Zuckeraustauschstoff

Was Apotheker über Erythrit wissen sollten

Stuttgart - 11.07.2017, 17:55 Uhr

Erythrit wird als kalorienfreie Alternative zu Haushaltszucker verwendet. (Foto: kei u / Fotolia)

Erythrit wird als kalorienfreie Alternative zu Haushaltszucker verwendet. (Foto: kei u / Fotolia)


Null Kalorien und besser verträglich als andere

Zur steigenden Beliebtheit von Erythrit trägt vermutlich die Tatsache bei, dass sich damit Speisen kalorienfrei versüßen lassen – eine Eigenschaft, die sonst vor allem die klassischen Zuckerersatzstoffe, die Süßstoffe haben. Saccharin, Aspartam oder Stevia haben aber einen charakteristischen Eigengeschmack und sind deswegen nicht jedermanns Sache. 

Allerdings eignen sich die Zuckeralkolhole nicht für den Einsatz in großen Mengen. Konsumiert man zu viel davon, verursachen sie Durchfälle, weil sie aufgrund ihrer geringen Resorptionsrate teilweise unverändert in distale Darmabschnitte gelangen. Deshalb werden sie nicht eingesetzt, um Getränke zu süßen. Lebensmittel, die mehr als 10 Prozent Zuckeraustauschstoffe enthalten, müssen außerdem einen Hinweis enthalten, dass sie „bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ können. Diese Wirkung ist allerdings bei Erythrit deutlich geringer ausgeprägt als bei anderen. So verursacht Erythrit erst ab etwa 70 Gramm pro Tag Durchfälle und gilt damit neben Xylit als der Verträglichste dieser Gruppe. Mannit und Isomalt verursachen bereits ab 10 Gramm pro Tag Probleme. 

Erythrit ist hitzestabil und eignet sich daher auch zum Backen. Wegen der geringeren Süßkraft muss das Rezept eventuell angepasst werden. Erythrit löst sich aber schlechter als Zucker, es können Kristalle im Teig bleiben. Die Puderzuckervariante oder eine 1:1-Mischung mit Xylit soll Abhilfe schaffen. Erythrit ist übrigens auch in Bio-Produkten erlaubt, sofern dieser Zuckeraustauschstoff aus ökologischer Produktion ohne Einsatz von Ionenaustauschtechnologie gewonnen wurde.

Ist das gesund?

Grundsätzliche relevante gesundheitliche Bedenken, die gegen eine Anwendung von Erythrit oder anderen Zuckeraustauschstoffen sprechen, gibt es offenbar derzeit nicht. ADI-Werte (acceptable daily intake) sind für sie nicht festgelegt. Sie können daher praktisch rein rechtlich in unbegrenzter Menge zugesetzt werden.

Experten zufolge ist maßvoller Zuckerkonsum (zum Beispiel mit ca. 10 Prozent der Tages-Energiemenge) im Rahmen einer gesunden, ausgewogenen Ernährung unbedenklich. Daher besteht eigentlich bei den meisten Menschen kein Anlass, Zucker grundsätzlich zugunsten von Süßstoffen zu verbannen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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