Vierfache ICS-Dosis
bei Erwachsenen erscheint auch nicht sinnvoll
Die andere der im New England Journal of Medicine im März erschienenen britischen Studien hält Bardin
für komplexer und kontroverser. Darin wurden Erwachsene und Jugendliche mit
Asthma untersucht. Die Patienten wurden zufällig, jedoch nicht verblindet, in
zwei Behandlungsgruppen eingeteilt: Die Patienten der einen Gruppe sollten ihre
ICS-Dosis vervierfachen, während die andere Gruppe ihre gewohnte ICS-Dosis
fortführte. Zudem wurden alle Patienten angewiesen, zur Symptom-Kontrolle SABA
einzusetzen. Im Ergebnis erlitten 45 Prozent der Gruppe mit der vierfachen
ICS-Dosis im Folgejahr eine schwere Exazerbation. In der Gruppe, die ihre
bisherige ICS-Dosis fortführte, waren 53 Prozent von Exazerbationen betroffen.
Nebenwirkungen im Bereich der oberen Atemwege traten hingegen in der Gruppe mit
vierfacher ICS-Dosis häufiger auf.
Den Nutzen der Dosissteigerung hält Bardin damit für
strittig: Die Studien-Autoren waren davon ausgegangen, Exazerbationen um 30
Prozent reduzieren zu können, konnten mit der Studie jedoch nur eine Reduktion
um 19 Prozent zeigen. Um Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen zu können,
seien weitere Studien erforderlich.
Bardin hält es für offensichtlich, dass hohe ICS-Dosen
Asthma-Exazerbationen nicht vorbeugen – wenn, dann nur in Patienten-Subgruppen.
Die Auslöser für Asthma-Exazerbationen seien sehr heterogen, zudem seien die Zusammenhänge
mit den zugrundeliegenden Asthma-Typen nicht verstanden. Als einen
Lösungsansatz sieht Bardin, Asthma-Exazerbationen nach ihren mutmaßlichen
Ursachen zu kategorisieren.
Zu einem ähnlichen Ergebnis, wie die beiden aktuellen
Studien, kam bereits 2016 ein Cochrane-Review.
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