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beratungs-Quickie
Spezifische Immuntherapie bei Insektengiftallergie
Welche Punkte sind bei der Beratung wichtig? Was für Zusatzinformationen können Apotheker geben? Im „Beratungs-Quickie“ stellen wir jede Woche einen neuen Fall vor. Diesmal geht es um eine Verordnung über eine Hyposensibilisierungslösung für einen Mann, der eine Wespenstichallergie hat.
Formalien-Check
Verordnet ist eine Packung ALK-depot® SQ 802, Wespengift AF. Bei der Verordnung von Hyposensibilisierungslösungen reicht der GKV die Angabe einer individuellen „Hyposensibilisierungslösung lt. Anlage" mit dem Verweis auf ein beigefügtes Bestellblatt manchmal nicht aus. Um Retaxationen zu vermeiden, soll der Arzt Allergenpräparate unter dem Handelsnamen und der konkreten Menge benennen. Laut Rahmenvertrag § 6 Absatz 4 hat die Apotheke bei der Angabe „1 OP“ die kleinste im Handel befindliche Packung abzugeben. ALK-depot® SQ AF - Präparate sind nur in einer N2-Packungsgröße mit 4 x 5 ml im Handel. Die Verordnung ist somit eindeutig.
Für Hyposensibilisierungslösungen ist ein spezieller Anforderungsschein notwendig. Die Arztpraxis muss den Bestellbogen für die Apotheke dem Rezept beifügen. Der Kunde ist bei der Belieferung darauf hinzuweisen, das Arzneimittel im Kühlschrank bei 2 bis 8°C zu lagern. Außerdem ist ihm der Folgebestellbogen für den Arzt auszuhändigen.Der Kunde ist gebührenpflichtig. Abrechnungsfähige Beschaffungskosten können mit der Sonder-PZN 9999637 gegenüber der GKV auf der Verordnung geltend gemacht werden.
Ab Ausstellungsdatum ist die Verordnung einen Monat gültig. Aber was ist, wenn die Beschaffung länger dauert?
Es handelt sich um ein Rezept zulasten einer Ersatzkasse. Maßgeblich ist laut Arzneiversorgungsvertrag der Tag der Vorlage in der Apotheke. Denn dort heißt es: „Die Mittel dürfen nur abgegeben werden, wenn die Verordnung innerhalb von einem Monat nach Ausstellung der Verordnung in der Apotheke vorgelegt wird." Das heißt, selbst wenn die Beschaffung länger dauen sollte, kann abgerechnet werden – vorausgesetzt das Rezept wurde rechtzeitig in der Apotheke vorgelegt.
Bei Primärkassen muss eine Verordnung tatsächlich „innerhalb eines Monats nach dem Austellungstag beliefert werden." Doch es gibt Ausnahmen: „Der Anspruch auf Bezahlung bleibt bei Fristüberschreitung bestehen, wenn der Apotheker glaubhaft macht, dass die Fristüberschreitung aus Gründen der Herstellung, Beschaffung oder Genehmigung unvermeidbar war."
Beratungs-Basics
ALK-depot® SQ 802 Wespengift AF ist ein standardisiertes Allergenpräparat in Depotform zur spezifischen Immuntherapie bei Wespengiftallergie. Bei der spezifischen Immuntherapie wird durch regelmäßige Verabreichung des auslösenden Allergens (hier: Wespengift) in langsam ansteigenden Konzentrationen schrittweise die allergenspezifische Reaktionsbereitschaft des Körpers herabgesetzt und dadurch die Immunreaktion normalisiert. Die spezifische Immuntherapie (auch Hyposensibilisierung, Desensibilisierung oder „Allergie-Impfung“ genannt) stellt somit eine kausale Behandlung allergischer Erkrankungen vom Soforttyp (Typ-I-Allergien) dar. Die Durchführung der Behandlung erfolgt durch den Allergologen. Die Lösung wird regelmäßig als subkutane Injektion verabreicht. Bei einer Insektengiftallergie ist der ideale Therapiebeginn nach dem Ende der Insektenflugsaison (etwa ab November).
Die spezifische Immuntherapie mit ALK-depot® SQ-Präparaten besteht aus zwei Schritten: Während der Initialtherapie wird die Allergenmenge schrittweise mit dem verordneten ALK-depot® SQ 802 AF bis zu der Erhaltungsdosis, die der Giftmenge mehrerer Wespenstiche entspricht, gesteigert. Die Aufdosierungspackung enthält hierzu vier Flaschen in steigender Allergenkonzentration. Der Arzt orientiert sich an einem Dosierungsschema, das er individuell an die Verträglichkeit und eventuelle Therapieunterbrechungen (beispielsweise durch Urlaube oder Infekte) anpasst. Zwischen den Injektionsterminen sind sieben-(bis 14-)tägige Abstände einzuhalten.
Für die Erhaltungstherapie stehen die Fortsetzungspräparate ALK-depot® SQ 802 F1 und F2 zur Verfügung. Die Erhaltungstherapie soll über mindestens drei bis fünf Jahre fortgesetzt werden, wobei der Patient alle vier bis acht Wochen eine Erhaltungsdosis erhält. In fast allen Fällen kann die Wespenstichallergie so wirksam behandelt werden.
Da die Gefahr schwerwiegender allergischer Reaktionen besteht, muss der Patient nach jeder Injektion für mindestens 30 Minuten in der Praxis überwacht werden. Die Reaktionen können von einer lokalen Rötung bis zum anaphylaktischen Schock reichen. Allergische Reaktionen vom verzögerten Typ können noch Stunden nach der Injektion auftreten. Gegebenenfalls erhält der Kunde Medikamente zur Behandlung von Spätreaktionen. In seltenen Fällen kann nach der Injektion leichte Müdigkeit auftreten. Ansonsten hat die Therapie keinen oder einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit.
Am Injektionstag sind körperliche Anstrengungen,
Saunabesuche und heißes Duschen sowie schwere Mahlzeiten und Alkohol zu
vermeiden. Durch eine starke Belastung des Kreislaufs kann das Auftreten von
Nebenwirkungen begünstigt werden.
Auch noch wichtig
Bei der Behandlung sind Wechselwirkungen mit verordneten Arzneimitteln und mit der Selbstmedikation zu beachten.
Während einer ACE-Hemmer-Behandlung besteht bei gleichzeitiger Anwendung von Desensibilisierungslösung gegen Insektengift ein erhöhtes Risiko lebensbedrohlicher anaphylaktischer Reaktionen. Auch mit Betablockern sind überschießende allergische Reaktionen möglich. Eine gleichzeitige Anwendung des Allergenextraktes ist für beide Wirkstoffgruppen kontraindiziert.
Eine Allergie-Immuntherapie sollte prinzipiell nicht gleichzeitig mit einer Behandlung mit Immunsuppressiva erfolgen.
Werden während der Allergie-Immuntherapie symptomatisch wirksame Antiallergika (wie Antihistaminika, Cortikosteroide oder Mastzellstabilisatoren) abgesetzt, muss der Allergologe informiert werden. In diesem Fall kann eine Dosisreduktion des Allergen-Präparates erforderlich sein. Während der Therapie sollte die Einnahme von Aluminium-haltigen Arzneimitteln (z.B. Antacida) eingeschränkt werden. Der Abstand einer Injektion zu einer Schutzimpfung sollte mindestens eine Woche betragen.
Bei Allergieneigung ist allgemein Vorsicht bei Wirkstoffen mit der explizit genannten Kontraindikation „Allergie“ geboten, wie beispielsweise bei ASS oder Ibuprofen.
Darf´s ein bisschen mehr sein?
- Aktuelle Leitlinien zur (Allergen-)spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen finden Sie hier:
- Insektengiftallergiker benötigen Arzneimittel für den Notfall. Vor allem bei Ausflügen sollten diese stets griffbereit sein: ein schnellwirksames Antiallergikum (wie Fenistil® Tropfen), ein Glucocorticoid zum Einnehmen (wie Celestamin N® Lösung) und gegen sehr schwerwiegende Reaktionen eine Adrenalin-Injektion (wie Fastject® Autoinjektor).
- Verhaltensmaßnahmen zur Vorbeugung sind unerlässlich, wie Insektenschutz, Repellents, Fliegengitter, keine Mahlzeiten im Freien und nicht barfuß laufen.
Bei Abholung bedankt sich der Kunde für die Informationen zur bevorstehenden Desensibilisierung. Jetzt wisse er genau, was ihn erwarte. Zwinkernd fügt er hinzu: In seinem Fall sei die Behandlung ja fast „homöopathischer“ Art: mit Injektionsstichen gegen Wespenstiche.
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