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Krankenhauspharmazie: „Die Zeichen stehen günstig“
Der Bundesverband Deutscher Krankenhauspotheker hat einen neuen Präsidenten: Professor Dr. Frank Dörje aus Erlangen löst seit dem ADKA-Kongress am vergangenen Wochenende in Stuttgart Rudolf Bernard an der ADKA-Spitze ab. Dörjes Schwerpunkt: Stationsapotheker etablieren – und nie waren die Zeiten günstiger hierfür.
„Es war nie langweilig, es hat Spaß gemacht in diesem Team zu arbeiten“, sagt Rudolf Bernard. Mit diesen Sätzen endet die Ära Bernards als Präsident des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) und es beginnt die eines neuen ersten ADKA-Voritzenden: Für die nächsten zwei Jahre wird Professor Dr. Frank Dörje aus Erlangen die Geschicke der Krankenhausapotheker leiten. Dieser Wechsel untermauert – auf Verbandsebene – somit fast ein Stück das Leitmotiv des diesjährigen ADKA-Kongresses in der vergangenen Woche in Stuttgart: „Patientenindividuelle Krankenhauspharmazie – heute und morgen“.
Lieferengpässe erfolgreich „beackert“
Jeder Präsident setzt eigene Schwerpunkte und treibt bestimmte Krankenhausapothekersorgen und -projekte mit ganz besonderem Eifer voran. Rudolf Bernard engagierte sich während seiner Präsidentschaft unermüdlich beim leidigen Thema der Lieferengpässe, welche die bundesweiten Krankenhausapotheken pausenlos auf Trab halten. Mit Erfolg. So haben haben die Krankenhausapotheker beim Thema der Lieferengpässe tatsächlich maßgebliche Ziele erreicht und ihre Forderungen durchgesetzt: Eine unverzügliche Informationspflicht seitens der Hersteller ist mit dem AMVSG (Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz) im vergangenen Jahr in Kraft getreten – auch wenn bedauerlicherweise wohl bislang nicht alle Pharmaunternehmen dieser neuen Pflicht nachkommen. Die zweite Forderung, die für Krankenhausapotheker im Rahmen lästiger Lieferengpässe zumindest eine teilweise Erleichterung schafft: § 73 AMG-Importe dürfen in angemessenem Umfang an Lager gehalten werden.
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Offen ist allerdings nach wie vor die Lagerhaltungspflicht der pharmazeutischen Industrie – wie sie auch Großhändler, Krankenhausapotheken und öffentliche Apotheken zu leisten haben. Auch auf die Meldepflicht ans BfArM-Register und einen gesetzlich im Arzneimittelgesetz verankerten Lieferanspruch für Krankenhausapotheken hat die ADKA bislang erfolglos gepocht.
Ganz von der To-do-Liste der Krankenhausapotheker werden die Lieferengpässe folglich auch in den nächsten Jahren nicht verschwinden. Der neue ADKA-Präsident möchte seine Energien vorwiegend jedoch auf ein anderes, nicht minder wichtiges Feld der Krankenhausapotheker, konzentrieren.
Dörje will „bestmögliche interprofessionelle Zusammenarbeit“
Professor Frank Dörje will in seiner Amtszeit gezielt die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern voranbringen. Dass diese den Krankenhausapothekern in besonderem Maße am Herzen liegt, zeigte sich bereits beim ADKA-Kongress im vergangenen Jahr in Würzburg. 2017 ging die ADKA-Ehrennadel, deren Träger bislang ausnahmslos Krankenhausapotheker waren, als Novum an den Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Professor Wolf-Dieter Ludwig, „einen engagierten Vertreter des Heilberufes“, so Bernard damals, mit dem Apotheker im Krankenhaus am engsten zusammenarbeiten – oder zumindest zusammenarbeiten sollten. Genau hier will der neue ADKA-Präsident anknüpfen.
In meiner Präsidentschaft werde ich persönlich aber auch sicher wir gemeinsam bestrebt sein unsere interprofessionelle Zusammenarbeit weiter auszubauen.
ADKA-AkdÄ-Symposium: „Klinischer Apotheker und sein Wirken“
In den kommenden zwei Jahren seiner Amtszeit will Dörje „besondere Anstrengungen unternehmen, um noch sichtbarer vernetzt und noch interprofessioneller zum Wohle der Arzneimitteltherapiesicherheit der Patienten zusammenarbeiten“ – und hat bereits konkrete Pläne. So will er die schon bestehende besonders enge Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft weiter intensivieren: Die ADKA veranstaltet gemeinsam mit der AkdÄ ein erstes Fortbildungssymposium zum Thema „Klinischer Apotheker und sein Wirken“. Es findet noch in diesem Jahr, am 12. November 2018, in Hamburg statt.
Personalmangel, Interprofessionalität, Qualität: Günstige Voraussetzungen für Stationsapotheker
Hängen über der Zukunft der öffentlichen Apotheken seit dem EuGH-Urteil vom Oktober 2016 scheinbar lückenlos schwarze Wolken, zeichnet Dörje für Krankenhausapotheker und deren Zukunft im Gegensatz hierzu ein äußerst positives Bild. Dörje freut sich über eine allgemein steigende Zahl an Krankenhausapothekern, die in deutschen Klinikvollapotheken tätig sind. „Die Zeichen für die Zukunft stehen günstig“. Nicht zuletzt sieht Dörje auch in der jüngst in Niedersachsen beschlossenen Gesetzesinitiative zum dortigen flächendeckenden Einsatz von Stationsapothekern einen wichtigen Schritt für das Futurum der Krankenhausapotheker. Er hofft, dass Niedersachsen bei Stationsapothekern eine Vorbildfunktion für die übrigen Bundesländer übernimmt – und die Gesundheitsministerkonferenz der Länder im Juni in Düsseldorf dies auch bundesweit umsetzt. „Wir haben heute bereits mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen die auf der Station im Bereich Medikationsmanagement arbeiten. Diese Entwicklung gilt es wirksam zu fördern“, sagt der frisch gewählte Präsident.
Auch der Chef der ADKA-Projektgruppe „Stationsapotheker“, Dr. Holger Knoth, Leiter der Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums Carl-Gustav Carus in Dresden, betont die guten Rahmenbedingungen für das Vorantreiben und die Etablierung von Stationsapothekern: „Noch nie war es günstiger als heute“, ist er überzeugt. Grund sind aus seiner Sicht drei Punkte: Personalmangel, eine zunehmend gewünschte Interprofessionalität und nicht zuletzt der Ruf nach mehr Qualität bei der Arznemitteltherapiesicherheit.
Kein Mangel an Krankenhausapothekern
Eine häufige Frage: Wo sollen all die Apotheker herkommen, die nun vielleicht und plötzlich als Stationsapotheker eingesetzt werden sollen? Diese Furcht teilt die ADKA nicht. Zum einen steige die Zahl Apotheker, die in den bundesweiten Kliniken arbeiten, zum anderen sollte es bei über 63.000 berufstätigen Apothekern und bei 15.000 Pharmaziestudierenden eigentlich kein Problem sein, in den nächsten Jahren pro Jahr 100 Stationsapotheker zu gewinnen. Zumal gerade die „Stationsarbeit“ innerhalb der Tätigkeitsfelder einer Krankenhausapotheke begehrt ist – und die bislang noch raren Stellen nie unbesetzt bleiben.
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