Fragen an Frau Strack-Zimmermann, FDP

„Die FDP wird immer die Heimat der Freiberufler sein“

Berlin - 28.09.2017, 12:30 Uhr

Dass Strack-Zimmermann mit ihrer Gesundheitsexpertise das Thema Gesundheit verhandelt, ist mehr als wahrscheinlich. (Foto: FDP)

Dass Strack-Zimmermann mit ihrer Gesundheitsexpertise das Thema Gesundheit verhandelt, ist mehr als wahrscheinlich. (Foto: FDP)


„Die FDP steht zur inhabergeführten Apotheke“

DAZ.online: Weil sich CDU und SPD im Versandhandels-Konflikt nicht einigen konnten, besteht derzeit gar keine Regelung und Versender wie DocMorris machen Umsatzsprünge. Macht Ihnen das Sorgen?

Strack-Zimmermann: Es macht mir mehr Sorgen, dass eine große Koalition offensichtlich Monate vor der Bundestagswahl das Regieren eingestellt hat und deshalb wichtige Bereiche vernachlässigt und faire Rahmenbedingungen gefährdet.

DAZ.online: Sie waren lange in der Buch- und Verlagsbranche tätig, in der es eine Preisbindung gibt. Finden Sie das ein adäquates Instrument, um die Versorgung mit besonderen Waren zu sichern?

Strack-Zimmermann: Um die medizinische und qualitative Versorgung in Zukunft zu sichern, hat sich die Preisbindung bewährt. Und daran sollten wir zwingend fest halten. Es muss ausgeschlossen sein, dass der Patient für ein und dasselbe Medikament in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Preise zahlen muss.


Kein Handwerker auf dieser Welt würde für diesen relativen Stundenlohn arbeiten. 


DAZ.online: Es gab einige Aufregung um die Forderung im FDP-Wahlprogramm, das Fremdbesitzverbot für Apotheken aufzuheben. Sie haben das anschließend relativiert. Welches Apothekensystem brauchen wir?

Strack-Zimmermann: Die FDP steht zur inhabergeführten Apotheke. Eine „Amazonisierung“ im Medikamentenbereich wollen wir nicht. Einer isolierten Aufhebung des Fremdbesitzverbots stehen wir skeptisch gegenüber. Meiner persönlichen Meinung nach hat das Fremdbesitzverbot bisher durchaus Sinn gegeben. Bei einer Aufhebung desselbigen, wie von der Mehrheit unserer Mitglieder gewünscht und die es zu respektieren gilt, ist es unverzichtbar, dass diese von Apothekern geführt werden und die Versorgungssicherheit der Patientinnen und Patienten gewährleistet ist. Das Mehrbesitzverbot hingegen sollte man, da wo überhaupt erwünscht, großzügiger bemessen. Schon heute gibt es Apotheker, die gemeinsam mit Familienmitgliedern mehr als vier Apotheken besitzen und das Verbot bereits jetzt umgehen. Wenn Bedarf besteht, gibt es keinen Grund, gegen Mehrbesitz zu sein. Dieser kommt schließlich den Patientinnen und Patienten zugute.

DAZ.online: Der letzte liberale Gesundheitsminister, Daniel Bahr, hat das Packungshonorar der Apotheker zum ersten und bisher letzten Mal seit der Umstellung der Vergütungssystematik erhöht. Halten Sie heute dieses Honorar der Apotheker noch für angemessen?

Strack-Zimmermann: Es macht Sinn, dass Honorar immer wieder zu überprüfen und ggf. anzupassen. Das gilt auch für die Vergütung des Nachtdienstes. Kein Handwerker auf dieser Welt würde für diesen relativen Stundenlohn arbeiten. Wichtig ist uns hierbei, alle beteiligten Partner, also auch die GKV, miteinzubeziehen, da Erhöhungen auch zulasten der GKV gehen. Zusätzlich fordern wir neue Honorarbestandteile für Beratungsleistungen der Apotheker und die erhöhte Honorierung von Notdienstleistungen.

DAZ.online: Stimmt denn die Vergütungssystematik noch? Soll es bei der heutigen, packungsbezogenen Vergütung bleiben, sollen bestimmte Dienstleistungen bezahlt werden, oder soll es ein Mischsystem geben?

Strack-Zimmermann: Packungsbezogene Vergütung macht Sinn. Die Krankenkassen sind aufgefordert, sich um die Vergütung von Beratung und Medikationsanalyse Gedanken zu machen. Noch gehen die Kassen bei diesem Thema ja in Deckung.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Ja was denn nun Frau Strack-Zimmermann??

von Uwe Hansmann am 29.09.2017 um 13:27 Uhr

Zitat Seite 2:
"Strack-Zimmermann: Das meine ich mit „auf Augenhöhe“. Es geht nicht, dass ausländische Versender etwas ermöglicht wird, was der niedergelassenen Apotheke verwehrt bleibt. Da sind auch die Krankenkassen in der Pflicht, schließlich werden verschreibungspflichtige Medikamente von der Solidargemeinschaft beglichen."

Wir niedergelassenen, deutschen Apotheken wollen das nicht! Wann begreifen Sie es endlich.

Insofern ist Ihre Interpretation völlig falsch.

Es müßte gegenteilig formuliert sein:

Es kann nicht sein, daß ausländische Versandapotheken sich über deutsche Gesetzgebung mit dem Hinweis auf Europa hinwegsetzen und sich dem Markt auf Augenhöhe mit Gleichpreisigkeit und reichlich Allgemeinwohlpflichten entziehen resp. diesen konterkarieren!!


Zitat Seite 3:
"Strack-Zimmermann: Um die medizinische und qualitative Versorgung in Zukunft zu sichern, hat sich die Preisbindung bewährt. Und daran sollten wir zwingend fest halten. Es muss ausgeschlossen sein, dass der Patient für ein und dasselbe Medikament in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Preise zahlen muss."

Genau das ist es Frau Strack-Zimmermann!

Im Übrigen widersprechen Sie sich damit in diesem Interview selbst.

Ich habe den Eindruck, Ihnen ist die Tragweite Ihrer Entscheidungen resp. Äußerungen nicht in voller Ausprägung gegenwärtig. Erschreckend!

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Kapierens einfach nicht - FDP

von Ratatosk am 28.09.2017 um 18:50 Uhr

Die Dame ist wohl kein eingeschworene Feindin der Apotheken, aber das mit der Augenhöhe - zum einen Konkurrenten mit Milliardenumsätzen und zum anderen die fehlende Steuergleichheit mit internationalen Firmen und die Lasten , die gerne an den Apotheken bleiben dürfen, kapieren die FDP ler wohl nicht mehr, da mehr als primitives Angebots-Nachfrage Modell, die sog. wirtschaftliche Kompetenz überfordert. Freiberufler sind hier nur als Stimmengeber noch geduldet.

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Augenhöhe

von Anita Peter am 28.09.2017 um 12:46 Uhr

Was genau meint sie mit Augenhöhe? Nur noch freilwillig NN, kein Kontrahierungszwang mehr, keine defizitären Aufgaben mehr, ungebrenzt Risikokapital vom deutschen Staat um Marktanteile zu gewinnen?

Und der Knüller ist natürlich, das EUGH Urteil zu begrüßen und das diesen Satz von sich zu geben:
"Um die medizinische und qualitative Versorgung in Zukunft zu sichern, hat sich die Preisbindung bewährt. Und daran sollten wir zwingend fest halten"

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