rüstzeug bieten, im globalen Handel wieder konkurrenzfähig zu werden. Auch eine Apotheke aus Mönchengladbach macht mit. Der Erfolg der sogenannten Ebay-Cities blieb zunächst aus. Mittlerweile verschickt die Apotheke jedoch fast 1000 Sendungen im Monat zusätzlich zum Vor-Ort-Geschäft. DAZ.online hat nachgehakt.

Die Wirtschaftswoche berichtete am vergangenen Dienstag darüber, „wie sich Läden für den Online-Handel wappnen“ – unter anderem mit „Ebay-Cities“. Wie funktioniert das? Eine Stadt wie Mönchengladbach erhält bei Ebay beispielsweise eine eigene Webseite. Dort werden alle teilnehmenden Händler aufgelistet und können somit online gefunden werden.

Wählt man als Kunde dort beispielsweise die Linden Apotheke aus Wickrath aus, wird man auf den Ebay-Shop der Apotheke weitergeleitet, der von der Apotheke vor Ort in Eigenregie betrieben wird: Produkte einstellen, Beschreibungen und Fotos hinzufügen, Bestellungen verpacken und verschicken – das alles macht die Apotheke selbst. Abholen kann man die Ware natürlich auch vor Ort, also in der Offizin. DAZ.online hat mit dem Inhaber der Linden Apotheke Dr. Alexander Holz darüber gesprochen, wie es denn so läuft mit dem lokalen Online-Marktplatz. Holz nimmt seit Oktober 2015 an dem Modell teil. Er schätzt am Ebay-Modell weiterhin die geringen Einstiegshürden und, dass er viel beratende Unterstützung durch Ebay erhalten habe. Eine zusätzliche organisatorische Herausforderung sei das Online-Geschäft ganz klar, neues Personal habe er dafür aber nicht einstellen müssen. 

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Laut Wirtschaftswoche kann die lokale Apotheke durch den eigenen Ebay-Shop ihre Produkte 17 Millionen aktiven Ebay-Kunden in Deutschland und 161 Millionen weltweit anbieten. Das lässt sich Ebay bezahlen: 9 Prozent des Kaufpreises sowie ein jährlicher Beitrag für die Mitgliedschaft müssen an Ebay entrichtet werden. Um die Betreuung des Online-Marktplatzes kümmert sich die Wirtschaftsförderung der jeweiligen Stadt.

Was gibt es Neues aus „Ebay-City“?

Ende Dezember 2015 hatten sich 50 Händler unter „Mönchengladbach bei Ebay″ registriert. Ende Februar 2016 waren es 70, im Mai 2016 waren dann 85 Geschäfte aktiv. Heute zählt man knapp 50 Geschäfte auf der Homepage. Nach der Pilotphase, die bis Ende Juni 2016 ging, wurde der Ebay-Shop kostenpflichtig. Die weniger aktiven Händler schieden aus.

Für die Linden Apotheke scheint es dem Internetauftritt nach weiterhin gut zu laufen. Im letzten Monat hat sie 532 positive Bewertungen, zwei neutrale und null negative Bewertungen erhalten. Inhaber Holz hat den Ebay Händler-Award 2018 in der Kategorie „lokaler Einzelhändler“ gewonnen.

Schon im Mai 2016 zeichneten Untersuchungen des Marktplatz-KIX von ECC Köln zusammen mit Ebay kein schlechtes Bild: Marktforscher hatten 274 Einzelhändler um ihre Einschätzung gebeten. 55,6 Prozent bewerteten das Ebay-Konzept als positiv. Apotheker Alexander Holz äußerte sich auf RP.online damals zum Thema: „Ich packe pro Tag fünf bis zehn Pakete“. Auf besonders großes Interesse stießen Kosmetika, Vitaminprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel. „Meine Neukunden kommen aus ganz Deutschland, aber es ist deswegen noch keiner zusätzlich in den Laden gekommen", sagte Holz damals gegenüber RP.online.

Seitdem hat sich einiges getan: Mittlerweile verschickt er fast 1.000 Sendungen im Monat. Gegenüber DAZ.online bestätigt er aber erneut, dass die Präsenzkundschaft durch den lokalen Online-Marktplatz nicht messbar mehr wird. Arzneimittel versendet er bis heute keine. Er besitzt keine Versandhandelserlaubnis, theoretisch könnte er aber auch über das Ebay-Portal Arzneimittel verschicken. Er hat sich bewusst dagegen entschieden.

Warum gibt es nur eine Apotheke in „Ebay-City“?

Für die Linden Apotheke läuft es also gut, offen bleibt aber auch für Holz die Frage, ob das Modell bestehen könnte, wenn mehr Apotheken es nutzen würden. Die Konkurrenz wäre dann natürlich größer. 

Ein Blick in Google Maps verrät, dass im Umkreis von Mönchengladbach bei Weitem nicht nur die Linden Apotheke aus Wickrath am Ebay-Projekt teilnehmen könnte. (Quelle: Google Maps / Screenshot)

Zwischenzeitlich testete auch die Vital-Apotheke aus Gladbach das Ebay-Projekt, heute wird sie jedoch nicht mehr gelistet. Seit Beginn des Projekts haben die Händler aus Mönchengladbach laut Wirtschaftswoche gut 6,7 Millionen Euro Umsatz mit dem Verkauf über Ebay erwirtschaftet. Dabei sollen mehr als 87.000 Produkte in rund 80 verschiedene Länder verkauft worden sein. Die Wirtschaftsförderung der Stadt sei stolz: Die Zahlen hätten die Erwartungen übertroffen.

Lokale Online-Marktplätze werden nicht nur von Ebay angeboten. Seit 2016 nehmen laut Wirtschaftswoche in Wuppertal 60 verschiedene Läden an der „Online City Wuppertal“ teil, die Plattform betreibt Atalanda. Eine Apotheke mit Filiale findet man auch dort.  

Apotheker Holz von der Linden Apotheke sagt ganz klar, dass die Online-Marktplätze allein die Apotheken vor Ort nicht retten können. Sie könnten lediglich eine Ergänzung sein und die Apotheken stärken. Am Rx-Versandverbot führt für ihn deshalb kein Weg vorbei. Jeder, der etwas anderes behauptet, betreibe „Augenwischerei“. Und weiter: „Ich habe mich dagegen entschieden, Arzneimittel über das Internet zu verkaufen, da ich dort die Rundum-Beratung, wie es sich für die Ausgabe von Arzneimitteln gehört, nicht gewährleisten kann, die ich in der Apotheke leiste“, wird er im Händlerportrait von Ebay zitiert.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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