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Anonyme Briefe
Staatsanwaltschaft ermittelt zu Gewaltdrohungen im Zyto-Skandal
Im Fall der Bottroper Zyto-Apotheke soll eine anonyme Person Briefe verschickt haben, in denen Teilnehmern einer Demonstration am kommenden Mittwoch gedroht wurde. Die Polizei hat daher den Staatsschutz benachrichtigt. Außerdem sollen Apotheken-Mitarbeiter laut den Schreiben Morddrohungen erhalten haben, Anzeige wurde jedoch offenbar nicht gestellt. Derweil belastet eine weitere PTA den Apotheker Peter S. vor Gericht.
Im Bottroper Skandal um laut Anklage unterdosierte Arzneimittel hat eine anonyme Person Briefe unter anderem an die ehemaligen Mitarbeiter der Apotheke geschickt, die den Fall ins Rollen gebracht haben. Der Apotheker Peter S. sei „kein Mörder“, heißt es in einem DAZ.online vorliegenden Schreiben, über das zuerst das Recherchebüro Correctiv berichtet hatte: Es wettert gegen die Whistleblower, die Medienberichterstattung sowie die Ermittlungen gegen S. „Unsere Staatsanwaltschaft ist nicht in der Lage, eine saubere Razzia durchzuführen und möchte dennoch jemanden auf dem Scheiterhaufen brennen sehen“, erklärt die Person.
Gleichzeitig bedroht sie die Teilnehmer der Demonstrationen, die seit Herbst 2017 monatlich an den Zyto-Skandal erinnern sollen. Denn die derzeitigen Mitarbeiter der früheren Zyto-Apotheke „werden regelmäßig bedroht“, heißt es in dem Schreiben: Es gebe „Morddrohungen, Bombendrohungen usw.“, ein Beweisvideo liege vor. „Die Mitarbeiter haben ebenfalls Familien und einige Familienmitglieder verteidigen ihre Familien bis aufs Blut“, erklärt die unbekannte Person. Diese hätten „herausragende körperliche Eigenschaften“, heißt es in dem Schreiben. „Also bei der nächsten ach so stillen Demo, aufgepasst!“
Staatsschutz ist informiert
Von Drohungen gegen Mitarbeiter der Apotheke sei ihr nichts bekannt, erklärt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Essen auf Nachfrage. „Meines Wissens liegen keine entsprechenden Anzeigen vor“, betont sie. Doch lägen Strafanzeigen in Bezug auf die Drohbriefe vor. „Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet und prüfen derzeit noch den strafrechtlichen Gehalt der Briefe“, erklärt die Sprecherin. Falls eine Straftat anzunehmen ist, werde der Urheber der Briefe ermittelt.
Wie ein Sprecher der Polizei Recklinghausen gegenüber DAZ.online mitteilt, wurde auch der Staatsschutz über den Fall informiert – ob dort Ermittlungen aufgenommen werden hänge von der staatsanwaltschaftlichen Bewertung ab. Für die morgige Demonstration sehe die Polizei keine besonderen Gefahren, erklärt der Sprecher. „Wir gehen davon aus, dass die Veranstaltung am Mittwoch genauso friedlich verläuft wie die vorangegangene“, sagt er. Die Organisatorin der Demo Heike Benedetti betont, sie habe nie daran gedacht, die Demo nicht durchzuführen. „So eine armselige Drohung macht mir keine Bange“, erklärt sie auf Nachfrage. „Im Gegenteil, es werden – so wie es aussieht – noch mehr Menschen kommen.“
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