Neuer Honorarvorschlag aus Schleswig-Holstein

Ein Fonds zur Finanzierung der OTC-Beratung

Süsel - 03.01.2018, 09:20 Uhr

Auch zu OTC muss beraten werden. Das könnte auch auch aus dem Festzuschlag gedeckt werden, findet der Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein Jaschkowski. (Foto: Schelbert /DAZ)

Auch zu OTC muss beraten werden. Das könnte auch auch aus dem Festzuschlag gedeckt werden, findet der Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein Jaschkowski. (Foto: Schelbert /DAZ)


Fondskonzept für OTC und Strukturen

Damit widersprach Jaschkowski dem Konzept der Gutachtens, die Apothekenkosten anhand der Packungen aufzuteilen. Außerdem leitete er daraus einen neuen Vorschlag für die Honorarverteilung ab: Auch wenn die Honorareinnahmen an die Abgabe von Rx-Arzneimitteln gekoppelt seien, sollte insbesondere die Beratungsleistung für OTC-Arzneimittel mehr honoriert werden, forderte Jaschkowski. Dazu könnte ein Teil des Festzuschlags in einen Strukturfonds nach dem Vorbild des Notdienstfonds fließen. Dieses Geld könnte dann teilweise anhand der Zahl der abgegebenen OTC-Packungen und teilweise als Strukturbeitrag für alle Apotheken ausgeschüttet werden. Wenn dieser Strukturbeitrag in ländlichen Räumen höher wäre, könnte damit die flächendeckende Versorgung gefördert werden. So könnten beispielsweise Botendienste besser finanziert werden.

Geschichte der Fondsidee

Auf die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten von Honorarfonds hatte DAZ-Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn bereits im Mai 2017 aufmerksam gemacht (siehe „Ein neuer Weg zum sicheren Ertrag?“, DAZ 2017, Nr. 20, S. 26). Im November hatte die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Overwiening, vorgeschlagen, eine Teil des Festzuschlags über einen Fonds zu verteilen und die Auszahlung an Qualitätskriterien zu orientieren. Dies hatte vielfältige Kritik ausgelöst, insbesondere weil für das bereits etablierte Honorar möglicherweise zusätzliche Leistungen erbracht werden müssten. Dagegen knüpft der Vorschlag von Jaschkowski an Leistungen, die ohnehin erbracht werden. 

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Ihm gehe es insbesondere darum, den Versorgungsauftrag für alle Arzneimittel angemessen zu honorieren, betonte Jaschkowski gegenüber DAZ.online. Denn durch die Preisfreigabe und den folgenden Preiswettbewerb bei OTC-Arzneimitteln sei dieser Bereich aus dem Blickfeld geraten. Die Alternative sei, die Preisbindung für OTC-Arzneimittel wieder einzuführen, argumentierte Jaschkowski. Insgesamt erwartet er nach der Veröffentlichung des Honorargutachtens nun eine intensivere Diskussion unter den Apothekern über eine zukunftssichere Honorierung.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Hochriskanter Vorschlag

von Sylvia Trautmann am 03.01.2018 um 19:44 Uhr

WEnn sich auf Grund des Honorargutachtens jede Apothekenkammer und jeder Verband mit eigenen Honorarvorschlägen in der Diskussion hervor tut, ist das nicht nur eine extrem gefährliche, sondern auch naive Profilierungssucht, die die Uneinigkeit des Berufsstandes offen zeigt. 80 % des Umsatzes in Apotheken werden durchschnittlich mit Rx Arzneimitteln gemacht. Der daraus gewonnene Rohgewinn reicht bei der Mehrzahl der Apotheken gerade mal, um die Betreibskosten zu decken! Wer hier mitrechnet wird feststellen, dass dieser Vorschlag von Apothekern gekommen ist, die sich in ihrer eigenen Ökonomie nur sehr schlecht auskennen. EIn wirklich dämlicher und politisch extrem schädlicher Vorschlag. Bitte vorher nachrechnen und überlegen, was die Folgen eines solchen Vorschlages sind.

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AW: Hochriskanter Vorschlag - Kinderrezepte nicht vergessen

von M. Bastrop am 04.01.2018 um 7:55 Uhr

Auch ich halte nichts von Fonds, weil auf dem Weg der Verwaltung dieser Fonds eine ganze Menge an Geld verloren geht und eine wirklich gerechte Verteilung nicht realistisch erscheint. Außerdem ist dies erneut mehr Bürokratie. Wir haben einmal vergessen, den Notdienstfond-Beleg rechtzeitig zu versenden - ca. 50€ Strafe - sehr ärgerlich.

Was mir bei der ganzen Diskussion fehlt, das ist die Anerkennung der Beratungsleistung für Kinder-Arzneimittel, die in der Regel OTC sind und doch eher aufwendig. Wir haben viele Kinderrezepte und dementsprechend viel Zeitaufwand für diese Kassenleistung, die aus meiner Sicht durch RX-querfinanziert werden muss.

Dagegen

von Karl Friedrich Müller am 03.01.2018 um 13:31 Uhr

Es stimmt zwar, dass wir den KK viel Geld sparen mit unserer OTC Beratung.
Dieser,Punkt ist auch einer der großen Lügen im Honorargutachten.
Ich bin jedoch gegen jede Umverteilung durch Fonds und andere für mich spinnerte Ideen.
Wenn das Honorar im OTC zu gering ist, müssen sich die Kollegen fragen, ob sie nicht zu wenig nehmen. Das Preisdumping würde eher noch gefördert!
Der Gesetzgeber sollte sich mal fragen, ob die Idee mit der Preisfreigabe für AM so toll war oder nicht doch ein Schuss in den Ofen.
AM sind kein Konsumgut.
Die Preisbildung in Apotheken ist mir sowieso schleierhaft. Warum geben Kollegen z.B. Bei Imodium Rabatt? Der Druck ist da. Da nehme ich doch eher mehr?
Erkältung? Sicher. In Apotheken 50% Rabatt.
Sommer, Sonne, Reisezeit? In Apotheken 50% Rabatt.
Usw.
Wie blöd kann man sein?
Tankstelle, Reisezeit? Die Preise schnellen nach oben. Überall, wo viel Nachfrage ist, gehen die Preise nach oben.
Nur bei Deppen nicht. Wie auch der Versand. Dort schreibt man rote Zahlen, wollen wir das auch?
Was für ein Wirtschaftsmodell soll das sein?
Die Spirale nach unten verschlechtert alles. Löhne, Arbeitsplätze, Infrastruktur. Macht nur ein paar Aktionäre eine Zeit lang reicher. Bis alles zusammenbricht.
Ich verstehe es nicht.
Dieser „Neoliberalismus „ ist nur schädlich.

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AW: Dagegen

von Christian Lindinger am 03.01.2018 um 18:57 Uhr

Herr Müller,

ich bedanke mich vielmals für Ihre Stellungnahme- auch ich frage mich, wie manche unserer Pharmazeutischen Kollegen nur immer so schlau sein können, das wirklich besondere Gut ARZNEIMITTEL zu verramschen???

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