Fragen an Frau Strack-Zimmermann, FDP

„Die FDP wird immer die Heimat der Freiberufler sein“

Berlin - 28.09.2017, 12:30 Uhr

Dass Strack-Zimmermann mit ihrer Gesundheitsexpertise das Thema Gesundheit verhandelt, ist mehr als wahrscheinlich. (Foto: FDP)

Dass Strack-Zimmermann mit ihrer Gesundheitsexpertise das Thema Gesundheit verhandelt, ist mehr als wahrscheinlich. (Foto: FDP)


Und die Lieferengpässe?

DAZ.online: Erst kürzlich hat die FDP gefordert, dass in Deutschland Marihuana in der Apotheke verkauft werden könnte (für nicht-medizinische Zwecke). Warum die Apotheke?

Strack-Zimmermann: Um zu verhindern, dass dem Konsumenten „unsauberes“ Cannabis angeboten wird, braucht es lizenzierte Abgabestellen. Warum nicht die Apotheken? Es wäre eine zusätzliche Umsatzquelle für die Apotheke und der Kunde wüsste, dass die Qualität stimmt, zumal die Apotheke Cannabis im medizinischen Bereich bereits abgeben darf.

DAZ.online: Andere Rauschmittel wie Alkohol werden im Lebensmittelhandel abgegeben, der bestimmte Einschränkungen, etwa das Mindestalter, einhalten muss. Wäre das ein denkbarer Weg?

Strack-Zimmermann: Sie meinen Haschisch im Supermarkt? Nein. Die Einhaltung des Jugendschutzes ist eine maßgebliche Voraussetzung für Freigabe von Cannabis. Bei den Apotheken wäre das gewährleistet.

DAZ.online: Die pharmazeutische Industrie hatte große Erwartungen an den Pharma-Dialog, die nicht alle erfüllt wurden. Was muss getan werden, damit Deutschland ein attraktiver Standort für die Pharmaindustrie bleibt?

Strack-Zimmermann: Zusammen mit meiner Partei setze ich mich dafür ein, dass die Forschung am Pharmastandort Deutschland gestärkt wird und Innovationen in der Medizin und aus der Pharmabranche schneller die Patientinnen und Patienten erreichen. Das bedeutet für mich beschleunigte und transparente Prozesse bei der Zulassung und Nutzenbewertung von Arzneimitteln. Mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz steht ein Instrument zur Verfügung, das der Pharmabranche bei der Erstattungsfähigkeit neuer Medikamente Klarheit und Sicherheit geben soll. Dieses muss nur ausgebaut und konkretisiert werden, um den Erwartungen endlich gerecht zu werden.

DAZ.online: Ein Thema, das die Apotheker in den letzten Jahren zunehmend beschäftigt, sind die Lieferengpässe. Haben Sie, hat die FDP Vorschläge, wie mit diesem Problem umgegangen werden soll?

Strack-Zimmermann: Der Wettbewerb bei Arzneimitteln sollte nicht alleine auf den Preis, sondern auch auf die Qualität der Versorgung ausgerichtet werden. Insofern wäre zu überlegen, das Instrument der Arzneimittel-Rabattverträge durch Berücksichtigung zusätzlicher Aspekte wie zum Beispiel der Versorgungssicherheit und durch transparentere Verfahren weiterzuentwickeln. Hierdurch würde auch die Sicherheit bei der Lieferkette gestärkt werden.

DAZ.online: Gibt es ein gesundheitspolitisches Thema, das auf jeden Fall im Koalitionsvertrag verankert werden muss, wenn die FDP in die Regierung kommt?

Strack-Zimmermann: Ich kann Ihnen so viel sagen, dass die Abschaffung der Budgetierung im Gesundheitswesen eines unserer Kernanliegen sein wird.

Hinweis der Redaktion: Das Interview haben wir bereits vor der Bundestagswahl schriftlich geführt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Ja was denn nun Frau Strack-Zimmermann??

von Uwe Hansmann am 29.09.2017 um 13:27 Uhr

Zitat Seite 2:
"Strack-Zimmermann: Das meine ich mit „auf Augenhöhe“. Es geht nicht, dass ausländische Versender etwas ermöglicht wird, was der niedergelassenen Apotheke verwehrt bleibt. Da sind auch die Krankenkassen in der Pflicht, schließlich werden verschreibungspflichtige Medikamente von der Solidargemeinschaft beglichen."

Wir niedergelassenen, deutschen Apotheken wollen das nicht! Wann begreifen Sie es endlich.

Insofern ist Ihre Interpretation völlig falsch.

Es müßte gegenteilig formuliert sein:

Es kann nicht sein, daß ausländische Versandapotheken sich über deutsche Gesetzgebung mit dem Hinweis auf Europa hinwegsetzen und sich dem Markt auf Augenhöhe mit Gleichpreisigkeit und reichlich Allgemeinwohlpflichten entziehen resp. diesen konterkarieren!!


Zitat Seite 3:
"Strack-Zimmermann: Um die medizinische und qualitative Versorgung in Zukunft zu sichern, hat sich die Preisbindung bewährt. Und daran sollten wir zwingend fest halten. Es muss ausgeschlossen sein, dass der Patient für ein und dasselbe Medikament in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Preise zahlen muss."

Genau das ist es Frau Strack-Zimmermann!

Im Übrigen widersprechen Sie sich damit in diesem Interview selbst.

Ich habe den Eindruck, Ihnen ist die Tragweite Ihrer Entscheidungen resp. Äußerungen nicht in voller Ausprägung gegenwärtig. Erschreckend!

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Kapierens einfach nicht - FDP

von Ratatosk am 28.09.2017 um 18:50 Uhr

Die Dame ist wohl kein eingeschworene Feindin der Apotheken, aber das mit der Augenhöhe - zum einen Konkurrenten mit Milliardenumsätzen und zum anderen die fehlende Steuergleichheit mit internationalen Firmen und die Lasten , die gerne an den Apotheken bleiben dürfen, kapieren die FDP ler wohl nicht mehr, da mehr als primitives Angebots-Nachfrage Modell, die sog. wirtschaftliche Kompetenz überfordert. Freiberufler sind hier nur als Stimmengeber noch geduldet.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Augenhöhe

von Anita Peter am 28.09.2017 um 12:46 Uhr

Was genau meint sie mit Augenhöhe? Nur noch freilwillig NN, kein Kontrahierungszwang mehr, keine defizitären Aufgaben mehr, ungebrenzt Risikokapital vom deutschen Staat um Marktanteile zu gewinnen?

Und der Knüller ist natürlich, das EUGH Urteil zu begrüßen und das diesen Satz von sich zu geben:
"Um die medizinische und qualitative Versorgung in Zukunft zu sichern, hat sich die Preisbindung bewährt. Und daran sollten wir zwingend fest halten"

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