Halbjahres-Zahlen 2017

Kassen-Ausgaben für EU-Versender steigen um 13,5 Prozent

Berlin - 13.10.2017, 14:00 Uhr

Plus 13,5 Prozent: Den KV45-Zahlen des BMG zufolge konnte der EU-Versand im ersten Halbjahr 2017 um mehr als 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen. (Foto: dpa)

Plus 13,5 Prozent: Den KV45-Zahlen des BMG zufolge konnte der EU-Versand im ersten Halbjahr 2017 um mehr als 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen. (Foto: dpa)


Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel im ausländischen Versand sind im ersten Halbjahr 2017 um 13,5 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 gestiegen. Das entspricht einer Steigerung von knapp 24 Millionen Euro. Der Anteil der EU-Versender am Rx-Gesamtmarkt ist aber gleichbleibend klein.

DAZ.online liegt ein Mitteilungspapier der ABDA an ihre Mitgliedsorganisationen vor, in dem sich die Standesvertretung mit der wirtschaftlichen Situation der Apotheken im ersten Halbjahr 2017 beschäftigt. Die ABDA weist unter anderem auf die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel hin und verweist dabei auf die Statistik des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) über die vorläufigen Rechnungsergebnisse der GKV, die sogenannten KV45-Zahlen. Demnach sind die Arzneimittelausgaben der Kassen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Pro Versichertem betrug der Anstieg allerdings nur 2,0 Prozent. Ein Teil des Anstieges beruht also auf der größeren Zahl von Versicherten. 

Aus berufspolitischer Sicht sind die Arzneimittelausgaben der GKV über den ausländischen Versandhandel besonders interessant. Diese werden vom BMG gesondert ausgewiesen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 stiegen sie von 175,7 Millionen Euro auf 199,4 Millionen Euro, also um 13,5 Prozent und damit wesentlich stärker als die gesamten Arzneimittelausgaben der GKV. Ihre Umsätze wuchsen demnach mehr als viermal so stark wie die gesamten GKV-Arzneimittelausgaben. Der Anteil der EU-Versender ist allerdings mit 1,1 Prozent der Arzneimittelausgaben der GKV weiterhin gering.

EU-Versand: Plus 13,5 im ersten Halbjahr

Der Vergleich der ersten Halbjahre 2016 und 2017 erscheint besonders interessant, weil das EuGH-Urteil zur Preisbindung im Oktober 2016 erging. Im ersten Halbjahr 2017 wirkten daher die Boni der ausländischen Versender, die im ersten Halbjahr 2016 noch nicht angeboten wurden. Im gesamten Jahr 2016 gab die GKV gemäß BMG-Angaben 366,5 Millionen Euro für Arzneimittel von ausländischen Versendern aus.

Allerdings waren die EU-Versender schon einmal so stark: Im Jahr 2014 hatten DocMorris und Co. insgesamt 406 Millionen Euro von den Krankenkassen erhalten. In den vergangenen Jahren, also nach der Entscheidung des Gemeinsamen Senats zu Rx-Boni und der gesetzlichen Klarstellung, dass es keine Rx-Boni aus dem Ausland geben darf, waren die Kassenausgaben für die EU-Versender stark rückläufig. 2015 hatten die Versender noch 384 Millionen Euro eingenommen, im vergangenen Jahr waren es dann 367 Millionen Euro.

Apotheken: Vorsteuergewinn steigt um 5 Prozent

In der Statistik des BMG werden Privatpatienten und andere Selbstzahler nicht erfasst. Doch gerade bei Kontrazeptiva und Life-Style-Arzneimitteln, die nicht erstattet werden, kann eine hohe Preissensitivität der Patienten erwartet werden. Der Anteil der ausländischen Versender am gesamten Rx-Umsatz dürfte daher eher höher als 1,1 Prozent sein.

Der Ausgabenanstieg wurde durch die Einnahmen aus Rabattverträgen gedämpft. Diese sollen sich auf 1,95 Milliarden Euro belaufen und damit etwa 140 Millionen Euro höher sein als im ersten Halbjahr des Vorjahres. Die Ersparnisse aus Erstattungsbeträgen, die aufgrund von frühen Nutzenbewertungen vereinbart wurden, seien von 540 Millionen Euro auf etwa 700 Millionen Euro gestiegen, heißt es bezugnehmend auf Daten von QuintilesIMS. Der Ausgabenanstieg beruht nach Angaben aus derselben Quelle insbesondere auf stärkeren Umsätzen mit Faktor-Xa-Inhibitoren, Onkologika und Immunmodulatoren, während die Umsätze mit Arzneimitteln gegen Hepatitis C zurückgegangen seien.

Auch die Apotheken konnten zulegen

Doch das ABDA-Papier an die Mitgliedsorganisationen hat noch mehr interessante Statistiken zu bieten. Die ABDA beschreibt, wie es den Apotheken im ersten Halbjahr wirtschaftlich ergangen ist. Dazu heißt es: Die positive Entwicklung der Arzneimittelumsätze wirkte sich auch entsprechend auf die Ertragswerte der durchschnittlichen Apotheke aus. So erhöhte sich der Rohertrag im 1. Halbjahr 2017 um 6.000 Euro (plus 2 Prozent).“ Weil die Gesamtkosten im selben Zeitraum moderat um 2.000 Euro angestiegen sind, ergibt sich laut ABDA im Saldo ein Vorsteuergewinn, der rund 4.000 Euro (plus 5 Prozent) über dem Wert des Vorjahreszeitraums liegt. Konkret heißt das, dass die Apotheken gleichzeitig mit dem EU-Versand ihre Ergebnisse steigern konnten – allerdings nicht im gleichen Umfang.

Für die zweite Jahreshälfte rechnet die ABDA allerdings mit weniger positiven Zahlen. Sollte die Packungsmenge weiter zurückgehen, sei für die zweite Jahreshälfte mit einer leichten Abschwächung der Ertragsentwicklung zu rechnen. Außerdem: „Des Weiteren wird sich der neue Tarifvertrag, welcher zum 1. Juni 2017 in Kraft getreten ist und eine Anhebung der Tariflöhne von 2,3 Prozent vorsieht, kostensteigernd auswirken.“ Positiv hebt die Standesvertretung allerdings die Honoraranpassung in den Bereichen Rezepturhonorar und BtM-Abgabe hervor. Zur Erklärung: Der Gesetzgeber hatte die Einführung eines neuen Fixhonorars und neue Arbeitspreise für Rezepturen sowie eine höhere BtM-Dokumentationsgebühr beschlossen. Beides war zum 13. Mai in Kraft getreten. Die ABDA dazu: „Die Honoraranpassungen bei dokumentationspflichtigen Arzneimitteln, insbesondere Betäubungsmitteln, und Rezepturen erhöhen den Rohertrag einer durchschnittlichen Apotheke bis Jahresende um voraussichtlich 2.000 Euro.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Lohnrunde ???

von Zahlendreher am 16.10.2017 um 8:15 Uhr

Wer jetzt meint die Inhaber verdienen dadurch mehr, vergisst in dieser Zusammenstellung, dass im Juni die Gehälter der Angestellten angepasst wurden und für die meisten Apotheken damit wohl wieder ein Minus beim Vorsteuerertrag rauskommt.

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