Untersuchung der Britischen Arzneimittelbehörde

Rebound-Effekt beim Absetzen von MS-Mittel Fingolimod?

Stuttgart - 01.08.2017, 09:30 Uhr

Das Basalzellkarzinom wird in der Fachinformation zu Gilenya® als häufige Nebenwirkung genannt. (Foto: Novartis) 

Das Basalzellkarzinom wird in der Fachinformation zu Gilenya® als häufige Nebenwirkung genannt. (Foto: Novartis) 


Nicht das erste Mal Risiken unter Fingolimod 

Verschiedene nationale Arzneimittelbehörden und die Europäische Arzneimittel-Agentur haben dieses Risikosignal derzeit auf der Agenda. Patienten, Ärzte und Apotheker sollen Nebenwirkungen einschließlich möglicher Rebound-Effekte nach Absetzen von Fingolimod an die zuständigen Stellen melden, zum Beispiel das BfArM oder die Arzneimittelkommission der Apotheker. 

Das ist nicht das erste Mal, dass Fingolimod wegen möglicher Risiken auffällt. Anfang 2016 wurde in einem Rote-Hand-Brief vor Risiken im Zusammenhang mit den Auswirkungen auf das Immunsystem gewarnt. Konkret ging es um das Basalzellkarzinom, das ist in der Fachinformation zu Gilenya® nun als häufige Nebenwirkung genannt ist, und das Lymphom, eine seltene unerwünschte Wirkung.

Bereits im Mai 2015 war über das Auftreten von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) unter Fingolimod berichtet worden.

PML davor nur unter Immunsuppressiva

Das war bis dahin der erste Bericht über einen Patienten mit PML, der zuvor keinerlei immunsuppressive Therapie erhalten hatte, sondern lediglich mit Interferon behandelt worden war. PML-Fälle werden beispielsweise mit Rituximab, Infliximab, mit Chemotherapien oder Corticoidbehandlungen in Verbindung gebracht, aber auch mit den MS-Therapeutika Natalizumab und Dimethylfumarat.

PML ist eine seltene und schwerwiegende Erkrankung des Gehirns. Sie wird durch das Humane Polyomavirus 2 (JC-Virus) verursacht. Dieses Virus ist ein sogenannter opportunistischer Erreger, der häufig in der Allgemeinbevölkerung gefunden wird, aber nur dann zu einer PML führt, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Eine PML kann sich mit ähnlichen Symptomen wie die Multiple Sklerose selbst äußern, da es sich in beiden Fällen um demyelinisierende Erkrankungen handelt. Der Verlauf der PML ist allerdings schneller als der der MS und endet rasch tödlich.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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