Therapierefraktäre Hypertonie

Senkt Spironolacton den Blutdruck besser als Amilorid?

Frankfurt am Main - 11.05.2018, 16:00 Uhr

Amilorid und Spironolacton vergleichbar wirksam bei behandlungsrefraktärer Hypertonie. (Foto: tunedin / stock.adobe.com)

Amilorid und Spironolacton vergleichbar wirksam bei behandlungsrefraktärer Hypertonie. (Foto: tunedin / stock.adobe.com)


Therapierefraktäre Hypertonie durch hohe Natriumspiegel?

Die Patienten erhielten zu ihrer bereits bestehenden Dreifacharzneimitteltherapie in der Studie vier zusätzliche Therapien, jeweils rotierend für drei Monate. Der einjährigen Untersuchung schloss sich eine Open-Label-Phase mit weiteren drei Monaten an, in denen es den Patienten frei gestellt wurde, ob sie entweder zu ihrer ursprünglichen Medikation mit drei Arzneimitteln (Diuretikum, ACE-Hemmer/AT1-Rezeptor-Antagonist, Calciumkanalblocker) zurückkehren oder für den gleichen Zeitraum Amilorid einnehmen möchten. 144 Patienten entschieden sich für Amilorid 10 mg. 47 Patienten, die damit unzureichend therapiert waren, erhielten für weitere sechs Wochen die doppelte Dosis und 20 mg Amilorid täglich.

Warum Amilorid?

Um den Hintergrund für die Amilorid-Option zu verstehen, ist es erforderlich, die Hypothese hinter Pathway 2 zu kennen. Die Wissenschaftler postulierten, dass eine therapierefraktäre Hypertonie im Zusammenhang mit erhöhten Natriumspiegeln steht, die auf eine unangemessene Aldosteronproduktion zurückzuführen ist. Gelingt es, die Natriumspiegel zu senken, sollte – so die Theorie der Wissenschaftler – folglich auch der Blutdruck nach unten gehen.

Eine vermehrte Natriumausscheidung realisieren sowohl Spironolacton als auch das kaliumsparende Diuretikum Amilorid. Amilorid wird in Deutschland nur in Kombination mit Thiaziden eingesetzt, hinsichtlich ihrer natriumausscheidenden Effekte potenzieren sich die beiden diuretischen Wirkstoffklassen. Bei Kalium wirken Amilorid und Hydrochlorothiazid beziehungsweise Bendroflumethiazid synergistisch.

Hingegen haben die beiden anderen in der Studie untersuchten Arzneimittel Bisoprolol und Doxazosin keinen direkten Einfluss auf die Natriumspiegel. Bisoprolol hemmt allerdings die Reninfreisetzung aus den juxtaglomerulären Zellen und trägt so sekundär über Angiotensin II und dessen stimulierende Wirkung auf Aldosteron und Adiuretin zu einer Natriumretention bei.

Verstärkte Salzretention durch niedrige Reninspiegel?

Die Hypothese der Wissenschaftler beinhaltete neben erhöhten Natriumspiegeln durch inadäquate Aldosteronsekretion, dass die Hypertoniepatienten – trotz der bereits erfolgten – antihypertensiven Behandlung auch niedrige Reninplasmaspiegel aufweisen. Normalerweise steigen die Reninspiegel, wenn der Blutdruck sinkt, beispielsweise durch eine antihypertensive Therapie oder durch niedrige Salzkonzentrationen. Ein niedriger Reninspiegel würde bestätigen, dass die Hypertonie auf eine verstärkte Salzretention zurückzuführen sei.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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