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VdPP-Herbstseminar
Vergütete Dienstleistungen in der Apotheke – ein Henne-Ei–Problem
Verbraucherschützer fordern Beratung ein – gute Beispiele aus dem Ausland
Kai Helge Vogel, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim Verbraucherzentrale Bundesverband, verwies darauf, dass die Gesundheitskompetenz der Bürger erschreckend schlecht sei. Die Apotheke als niedrigschwellige Anlaufstelle im Gesundheitswesen hätte hier die besten Möglichkeiten, aktiv zu werden und den Menschen etwas beizubringen. Das Problem sei, dass die Beratungsqualität in den Apotheken häufig nicht zufriedenstellend sei – das zeigten jedenfalls immer wieder Testkäufe, die aber sicherlich nicht alle Apotheken abbildeten. Allerdings räumt Vogel ein: Auch die Verbraucher seien nicht immer einfach. Er sieht es auf jeden Fall kritisch, dass Apotheken oft als reine Packungsabgabestellen betrachtet werden. Aus Verbrauchersicht wäre die Fokussierung auf die Beratung wichtig. Vogel würde sich bei der Honorardiskussion nicht zuletzt eine größere Einbeziehung der (evidenzbasierten) Selbstmedikation wünschen. Dazu setzt er auf mehr Austausch mit den Apothekern, welche praktikablen Vorschläge sie selbst haben. Der vzbv hält es auch grundsätzlich für nötig, den OTC-Erstattungsausschluss zu überprüfen. Dieser führe zu einer erheblichen Kostenbelastung der Verbraucher.
Das Ausland macht´s vor
Einen Blick ins Ausland warf sodann VdPP-Vorstand Dr. Udo Puteanus. Er präsentierte eine Reihe von Beispielen, wo Apotheken für besondere Leistungen auch besonders vergütet werden. Denn die Grundsituation ist überall gleich: Die Menschen werden älter, die Polymedikation nimmt zu und die Patientensicherheit ist zu einem großen Thema geworden. Es besteht Bedarf an Gesundheitsförderung und Prävention – doch die Fachkräfte fehlen. Um die Leistungen der Apotheker und auch ihre Einsatzorte tatsächlich auszuweiten, bedürfe es echtem Handlungsdruck (finanziell) und einen politischen Gestaltungswillen, so Putenaus. Und damit ist man in anderen Ländern offensichtlich weiter als hierzulande. In Australien bekommen Apotheker es etwa bezahlt, wenn sie zu Patienten nach Hause gehen, um die Medikation zu prüfen und dem Hausarzt darüber zu berichten (Home Medicines Review). In Kanada können sie in einigen Provinzen Folgeverordnungen ausstellen und unter bestimmten Umständen sogar eine Therapie mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln initiieren. Auch Impfen ist in fast allen kanadischen Provinzen erlaubt. Die Schweiz schreitet in diesem Feld ebenfalls voran. Besonders interessant ist aus Puteanus Sicht zudem das Modell netCare, das es Schweizer Apotheken ermöglicht, 25 Krankheiten nach einem Algorithmus abzuklären. Dabei kann gegebenenfalls auch ein Arzt per Video hinzugezogen werden. Wichtig sei bei diesen Modellen auch, gleich zu untersuchen, ob sie etwas bringen und an den nötigen Stellschrauben zu drehen, wenn etwas nicht so funktioniert wie gedacht. Denn auch die wissenschaftliche Fundierung der neuen Leistung muss stimmen.
Puteanus´ Fazit: Die Zeit ist jetzt gut, über neue Ansätze dieser Art zu diskutieren – am besten international und interdisziplinär. Die Apotheker seien bereit für Veränderungen. Man müsse gerade in der jetzt anstehenden Honorardiskussion überlegen, wie ihr pharmazeutisches Potenzial besser genutzt werden kann. Insbesondere um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern, aber auch um den Nutzen der Apotheken in der Primärversorgung weiterzuentwickeln. Zugleich ist der VdPP-Vorstand überzeugt: Wer eine neue Leistung honoriert bekommen möchte, muss auch belegen können, dass sie etwas bringt. Damit ist man allerdings wieder bei dem von Bauer angesprochenen „Henne-Ei-Problematik“.
1 Kommentar
Nüchtern rechnen statt sympathisch schwärmen
von Wolfgang Müller am 15.11.2017 um 12:15 Uhr
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