Aus Pflanzenabfall

Neues Verfahren zur Artemisinin-Gewinnung 

Berlin - 21.02.2018, 17:50 Uhr

Max-Planck-Forscher aus Magdeburg und Potsdam wollen Artemisinin in Zukunft kostengünstiger produzieren.(Foto: imago / manfred Ruckszio)

Max-Planck-Forscher aus Magdeburg und Potsdam wollen Artemisinin in Zukunft kostengünstiger produzieren.(Foto: imago / manfred Ruckszio)


Der natürliche Prozess beschleunigt

Bei den Max-Planck-Forschern ist die Freude über ihre Entdeckung aber erst einmal groß. Den Schlüssel zur Verbesserung der bisherigen Methode zur Artemisinin-Gewinnung fand die 27-jährige Doktorandin Susanne Triemer am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg. Die Chemieingenieurin kopierte und beschleunigte sozusagen den natürlichen Prozess, den die einjährige Beifuß-Pflanze in der Natur zur Synthese von Artemisinin anwendet. Ausgangsstoff ist ein in der Pflanze enthaltener Vorläufer der Artemisininsäure, die Dihydroartemisininsäure. Für die industrielle Gewinnung des Wirkstoffs aus geernteten Pflanzen nutzte Triemer Licht, Luft und Chlorophyll, das als Photosensitizer dient. Das dauere weniger als 15 Minuten, heißt es. Das Verfahren ist nach Angaben der Wissenschaftler wesentlich effizienter als die bisherige Technik.

Artemisinin 

Artemisinin zerfällt bei hohen Eisenkonzentrationen, wie sie in  Erythrozyten, aber auch in Plasmodien vorkommen, in freie Radikale. Verantwortlich dafür ist die Peroxidstruktur der Substanz. Daher beruht ein Teil der Wirkung von Artemisinin vermutlich auf einer Abtötung der Plasmodien durch freie Radikale. Darüber hinaus scheinen Artemisinin und seine Derivate einen ATP-abhängigen Calciumtransporter (PfATP6) in der Zellmembran der Plasmodien zu hemmen. 

„Anbau vor Ort wäre sinnvoller gewesen“

Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung wollen die Forscher mit einem Start-Up im US-Staat Kentucky sofort in die Praxis umsetzen. Ab 2019 werde dort auf 2500 Hektar Beifuß angebaut, der Wirkstoff werde nach der Ernte auch dort gewonnen. Geht die Rechnung auf, sollen dort in Zukunft 15 000 Hektar Beifuß angebaut werden. 

Jürgen May vom BNITM hätte es sinnvoller gefunden, eine verbesserte Produktion von Artemisinin in Entwicklungsländern anlaufen zu lassen, die gegen Malaria kämpfen. „Ich weiß, das ist nicht einfach“, sagt er. Anbau, Ernte und Verarbeitung von Beifuß-Pflanzen hält er aber für machbar. „Bei den Kentucky-Plänen müssen Entwicklungsländer die Medikamente immer noch aus dem Ausland einkaufen“, kritisiert er.



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