Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.11.2024, 06:30 Uhr

Ampel aus, Aporeform aus – und nun? Wie viele Apotheken müssen noch sterben? (Foto: Alex Schelbert)

Ampel aus, Aporeform aus – und nun? Wie viele Apotheken müssen noch sterben? (Foto: Alex Schelbert)


Endlich, das Ampel-Desaster ist zu Ende. Die Wetten, wann und wie sich die neue Regierung bildet, laufen. Die Hoffnung auf einen neuen Bundesgesundheitsminister (m/w/d) keimt auf, aber wer weiß. Sollte die Union ihre Chance nutzen: Wir Apothekers werden sie beim Wort nehmen –  die Apotheken brauchen eine deutliche finanzielle Unterstützung. Und es muss sich rasch was tun, bevor noch mehr Apotheken für immer schließen. Derzeit gibt es nur noch rund 17.100 Apotheken. Dabei haben Apotheken noch so viel mehr Potenzial und könnten helfen, Kosten im Gesundheitswesen zu sparen. Die Politik muss sie nur lassen! 

4. November 2024

Apotheken sterben und sterben und sterben. Die letzten offiziellen Zahlen der ABDA: Ende September gab es bundesweit noch 17.187 Apotheken. Seit Jahresbeginn waren es damit weitere 384 weniger. Mein liebes Tagebuch, gut möglich, dass wir dann Ende des Jahres nur noch 17.000 Apotheken oder sogar weniger haben. Eine traurige Entwicklung für das Apothekenwesen, aber auch für die Versorgung der Patientinnen und Patienten: Die Wege zur nächsten Apotheke werden länger. Und die Politik lässt dies bisher sehenden Auges zu.

 

5. November 2024

Seit der Kündigung der Hilfstaxe Ende des vergangenen Jahres rechnen Apotheken ihre angefertigten Rezepturen gemäß der Arzneimittelpreisverordnung ab. Tja, mein liebes Tagebuch, das wird etwas teurer für die Krankenkassen, denn dort steht, so die Auslegung der Apothekerschaft, dass der Einkaufspreis der üblichen Abpackung abgerechnet wird und nicht die für die Rezeptur erforderliche Stoffmenge. Letzteres halten allerdings die Krankenkassen für richtig – und daher retaxieren sie Rezepturen. Die Apotheken wehren sich dagegen mit den von den Apothekerverbänden zur Verfügung gestellten Mustereinsprüchen, die die Kassen zurückweisen. Und jetzt: Der Deutsche Apothekerverband will den Streit vor Gericht klären lassen, er strebt eine Musterklage an. Es geht um die Frage, wie Rezepturen korrekt abzurechnen sind. Das wird spannend, mein liebes Tagebuch. Und es wird dauern, denn die Sache geht vors Sozialgericht und dort ziehen sich die Verfahren meist ziemlich lange hin. Und was passiert bis dahin?

 

6. November 2024

Es war vermutlich der letzte Protest gegen diese Apothekenreform. Nach einem Aufruf des Landesapothekerverbands Niedersachsen protestierten in Hannover dort zahlreiche Apothekenteams auf dem Bahnhofsvorplatz: Rund 500 Menschen sollen es gewesen sein. Ihr Protest wurde unterstützt von einer Reihe von Politikern. Besonders bemerkenswert: Der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi, SPD, zeigte sich solidarisch mit den Apotheken und stellte sich gegen seinen Bundesgesundheitsminister. Von der FDP war der Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle beim Protest dabei: Die Freien Demokraten im Bund werden die Apothekenreform auch weiter blockieren, bis dort keine Apotheken ohne Apotheker mehr zu finden sei, machte er deutlich. Bernd Groeneveld, Chef des LAV Niedersachsen, ist überzeugt, dass die Botschaften der Apotheken in der Politik ankommen. Auch Niedersachsens Kammerpräsidentin Cathrin Burs schloss sich den Protesten an. Schöne solidarische Geste aus Hessen: Ursula Funke, Präsidentin der Hessischen Landesapothekerkammer, war nach Hannover gereist und unterstützte die Proteste der Apothekenteams. Mein liebes Tagebuch, sie alle konnten nicht wissen, was am nächsten Tag passieren wird: das Ampel-Aus und damit aus das Aus dieser Reform. Dennoch, es war ein letztes Aufbäumen, ein Zeichen für die (nächste) Regierung: Die Apotheken brauchen finanzielle Hilfe.

 

Nach der Anhörung des Entwurfs für das „Gesetz zur Stärkung der öffentlichen Gesundheit“ im Gesundheitsausschuss des Bundestags gab es noch Änderungsanträge, die auch für Apotheken Neues bieten. Mein liebes Tagebuch, ob und wann dieses Gesetz nach dem Regierungs-Aus kommen wird, steht nun in den Sternen. Sein parlamentarischer Weg war schon weit fortgeschritten, eigentlich sollte es schon Anfang 2025 in Kraft treten. Es würde z. B. den Apotheken erlauben, weitere Schutzimpfungen mit Totimpfstoffen durchzuführen und In-vitro-Diagnostika für patientennahe Schnelltests auf bestimmte Viren anzuwenden. Außerdem war vorgesehen, die Anforderungen an die Räumlichkeiten in der Apotheke zu ändern: Es soll  klargestellt werden, dass nur „während der Durchführung von Schutzimpfungen nicht für anderweitige Zwecke genutzt werden“ dürfen. Was aus all diesen Vorhaben wird? Wir werden sehen.

 

Ebenso unklar ist, was aus dem Apotheken-Ident-Verfahren wird: Apotheken sollten Versicherte dabei unterstützen, Anwendungen der Telematikinfrastruktur zu nutzen, z. B. beim Zugang zur elektronischen Patientenakte. Die notwendige Identifizierung der Versicherten sollte über das Apotheken-Ident-Verfahren laufen und den Apotheken vergütet werden. Um Apotheken hier einzubinden, müssten Apotheken allerdings mit der erforderlichen Hardware ausgestattet werden und eine Infrastruktur parallel zur Telematikinfrastruktur aufgebaut werden, heißt es von Expertenseite. Es wurde bereits spekuliert, dass das Apotheken-Ident-Verfahren doch nicht kommt. Das Bundesgesundheitsministerium allerdings ließ verlauten, dass das Vorhaben noch etwas mehr Zeit brauche: „Apotheken-Ident soll als ergänzender Weg für die sichere Identifizierung für die GesundheitsID erschlossen werden. Daran hält das BMG weiterhin fest.“ Ob diese Aussage auch noch in der kommenden Regierung gilt?

 

Für den Gewässerschutz ist sie ein Fortschritt, die Novellierung der EU-Abwasserichtlinie. Das Parlament und der Rat der Europäischen Union haben dieser Richtlinie zugestimmt. Das bedeutet für Pharma- und Kosmetikhersteller, dass sie zukünftig an den Kosten des Ausbaus kommunaler Kläranlagen um eine vierte Reinigungsstufe zu mindestens 80 Prozent beteiligt werden. Im Klartext heißt dies: Allein der Ausbau in Deutschland wird etwa neun Milliarden Euro kosten, hinzu kommen noch jährliche Betriebskosten in Höhe von einer Milliarde Euro, so die Schätzungen. Mein liebes Tagebuch, kein Wunder, wenn die Pharma- und Kosmetikahersteller dagegen Sturm gelaufen sind: Natürlich begrüßen sie den Gewässerschutz, allerdings finden sie es als einseitige Belastung, wenn nur die Pharma- und Kosmetikaunternehmen zu Kassen gebeten werden. Auch Schadstoffe aus Pflanzenschutz- und Reinigungsmitteln, Farben und Reifenabrieb seien für die Belastungen mitverantwortlich. Mein liebes Tagebuch, die Kritik ist nachvollziehbar. Und die Folgen der Abwasserrichtlinie absehbar: steigende Preise für Verbraucher, für Krankenkassen, die Produktion vieler Wirkstoffe würde unrentabel, Marktrücknahmen wären die Folge. Nochmal: Einer besseren Abwasserreinigung kann man nur zustimmen, sie allerdings einseitig nur Pharma- und Kosmetikaherstellern aufzubürden, lässt sich nicht nachvollziehen.

 

7. November 2024

Na, mein liebes Tagebuch, was sagste dazu: Die Lichter der großen Ampel sind aus, übrig bleibt gerade noch ‘ne kleine Fußgängerampel, wie es ein FAZ-Cartoon so nett darstellt. Aber nun ja, die Koalitionskrise hat sich in den letzten Tagen zugespitzt, es musste kommen, wie es kam. Wie sich die Politik nun neu sortieren wird, ob Scholz es wirklich durchhalten kann, erst im Januar die Vertrauensfrage zu stellen, wird sich noch zeigen. Für uns Apothekers stellt sich erstmal die Frage: Was bleibt von all den Gesetzen und Regelungen übrig, von denen die Apotheken betroffen sind? Mein liebes Tagebuch, Apothekerinnen und Apotheker werden wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Gesetzeshaufen schauen (siehe auch den Kommentar „Die Karten werden neu gemischt“ von DAZ-Herausgeber Benjamin Wessinger). 
Die Apothekenreform ist, zumindest in dieser Ausgestaltung, vom Tisch, die packt jetzt keiner mehr an – und das hat sein Gutes: Die Apotheke ohne Apotheker kommt nicht. Aber einige andere Regelungen der geplanten Reform, die uns gefallen hätten, kommen dann halt auch (vorerst?) nicht, z. B. einige Vereinfachungen für den Apothekenbetrieb, den geplanten Ausbau der pharmazeutischen Dienstleistungen, Rezepturen im Filialverbund oder die Wiederzulassung von Skonti. Wobei eine neue Skontoregelung und eine Regelung für mehr Impfungen und Diagnostik-Tests in Apotheken bekanntlich vorgezogen werden sollte und mit dem Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit in Kraft treten sollte. Ob es noch eine Mini-Chance gibt, dass dieses Gesetz durchkommt, ist fraglich. Genauso fraglich ist die Situation beim Gesundes-Herz-Gesetz (GHG) und bei der Notfallreform, von denen auch die Apotheken betroffen wären. Mein liebes Tagebuch, vermutlich tut sich bei diesen Gesetzen nichts mehr, in diesen Zeiten gibt es für die Restregierung andere Prioritäten. Bleibt noch die Frage aller Fragen: Wer wird nach den Neuwahlen neuer Bundesgesundheitsminister und welcher Partei gehört er an? Wir wollen es nicht hoffen, aber ausgeschlossen ist es nicht, dass Karl Lauterbach auch einer neuen Regierung (vielleicht eine neue Große Koalition?) angehört, wo er sich bei der Vergabe der Ministerposten fürs Gesundheitsministerium stark machen könnte. Erfahrungsgemäß gehört der Posten des Bundesgesundheitsministers nicht zu den beliebteren Ämtern, so dass nicht jeder, nicht jede dieses Amt gerne übernimmt. Aber „jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, wusste schon Hermann Hesse, und vielleicht bringt ein Neuanfang auch einen neuen Gesundheitsminister   (m/w/d).

 

Die ABDA hat sich auch bereits zu Wort gemeldet. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt, dass die Lage der Apotheke ein „schnelles, politisches Handeln“ erfordere. Die ABDA werde jedenfalls gegenüber der amtierenden, aber auch gegenüber der neuen Bundesregierung deutlich fordern, die Apotheken zu stabilisieren. Mein liebes Tagebuch, recht so, ob die ABDA damit durchdringt? Hoffentlich nicht mit einer Neuauflage der Postkärtchen-Aktionen. Man sollte lauter werden!

 

Der CDU-Politiker Tino Sorge fordert nach dem Ampel-Crash „dringend einen neuen Politikstil“. Die CDU-Fraktion und er stünden dafür bereit – mein liebes Tagebuch, wir werden ihn beim Wort nehmen. Und in der Tat, ein neuer Politikstil ist überfällig. Es kann, es darf nicht noch einmal ein Bundesgesundheitsminister im Amt sein, der nicht mit den von neuen Gesetzen und Regelungen betroffenen Berufsgruppen spricht. Was sich da Lauterbach herausgenommen hat, war unsäglich!

 

Apotheken haben Zukunft, man muss nur ihr Potenzial besser nutzen – so könnte man den Kongresstag des 9. OTC-Gipfels zusammenfassen, den der Apothekerband Nordrhein veranstaltete. Die Politik müsste den Mut haben, Apotheken besser im Gesundheitswesen einzusetzen – ein Blick nach England und in die Schweiz zeigen, wie es gehen könnte. Stichworte sind z. B. „Pharmacy first“, will heißen: Versicherte gehen zuerst in die Apotheke, die eine Art Triagierung vornimmt. Die Apotheke entscheidet, ob es sich um eine Bagatellerkrankung handelt, ob Selbstfürsorge, Selbstmedikation ausreichen oder der Gang zum Arzt oder ins Krankenhaus angezeigt ist. Der Effekt fürs Gesundheitssystem liegt auf der Hand: Kosteneinsparungen. Auch mehr Impfungen in Apotheken und Apotheken mit assistierter Telemedizin bringen Vorteile für Versicherte und können dem System helfen, Kosten zu sparen. Keine Frage, auch mehr  Selbstmedikation bringt’s. Chancen liegen auch in Switches, also weiteren Entlassungen von Rx-Arzneimitteln aus der Verschreibungspflicht. Den Apotheken stehen dadurch hochwirksame Arzneimittel für die Selbstmedikation zur Verfügung – das spart Arztbesuche und bringt Kundenbindung. Eine Studie zeigt: Jeder Euro, der in Deutschland für Selbstmedikation  ausgegeben wird, spart der gesetzlichen Krankenversicherung im Durchschnitt knapp 14 Euro. Mein liebes Tagebuch, warum lässt die Politik dieses Potenzial ungenutzt? Den aktuellen Bericht dazu gibt's in der nächsten DAZ.


8. November 2024

Spannend sind Wahlen bei unserer Standesführung selten. Meist wird schon im Vorfeld ausbaldowert, wer welchen Posten übernehmen will, soll, kann – und meist kommt’s dann auch so. Bei den bevorstehenden Wahlen für den neuen Vorstand des Deutschen Apothekerverbands (DAV) gibt’s allerdings noch ein kleines bisschen Spannung. Denn nach der ab 2025 geltenden neuen Satzung gibt es keinen 17-köpfigen „geschäftsführenden Vorstand“ mehr, sondern nur noch einen fünfköpfigen Vorstand. Und für diese fünf Sitze kandidieren diesmal, oh Wunder, sechs Personen: Hans-Peter Hubmann (der derzeitige Vorsitzende), Anke Rüdinger (die stellvertretende DAV-Vorsitzende, Berliner Apothekerverein) und Tatjana Zambo (LAV Baden-Württemberg). Außerdem stellen sich Jan-Niklas Francke (Apothekerverband Rheinland-Pfalz) und Thomas Preis (Apothekerverband Nordrhein) zur Wahl. Last but not least hat auch Thomas Dittrich (Sächsischer Apothekerverband) seinen Hut wieder in den Ring geworfen, er war bereits bis April 2023 Vorsitzender des DAV und trat dann aus gesundheitlichen Gründen zurück. Mein liebes Tagebuch, dann kann sich das Karussell am 4. Dezember mal drehen und wir werden sehen, wer keinen Platz ergattert. So viel scheint schon mal klar: Hubmann und Rüdinger wollen wieder die Führung übernehmen.

 

Mein liebes Tagebuch, wann kommt denn nun eine richtige Apothekenreform? Wann könnte die Apothekerschaft damit rechnen? Ganz einfach: Werfen Sie einen Blick in die magische Glaskugel. Im Ernst: Hier eine Prognose zu wagen, ist mehr als gewagt. Aber klar, man kann es tun. Da wäre zuerst die  Neuwahl, dann die Regierungsbildung – das zieht sich wohl bis in den Herbst. Die harte Regierungsarbeit könnte im Spätherbst 2025 beginnen, wobei die Apothekenreform mit Sicherheit nicht an erster Stelle steht. Ganz so schnell wird ein neuer Entwurf der Apothekenreform also nicht kommt, es gibt für die Regierung dringlichere Probleme. Vermutlich, und dies liegt im Bereich des Möglichen, ist erst 2026, vielleicht im Frühjahr, damit zu rechnen. Ist die CDU/CSU federführend, besteht Hoffnung, dass das Fixhonorar „um einen angemessenen Betrag“ angehoben wird. Aber wer weiß, welche finanziellen Probleme es bis dorthin gibt und die Kassen der Krankenkassen noch klammer sind. Der Widerstand der Apotheken wird wachsen, falls kein Honorar fließt. Und eine Reform wird sich hinziehen – vielleicht 2027? Und bis dorthin könnten wir weitere 1000 Apotheken weniger haben. Aber vielleicht hat die neue Regierung ja auch ein Einsehen und zieht einige dringliche Regelungen zu Apothekenhonorierung vor und  packt sie in andere Gesetze, die früher verabschiedet werden. Mein liebes Tagebuch, alles ist mögilch, anything goes. Wir lassen uns den Glauben an die Pharmazie, an die Apotheke nicht nehmen.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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10 Kommentare

Wunschministerin Frau Gerlach

von Dr. Radman am 10.11.2024 um 14:55 Uhr

Ich gehe davon aus, dass Prof. KL die neue Bundesregierung nicht angehören wird. Jeder hat gesehen, wie er das Gesundheitssystem systematisch zerstört hat. Alles, was er angefasst hat ist nicht besser sondern schlechter geworden. Ich hoffe mal, dass die BMG an die CSU geht und Frau Gerlach übernimmt. Das wäre ein Zugewinn für Deutschland.

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Protesttag in Hannover

von Christine Zentgraf am 10.11.2024 um 12:50 Uhr

Leider scheint sich auch in Niedersachsen in Apothekenkreisen eine gewisse Protestmüdigkeit ausgebreitet zu haben, ich hatte auf mehr als 500 Teilnehmer gehofft. Umso mehr Danke an die Kollegen, die für uns alle nach Hannover gefahren sind! Übrigens länderübergreifend, nicht nur die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke war anwesend, auch der protestfreudige hessische Apothekerverband war aus Solidarität mit den Vorständen Jeanett Wetzel und Dr. Stefan Räuber, dem ehemaligen langjährigen Vorstandsmitglied Kornelia Hellmuth sowie Dr. Schamim Eckert angereist, um die niedersächsischen Kollegen zu unterstützen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

einfach wird es nicht !

von Martin Didunyk am 10.11.2024 um 10:42 Uhr

Außerhalb unserer Apotheken-Blase dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass für die kommende Regierung aufgrund der Demographie das Gesundheitswesen noch stärker im Fokus stehen müsste, als für die aktuelle.

Es wird darum gehen, die Leistungsansprüche zurückzufahren und marktwirtschaftliche Steuerungsinstrumente im planwirtschaftlich - bedingt funktionsfähigen - Gesundheitswesen zu verankern. Und gerade hier haben wir Besitzstandswahrer vom Feinsten !

Die Aufgaben werden also nicht einfach sein.

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: einfach wird es nicht , vor allem ohne Analyse

von Reinhard Rodiger am 10.11.2024 um 12:30 Uhr

@ M.Diidunyk

Nicht das Fehlen marktwirtschaftlicher Prinzipien, sondern deren Übertreibung sind Ursache der jetzigen Lage.
Die Ökonomisierung der Medizin und damit Renditefocussierung wurde übertrieben. Die Reize wurden falsch gesetzt und konsequent marktwirtschaftlich genutzt.
Durchgesetzt hat sich , was unabweisbar ,, machtgesteuert oder selektiv nutzbar war. UNABWEISBAR waren extrem teure Therapien für extrem seltene oder „populäre“ Krankheiten.
MACHTGESTEUERT war die Entwertung der Basistherapien,
Privatisierung von KH, Unterbewertung der Dienstleistungen in sozialen/versorgungsrelevanten Bereichen.
SELEKTIV genutzt wurden ertragreiche Operationen , sehr marktwirtschaftlich.
Bezahlt wurde, was den gesetzten Reizen und nicht der breiten Notwendigkeit entsprach. Platt gesagt, der Alltag wurde vergessen , sozusagen das Schmieröl. Das war auch unser gravierender Fehler . Auf Grund ungleicher Verteilung von Menschen ,Kaufkraft , Krankheiten und Infrastruktur können rein marktwirtschaftliche Prinzipien nicht ausreichen. Vor allem dürfen sie nicht mit Willkür vermischt werden. Also, ohne Revision der Machtverhältnisse und Respekt für asymmetrische Märkte wird es nicht gehen.Die Zuordnung von Macht bestimmt, nicht der Sinn oder die Notwendigkeit.

Sicher, das Gesundheitswesen steht im Focus.
Die gigantische Menge an Klärungsbedarf bietet eine Chance für den Wiedereintritt in die Debatte zur Deutungshoheit. Wir sind eben kein integraler Bestandteil des Gesundheitswesens.
Zurückfahren der Leistung ist zuwenig , Rationierung ist nicht der erste Schritt .Eher eine Umwertung der Werte. Wie kann das Gesundheitswesen ohne Kommerzialisierung an den falschen Schnittstellen gedacht werden?


AW: einfach wird es nicht

von Anita Peter am 10.11.2024 um 12:46 Uhr

Der Staat soll aus der GKV endlich eine Versicherung für Beitragszahler (!) machen, dann ist ALLES bezahlbar. Wenn der Staat die Kassen zwingt versicherungsfremde Leistungen zu übernehmen, sich aber beim finanziellen Zuschuss einen schlanken Fuß macht, dann kollabiert dieses System eben.Eine Rückführung auf maximal 5 Kassen im GKV Bereich würde euch dringend anstehen.

AW: einfach wird es nicht

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2024 um 13:35 Uhr

Lindner hat für das Gesundheitswesen nicht mehr Geld vorgesehen, sondern auch er sprach von Effizienzreseven. Ich nehme an, das dies auch die Sicht der Union ist.
Daher können sich alle, die mit dem Gesundheitswesen zu tub haben, sei es als Leistungsanbieter, sei es als Kranker, warm anziehen. Wenig (er) Geld für die einen, schwierigen Zugang für die anderen. Mir macht das Angst.

HAV in Niedersachsen

von Udo am 10.11.2024 um 10:40 Uhr

6. November: nicht nur Ursula Funke ist (Wahlkampf oder einfach nur schlechtes Gewissen aufgrund der Versäumnisse des LAK Hessen Vorstand) , allein nach Niedersachsen aufgebrochen, auch der hessische Apothekerverband HAV als auch Liste 7 war mit der künftigen Kammerpräsidentin Schamim Eckert anwesend. Dort zeigten die hessische Basis mal wieder Solidarität, die wir am 2. Oktober 2023 seitens Frau Funke schmerzlich vermisst haben. Mittlerweile scheint sie auch auf dem Zug aufgesprungen. Zum Dazulernen ist es zu spät,, für eine weitere Legislaturperiode im „weiter so im Funke Stil“ allerdings schon :)

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: HAV in Niedersachsen

von Jörg Wemsewitz am 10.11.2024 um 11:34 Uhr

Na dann brauchen die Hessen ja garnicht mehr zu wählen, wenn das alles so klar ist. Und den ganzen Spam von denen auf Facebook brauchen wir dann auch nicht mehr deutschlandweit zu ertragen.

Aber wird wirklich alles besser, wenn der HAV, der zumindest aus der Ferne betrachtet fest in der Hand von zwei Großapothekern ist, die vom Fremdbesitz träumen, die Kammer übernehmen mit ihrer Gallionsfigur.

Gott bin ich froh in Nordrhein zu sein. Mir war nicht klar, wie gut wir es mit Hoffmann und Preis hier haben.

.

von Anita Peter am 10.11.2024 um 7:44 Uhr

Die ABDA hat in dieser Legislaturperiode grandios versagt. Statt einer Honorarerhöhung und Sicherstellung einer Planungssicherheit mussten wir eine Erhöhung des Kassenabschlags hinnehmen ( "Damit kommt Lauterbach nicht durch... ) und ein empfindliches Skonto Urteil hinnehmen.

Ausser haltlosen Drohungen ( Geheimer Eskalationsplan ) kam von der ABDA auch sonst nur heiße Luft.

Nicht die Politik, die ABDA ist der Sargnagel für die öffentlichen Apotheken!

Ich empfehle nachstehende Artikel zur Lektüre, der wunderbar zeigt, wie sich Deutschland immer schneller in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Supergau hineinbewegt. Der letzte Satz des polnischen Arztes ist die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Deutschland hat seinen Anspruch als Leistungsgesellschaft aufgegeben.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article254421640/Migration-und-Arbeitsmarkt-Wichtige-Arbeitskraefte-gehen-wieder-Deutschland-laedt-aus-statt-einzuladen.html

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: .

von Jörg Wemsewitz am 10.11.2024 um 11:52 Uhr

Vollkommen richtig.
Als Tiger gestartet und als Bettvorleger geendet. Ich glaube, so kann man die ABDA-Kampagne zusammenfassen.
Es fing ja im Juni 2023 nicht schlecht ab. Aber die ABDA hatte irgendwie nicht die Idee, dass Lauterbach stur bleiben kann.

Zum Glück hat die FDP uns geholfen, wie viel Einfluß die ABDA darauf hatte weiß ich nicht. Aber Frau Stark-Watzinger, die ich vorher eigentlich kaum kannte, hat Mut bewiesen. Ich würde vermuten, dass sowas über den Landesverband von ihr eingefädelt wird. In Hessen gab es ja auch eine sehr lebendige Stunde im Landtag dazu.

Lindner hat dann Fakten geschaffen. Mann kann ja von den Berliner Verhältnissen halten was man will, aber Lindner hat uns damit echt geholfen. Das ApoRG ist tot.

Was nun? Wir müssen jetzt aufs Gas drücken. Politische Gespräche führen. Ich kann nur hoffen, dass die ABDA auf das Regierungsaus vorbeiredet ist. Dass das früher oder später kommen würde, war absehbar.
Wir müssen unsere Forderungen ins Wahlprogramm bekommen, wenn im Idealfall, Wahlprogramm ->Koalitionsvertrag -> Regierungshandeln.
Und in Zeiten knapper Kassen, wird eine Fixumserhöhung zu bekommen, schwieriger denn je.

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