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Lauterbach sorgt sich um „zartes Pflänzchen“
SPD-Fraktionsvize bleibt bei seinem Nein zum Rx-Versandverbot – Boni für Versicherte begrüßt er
Vorige Woche Donnerstag hatten Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums und der Regierungsfraktionen bei einem Spitzengespräch ausloten wollen, welche Möglichkeiten nach dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober bestehen. Einer der Streitpunkte, die sich aus dem Gespräch ergaben: SPD und Union sind uneins, ob die von ausländischen Versandapotheken gewährten Rx-Boni an die Versichertengemeinschaft weitergegeben werden sollen oder ob der Versicherte persönlich profitieren darf.
Im Gespräch mit der FAZ stellte Lauterbach seine Meinung zu dieser Frage klar: Die Boni seien gerade für chronisch Kranke mit kleinem Einkommen eine interessante Sparmöglichkeit, auch wenn deren Zuzahlungen ohnehin auf ein Prozent des Haushaltseinkommens im Jahr begrenzt sind.
„Das kleine Pflänzchen Versandhandel nicht erdrücken“
Lauterbach bekräftigte erneut, dass seine Fraktion das Rx-Versandhandelsverbot nicht will. Die SPD sei nicht für „Schnellschüsse unter dem Lobbydruck und zugunsten der Apotheker“ zu haben. „Wir müssen die Interessen der Patienten und Versicherten in den Vordergrund stellen und nicht reflexartig die Einkommensängste bestimmter Apotheker“, erklärte der SPD-Politiker. Insbesondere Patienten, die auf dem Land lebten und es weit zur nächsten Apotheke hätten, profitieren laut Lauterbach vom Versandhandel. Der SPD-Fraktionsvize wies auch darauf hin, dass der Versandhandel derzeit etwa 0,5 Prozent Umsatzanteil hat. Er sei „ein kleines Pflänzlein, das wir nicht erdrücken dürfen“.
Lauterbach hat auch kein Verständnis, wenn gewarnt wird, insbesondere kleinere Apotheken auf dem Land würden unter einem Wegfall der Preisbindung leiden. Apotheken auf dem Land gehe es vergleichsweise gut, allenfalls in den Städten könnte sich die Konkurrenzlage verschärfen, zitiert ihn die FAZ. Und weiter: Die wirtschaftliche Lage der allermeisten Apotheken sei „zum Glück auskömmlich“. Ihre durchschnittlichen Umsätze seien in den vergangenen Jahren um je 100.000 Euro gewachsen auf zuletzt 2,4 Mio. Euro.
Auch das Argument, dass Patienten in der Apotheke vor Ort eine bessere Beratung erhalten, will Lauterbach nicht gelten lassen. Denn gerade bei chronisch Kranken mit einer Dauermedikation sei eine Beratung oft gar nicht notwendig oder nachgefragt. Deshalb bleibe der Versandhandel eine „sinnvolle Ergänzung der bestehenden Apothekenstruktur“. Außerdem sei es wichtig, dass auch deutsche Versandapotheken eine faire Chance bekommen, sich am Markt zu beteiligen.
Wo es zwischen den Koalitionspartnern noch hakt und welche Alternativlösungen zum Rx-Versandverbot im Gespräch sind, lesen Sie zudem auf S. 24. Die DAZ hat hierzu Sabine Dittmar (SPD) und Michael Hennrich (CDU) gemeinsam befragt.
Ob und wie die Meinungsverschiedenheit zwischen Union und SPD in dieser Sache beigelegt werden kann, liegt für Lauterbach nun einzig und allein bei der Union. Man werde versuchen, noch vor der Bundestagswahl eine Lösung zu finden. Dies werde aber davon abhängen, ob sich die Union bewege, sagte der SPD-Fraktionsvize. |
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