Cochrane-Review

Wann ist die Langzeit-Hormontherapie sinnvoll?

Stuttgart - 30.01.2017, 17:00 Uhr

Umstritten: Welche Frauen sollten zur Hormonersatztherapie greifen? (Foto: Mushy / Fotolia)

Umstritten: Welche Frauen sollten zur Hormonersatztherapie greifen? (Foto: Mushy / Fotolia)


Wie stark erhöhen sich die Risiken?

Was haben nun die Cochrane-Autoren herausgefunden? Bei relativ gesunden postmenopausalen Frauen erhöhte die Kombinationstherapie mit Hormonen nach einem Jahr Nutzung das Risiko eines koronaren Ereignisses von etwa 2 auf einen Wert zwischen 3 und 7 pro 1000 Frauen – und das Risiko einer venösen Thromboembolie von etwa 2 auf zwischen 4 und 11 pro 1000. Bei längerer Verwendung erhöhte die HT auch das Risiko von Schlaganfall, Brustkrebs, Gallenblasenerkrankungen und Tod durch Lungenkrebs.

Bei recht gesunden Frauen über 65 Jahren stieg die Häufigkeit von Demenz nach vier Jahren Gebrauch von 9 auf 11 bis 30 pro 1000. Außerdem hatten Frauen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach einem Jahr kombinierter Medikation ein signifikant erhöhtes Risiko einer venösen Thromboembolie – es stieg von 3 auf zwischen 3 und 29 pro 1000. 

Folgen der Dauertherapie mit Östrogenen alleine

Östrogen alleine erhöhte das Risiko einer venösen Thrombose nach ein bis zwei Jahren Gebrauch von 2 auf 2 bis 10 pro 1000 und nach sieben Jahren von 16 auf 16 bis 28 pro 1000. Bei längerer Verwendung stieg auch das Risiko für einen Schlaganfall von 24 auf 25 bis 40 pro 1000 – und für Gallenblasenerkrankungen von 27 auf 38 bis 60 pro 1000 an. Demgegenüber reduzierte sich das Risiko von Brustkrebs nach sieben Jahren Gebrauch von 25 auf zwischen 15 und 25 pro 1000.   

Der einzige Faktor, für den die Autoren starke Nachweise für einen klinischen Nutzen der Hormontherapie finden konnten, ist das Bruchrisiko. Dieses sank nach 5,6 Jahren Nutzung einer kombinierten HT von 111 auf zwischen 79 und 96 pro 1000 und nach sieben Jahren Verwendung von Östrogen alleine von 141 auf zwischen 92 und 113 pro 1000. Die Forscher fanden keinen starken Beweis, dass die HT eine klinisch bedeutsame Auswirkung auf die Inzidenz von Darmkrebs hat.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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