Konsolidierung im Versandhandel

Shop Apotheke plant weitere Übernahmen

München - 20.12.2017, 12:20 Uhr

Die Versandapotheke Shop Apotheke will laut einem Interview des Finanzchefs Ulrich Wandel mit dem Branchendienst 4investors.de weitere Übernahmen im Blick halten. (Foto: BVDVA)

Die Versandapotheke Shop Apotheke will laut einem Interview des Finanzchefs Ulrich Wandel mit dem Branchendienst 4investors.de weitere Übernahmen im Blick halten. (Foto: BVDVA)


Der aktuelle Kursrücksetzer des niederländischen Arzneimittelversenders Shop Apotheke Europe aufgrund von Aktienverkäufen ändert nichts an der expansiven Strategie des Managements: Finanzchef Ulrich Wandel sieht das Unternehmen als „aktiven Konsolidierer“ im Markt und hält Ausschau nach „potenziellen Zielunternehmen“ in Deutschland.

Die Zeit der Konsolidierung im deutschen und europäischen Arzneimittel-Versandhandelsgeschäft scheint noch lange nicht vorbei zu sein. Das belegt zumindest ein Interview, dass der Finanzchef der Shop Apotheke Europe mit dem Onlinefachdienst 4Investors nach einem kräftigen Rückgang des Aktienkurses geführt hat. Darin bekräftigte der Manager, dass sein Unternehmen nach der Akquisition und Integration der belgischen Farmaline im vergangenen Jahr sich als „aktiver Konsolidierer im Markt“ sieht. Wörtlich sagte Wandel: „Da wir international aktuell keine Targets sehen, schauen wir uns potenzielle Zielunternehmen auf dem deutschen Markt an. Es muss aber passen.“

2016 konnte Shop Apotheke durch die Übernahme der in Belgien, Frankreich, Italien und Spanien tätigen Versandapotheke Farmaline seine Präsenz in Europa auf einen Schlag deutlich erweitern. Im Herbst dieses Jahres kündigte Shop Apotheke dann an, die vor allem im Rx-Bereich starke Europa Apotheek mit Sitz im niederländischen Venlo zu übernehmen

Wandel: Rx-Versand ist entwicklungsfähig

Generell sieht sich das Unternehmen laut Wandel im Markt für verschreibungspflichtige und rezeptfreie Arzneimittel sowie für Schönheits- und Pflegeprodukte in Europa gut aufgestellt. Das Management konzentriere sich auf den Ausbau seiner Position in den bestehenden Märkten, die rund 80 Prozent des kontinentaleuropäischen Zielmarkts von Shop Apotheke Europe ausmachten. Das Wachstum in Deutschland sollte sich aufgrund einer hohen Quote von Produktkäufen durch Bestandskunden und über die Neukundenakquisition fortsetzen. Impulse erwartet Wandel auch durch den Ausbau des Onlinehandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln über die Europa Apotheek.

In dem Gespräch mit 4Investors bezeichnete Wandel den Onlinehandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln in Europa als „noch sehr entwicklungsfähig“. Der Gesamtmarkt werde auf zirka 129 Milliarden Euro geschätzt, in Deutschland seien es 36 Milliarden Euro. Im Wesentlichen gebe es zwei Player im Markt. Shop Apotheke sei einer davon und wachse zudem am schnellsten.

Wandel: Shop Apotheke-Aktie weiterhin attraktiv

DocMorris, der andere große Marktteilnehmer, expandiert ebenfalls stark. So hatte DocMorris im Oktober bekanntgegeben, zum Jahresende die Eurapon Pharmahandel GmbH übernehmen zu wollen, einen Bremer Versandhändler mit einem Jahresumsatz von 52 Millionen Euro. Jüngst teilte der DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose zudem mit, von dem Werbespezialisten Ströer die Versandapotheke Vitalsana im niederländischen Heerlen kaufen zu wollen. Auch das dürfte noch nicht das Ende der Wachstumsbestrebungen von DocMorris gewesen sein.

Kursrückgang an der Börse

Dagegen hatte der Aktienkurs der Shop Apotheke Europe kürzlich wie berichtet einen herben Dämpfer hinnehmen müssen. Der Verkauf von 806.000 Aktien, der einen Kursverfall von 54 auf rund 46 Euro nach sich zog, diente nach den Worten Wandels jedoch in erster Linie dazu, die Handelbarkeit der Aktie zu verbessern, also den Freefloat und die Liquidität in der Aktie zu erhöhen. Die Aktie der Shop Apotheke werde aus Sicht des Managements durch die gesteigerte Liquidität nochmals attraktiver. Vorstand und Aufsichtsrat würden nach dem Verkauf weiterhin rund 30 Prozent der Anteile halten. Weit mehr als 20 Prozent seien zudem im Besitz von Gründern und Altaktionären. Wandel: „Ein besseres Zeichen, dass die Interessen der Investoren den Interessen des Managements entsprechen, gibt es kaum.“ Er räumte aber auch ein, dass bei dem ein oder anderen auch private Gründe ausschlaggebend gewesen waren, sich erstmals seit Jahren von einem Teil ihrer Position zu trennen.

Wirtschaftlich sieht er das Unternehmen jedenfalls unverändert auf Kurs. „Wir arbeiten mit unveränderter Dynamik an unseren Wachstums- und Ertragszielen. Darin sehen wir die größten Wertsteigerungspotenziale für das Unternehmen.“ Das Management sei überzeugt von der europäischen Wachstumsstory Shop Apotheke Europe. Im Vordergrund stehe die weiterhin „exzellente operative Entwicklung“ der Shop Apotheke in sieben europäischen Ländern. Wandel sagte, man halte daran fest, zeitnah den Break-even beim EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände) erreichen zu wollen. Der Finanzchef verwies in dem Zusammenhang auf externe Analysten, die dies bereits für 2018 erwarteten.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Spargelparties

von Karl Friedrich Müller am 20.12.2017 um 15:06 Uhr

Man vertraut darauf, dass Politiker weiter Appetit auf Spargel und sonstige Zuwendungen haben.

Schade, dass so etwas nicht strafrechtlich verfolgt wird.

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