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Brief an alle SPD-Abgeordneten
Lauterbach macht Front gegen Rx-Versandverbot
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach lässt in Sachen Rx-Versandhandelsverbot nicht locker: In einem Brief an alle SPD-Bundestagsabgeordneten fordert der Fraktionsvize seine Parteikollegen auf, nicht dem Druck der Apotheker nachzugeben. Vielmehr seien Rx-Boni eine „interessante Sparmöglichkeit“ und Veränderungen am Apothekenhonorar notwendig.
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, kämpft weiter vehement gegen ein schnelles Verbot des Rx-Versandhandels. In einem Brief an alle SPD-Abgeordneten im Bundestag, der DAZ.online vorliegt, ruft Lauterbach zu Geschlossenheit auf. Offenbar merkt der SPD-Gesundheitsexperte, dass seine Parteikollegen derzeit viele Gespräche mit Apothekern über die Auswirkungen des EuGH-Urteils führen. Denn seinen Brief beginnt er mit den Worten: „Liebe Genossinnen, liebe Genossen. Euch erreichen derzeit viele Briefe und E-Mails von Apothekern zu möglichen Folgen des EuGH-Urteils vom 19. Oktober 2016 zur deutschen Arzneimittelpreisbindung im Versandhandel.“
Lauterbach beschreibt weiter, dass Patienten jetzt wieder Rx-Boni von ausländischen Versandapotheken entgegennehmen dürfen. Sein Kommentar dazu: „Dies bietet insbesondere für chronisch Kranke mit geringem Einkommen eine interessante Sparmöglichkeit, auch wenn deren Zuzahlungen ohnehin auf ein Prozent des Haushaltseinkommens im Jahr begrenzt sind (Belastungsgrenze).“ Grundsätzlich spricht sich der SPD-Politiker zum wiederholten Male für den Erhalt des Versandhandels aus: Insbesondere in strukturschwachen Regionen und auf dem Land sei der Versandhandel „eine alternative Vertriebsform“. Dass der Versandhandel ein Einfallstor für Fälschungen sein könnte, darüber macht sich Lauterbach keine Sorgen. Denn: „Da der Arzneiversandhandel durch ein europaweit gültiges Zertifikat gesichert ist, werden auch hier höchste Qualitätsstandards eingehalten.“
Lauterbach ist als Fraktionsvize für das Thema Gesundheit in der SPD-Fraktion verantwortlich. Seinen Kollegen liefert er neben dem Brief eine Power-Point-Präsentation mit den wichtigsten Zahlen aus dem Apothekenmarkt. Seine Interpretation dieser Zahlen liest sich wie folgt: „Tatsache ist, dass die rund 20.000 Apotheken in Deutschland im Jahr 2015 einen Gesamtumsatz an rezeptpflichtigen Arzneimitteln von rund 40 Milliarden Euro erwirtschafteten. Der Anteil des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten daran betrug weniger als 0,5 Prozent. Die wirtschaftliche Lage der allermeisten Apotheken ist gut. Der durchschnittliche Umsatz ist in den vergangenen Jahren um je 100.000 Euro gestiegen und betrug zuletzt 2,4 Millionen Euro pro Apotheke und Jahr.“
Keine Steuer-Probleme mit EU-Versandapotheken
Der SPD-Politiker greift auch Vorwürfe auf, nach denen ausländische Versender hierzulande keine Mehrwertsteuer zahlten. Doch auch diese Behauptungen sind aus Lauterbachs Sicht nicht richtig. Er schreibt: „Die ausländischen Versandapotheken rechnen die Arzneimittel genau wie die deutschen Apotheken über die Apothekenrechenzentren mit den Krankenkassen ab. Der einzige Unterschied besteht darin, dass deutsche Apotheken selbst die Mehrwertsteuer an das zuständige Finanzamt abführen, während dies bei ausländischen Versandapotheken durch die Krankenkasse erfolgt. Fiskalisch sind damit beide Vertriebsformen gleichgestellt.“
All diese Zahlen und Fakten verdeutlichen aus Sicht des SPD-Gesundheitsexperten, dass die Debatte seit dem EuGH-Urteil in die „falsche Richtung“ läuft. Deswegen appelliert er an seine Abgeordneten-Kollegen: „Statt reflexartig den Forderungen der Apotheker nach einem Versandhandelsverbot von verschreibungspflichtigen Medikamenten nachzukommen, müssen wir die Interessen der Patienten und Versicherten in den Vordergrund stellen!“
Lauterbach will ein neues Honorar-System
Die SPD sei zu einem Rx-Versandverbot nicht bereit, heißt es abschließend. Lauterbachs Vorschlag: Es müssten „langfristige Verbesserungen bei der Honorierung von Not- und Nachtdiensten“ her. Außerdem sollten die Beratungsleistungen der Apotheken vor Ort besser vergütet werden. Das seien nämlich Apothekenleistungen, die „allgemein wertgeschätzt“ würden. Und: „Außerdem müssen wir gewährleisten, dass auch inländische Apotheken ohne Wettbewerbsnachteile am Versandhandel teilnehmen können. Entsprechende Lösungsmöglichkeiten werden derzeit intensiv diskutiert.“
In der vergangenen Woche hatte Lauterbach in einem Zeitungsbericht ähnliche Argumente vorgebracht. In dem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er auch, dass die Beratung in der Apotheke vor Ort bei Chronikern häufig gar nicht notwendig sei. Magdalene Linz, Kammerpräsidentin in Niedersachsen, hatte ihm daraufhin vorgeworfen, seine Argumente seien teilweise „perfide", weil er einerseits für ein solidarisches Gesundheitswesen kämpfe und andererseits Rx-Boni bewerbe.
23 Kommentare
Liebe Leuts
von Christiane Patzelt am 22.11.2016 um 17:35 Uhr
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AW: Liebe Leuts
von Heiko Barz am 22.11.2016 um 18:46 Uhr
Lauterbach
von Karl Friedrich Müller am 22.11.2016 um 15:58 Uhr
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bitte an die richtigen Schreiben
von Pöppl Christian am 22.11.2016 um 14:22 Uhr
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Was will Lauterbach wirklich?
von Heiko Barz am 22.11.2016 um 13:25 Uhr
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Frontal
von Karl Friedrich Müller am 22.11.2016 um 12:06 Uhr
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Offener Brief an Lauterbach - soeben an ihn geschickt
von Christian Springob am 22.11.2016 um 10:47 Uhr
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Lauterbach
von Heiko Barz am 22.11.2016 um 10:42 Uhr
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RX Versandverbot
von Stefan B. am 21.11.2016 um 23:25 Uhr
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Versorgung Landbevölkerung
von Daniela Hänel am 21.11.2016 um 22:43 Uhr
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AW: Versorgung Landbevölkerung
von Stefan B am 22.11.2016 um 8:12 Uhr
Traurig, was sich heutzutage Experte nennt
von Alfons Neumann am 21.11.2016 um 20:19 Uhr
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Lauterbach
von Schmidt Andreas am 21.11.2016 um 19:29 Uhr
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Lauterbach ein Ökonom ?
von Ratatosk am 21.11.2016 um 18:56 Uhr
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Entsetzt!
von Christian Springob am 21.11.2016 um 18:23 Uhr
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Entsetzt!
von Christian Springob am 21.11.2016 um 18:20 Uhr
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Richtigstellungen
von Albert Bonell am 21.11.2016 um 16:27 Uhr
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Na sage mal..
von Christiane Patzelt am 21.11.2016 um 13:36 Uhr
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??
von Christian Giese am 21.11.2016 um 12:54 Uhr
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AW: ??
von Anita Peter am 21.11.2016 um 13:31 Uhr
Lauterbach
von Anita Peter am 21.11.2016 um 12:29 Uhr
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AW: Nachtrag
von Anita Peter am 21.11.2016 um 12:33 Uhr
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