Europa, deine Apotheken - Beratungs-Special

Was dürfen Apotheker in anderen Ländern?

Berlin - 31.12.2016, 06:00 Uhr

Impfen, Asthma-Beratung, Medikationsmanagement, Präventionsleistungen: In den meisten europäischen Ländern hat der Apotheker neben der Packungsabgabe wichtige Funktionen in der Primärversorgung. (Foto: goodluz / fotolia)

Impfen, Asthma-Beratung, Medikationsmanagement, Präventionsleistungen: In den meisten europäischen Ländern hat der Apotheker neben der Packungsabgabe wichtige Funktionen in der Primärversorgung. (Foto: goodluz / fotolia)


Frankreich: Elektronische Medikations-Akten 

In Frankreich ist die sogenannte „pharmazeutische Bildung“ von Patienten eine der im Sozialrecht verankerten Kernaufgaben der Apotheker. Seit 2013 gibt es auch konkrete Beratungsprojekte, bei denen die Apotheker für eine bestimmte Dienstleistung entlohnt werden. Erstens beraten die Pharmazeuten Patienten, die erstmals auf eine Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten eingestellt werden. Allein von dieser Beratung haben seit 2013 bereits mehr als 230.000 Patienten profitiert. Zweitens gibt es ein ähnliches Beratungsprojekt, bei dem die Apotheker Diabetiker beraten, die neu auf mehrere Arzneimittel eingestellt werden. Laut Apothekerverband bieten etwa zwei Drittel aller französischen Apotheken diese Dienstleistungen an.

In Belgien können Asthma-Patienten ihren Apotheker konsultieren, wenn sie erstmals inhalative Kortikosteroide verordnet bekommen. Das Projekt gibt es etwas länger als zwei Jahre. Laut belgischem Apothekerverband haben inzwischen mehr als 36.000 Patienten an einer solchen Beratung teilgenommen.

Was die Zusammenarbeit und Kommunikation mit Ärzten betrifft, sind auch die sogenannten „Dossiers Pharmaceutiques“ nennenswert, die in Frankreich und Belgien landesweit etabliert sind. Dabei handelt es sich um elektronische Medikations-Akten der Patienten, in die Klinikärzte und niedergelassene Mediziner sowie Apotheker alle wichtigen Informationen zur Medikation eintragen. Ziel dieser Dossiers ist die Vermeidung von Neben- und Wechselwirkungen. In Frankreich sind 99,8 Prozent aller Apotheken an das national etablierte System angeschlossen. In etwa 32 Millionen Franzosen haben eine solche Akte. In Belgien gibt es das Projekt noch nicht allzu lange, hier sind rund 50 Prozent der Apotheken an das Server-basierte System angeschlossen, 4,5 Millionen Patienten haben bereits eine elektronische Medikations-Akte anlegen lassen.

Quelle: PGEU

Weitere solcher Versorgungsmodelle gibt es beispielsweise in Norwegen, Italien, Spanien und Portugal. Aus der Grafik wird ersichtlich, wie viele Länder die Apotheker schon in wichtige Teile der Primärversorgung einbinden. In 14 Ländern dürfen Apotheker Folgerezepte selbstständig erstellen. In 20 europäischen Ländern messen Pharmazeuten Blutdruck, in 13 Ländern gibt es ein umfassendes Blutdruck-Management durch den Apotheker.




Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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