Asthma-Exazerbationen

Inhalative Cortison-Dosis besser nicht erhöhen

Stuttgart - 19.04.2018, 15:30 Uhr

Die Allergiesaison ist für viele Asthma-Patienten die Zeit, in der sie ihre Therapie intensivieren müssen, weil Exazerbationen drohen. (Foto: WavebreakMediaMicro / stock.adobe.com)

Die Allergiesaison ist für viele Asthma-Patienten die Zeit, in der sie ihre Therapie intensivieren müssen, weil Exazerbationen drohen. (Foto: WavebreakMediaMicro / stock.adobe.com)


Fünffache ICS-Dosis bei Kindern nicht sinnvoll

In einer der im New England Journal of Medicine im März erschienenen Studien wurden 254 Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit mildem bis moderatem Asthma untersucht. Alle diese Patienten hatten im vorausgehenden Jahr mindestens eine Asthma-Exazerbation erlitten und erhielten eine Erhaltungstherapie mit niedrig dosierten ICS. Bei ersten Anzeichen einer Asthma-Exazerbation wurden die Patienten zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt: Die eine Gruppe erhielt weiterhin ihre bisherige Basistherapie (niedrige ICS-Dosis), während die andere Gruppe die fünffache ICS-Dosis erhielt. Im Fall einer folgenden voll ausgeprägten Asthma-Exazerbation wurden orale Glucocorticoide verabreicht.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die fünffache ICS-Dosis Exazerbationen nicht reduziert. Auch die Asthma-Symptome und der Einsatz von SABA konnten nicht reduziert werden. Ebenso verlängerte die hohe ICS-Dosis nicht die Zeit bis zum vollen Aufflammen der Exazerbationen.

Die Gesamtexposition gegenüber Glucocorticoiden lag in der Hochdosis-Gruppe um 16 Prozent höher. Unter diesen Kindern beobachtete man geringere Wachstumsraten (0,23 cm pro Jahr).

Professor Philip Bardin, von der australischen Monash Universitiy und vom Monash Medical Centre, hat die Ergebnisse der Studie für das New England Journal of Medicine eingeordnet: Es handle sich um eine vorbildliche Studie, die zeige, dass eine ICS-Dosiseskalation in der Exazerbationsprävention – bei Kindern mit frühen Symptomen des Verlusts der Asthma-Kontrolle – versagt.

Vierfache ICS-Dosis bei Erwachsenen erscheint auch nicht sinnvoll

Die andere der im New England Journal of Medicine im März erschienenen britischen Studien hält Bardin für komplexer und kontroverser. Darin wurden Erwachsene und Jugendliche mit Asthma untersucht. Die Patienten wurden zufällig, jedoch nicht verblindet, in zwei Behandlungsgruppen eingeteilt: Die Patienten der einen Gruppe sollten ihre ICS-Dosis vervierfachen, während die andere Gruppe ihre gewohnte ICS-Dosis fortführte. Zudem wurden alle Patienten angewiesen, zur Symptom-Kontrolle SABA einzusetzen. Im Ergebnis erlitten 45 Prozent der Gruppe mit der vierfachen ICS-Dosis im Folgejahr eine schwere Exazerbation. In der Gruppe, die ihre bisherige ICS-Dosis fortführte, waren 53 Prozent von Exazerbationen betroffen. Nebenwirkungen im Bereich der oberen Atemwege traten hingegen in der Gruppe mit vierfacher ICS-Dosis häufiger auf.

Den Nutzen der Dosissteigerung hält Bardin damit für strittig: Die Studien-Autoren waren davon ausgegangen, Exazerbationen um 30 Prozent reduzieren zu können, konnten mit der Studie jedoch nur eine Reduktion um 19 Prozent zeigen. Um Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen zu können, seien weitere Studien erforderlich. 

Bardin hält es für offensichtlich, dass hohe ICS-Dosen Asthma-Exazerbationen nicht vorbeugen – wenn, dann nur in Patienten-Subgruppen. Die Auslöser für Asthma-Exazerbationen seien sehr heterogen, zudem seien die Zusammenhänge mit den zugrundeliegenden Asthma-Typen nicht verstanden. Als einen Lösungsansatz sieht Bardin, Asthma-Exazerbationen nach ihren mutmaßlichen Ursachen zu kategorisieren. 

Zu einem ähnlichen Ergebnis, wie die beiden aktuellen Studien, kam bereits 2016 ein Cochrane-Review.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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