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Geld für Präsenz

Thomas Müller-Bohn, Redakteur der DAZ

Die Mühen der Bundesregierung mit dem Haushalt 2024 sorgen seit Wochen für Schlagzeilen. Das scheint keine gute Zeit für Honorarforderungen zu sein. Doch den Apotheken geht es primär um Geld von den Krankenkassen. Die wie­derum erhalten mehr Einnahmen durch die Inflation und hohe Lohnabschlüsse. Geld sollte also durchaus da sein und wird auch für viele andere Zwecke aus­gegeben. Es fehlt wohl eher die Einsicht, wie wichtig die Apotheken sind – für die Menschen und für die Politik. Darum sei daran erinnert: Die Apotheken gehören zu den wenigen Organisationen, die in der Pandemie ununterbrochen für die Menschen da waren. Sie haben sich sehr schnell neuen Herausforderungen gestellt und tun dies weiterhin. Die Liefersituation ist angespannt, und vermutlich wird der Winter wieder viel Mühe mit Engpässen bringen. Ironischerweise schützen damit ausgerechnet die Apotheken den Gesundheitsminister vor dem Ärger der Wähler. Die nächste Sonderaufgabe für die Apo­theken zeichnet sich schon ab. Sie sollen künftig die Identität der Patienten überprüfen, damit sie einen Zugang zur Telematikinfrastruktur erhalten (s. S. 9). Neben manchen nützlichen Funktionen bietet diese dann auch einen vereinfachten Weg zu ausländischen Versendern. Dennoch wird eine solche Leistung von den Apotheken wie selbstverständlich erwartet. Wer sonst sollte das auch tun? Andere Institutionen unterschiedlicher Art – Banken, Post, Bahn und auch die Krankenkassen – vermindern ihre Präsenz in der Fläche. Apothekenteams sind dagegen weiterhin persönlich vor Ort. Denn Arzneimittel erfordern individuelle Erklärungen, moderne Arznei­therapien werden immer komplexer, und systembedingte Erschwernisse wie Rabattverträge und Lieferengpässe kommen dazu. Das alles erfordert den persönlichen Kontakt und der kostet Geld, viel Geld, so viel Geld, dass sich andere die Präsenz in der Fläche gerne ersparen. Die milliardenschweren Forderungen der Apotheken sollten alle daher gut nachvollziehen können. Wer eine sichere und mensch­liche Arzneimittelversorgung haben will, muss sie auch finanzieren.

Mit ihrer Präsenz vor Ort bieten sich die Apotheken auch für zusätzliche Aufgaben an. Das geht aber nur, wenn die Kapazität ausreicht und die Kernaufgaben solide honoriert werden. Andersherum funktioniert es nicht. Neue Honorare für neue Aufgaben können nicht die Lücken bei der Apothekeninfrastruktur stopfen. Das wäre ein Taschenspielertrick. Neue Aufgaben müssen außerdem den Menschen helfen und in das Zusammenwirken mit den anderen Heilberuflern passen. Das gilt für viele Aspekte der Prävention, in der alle Gesundheitsberufe noch reichlich zu tun haben. Obwohl ein Gesamtkonzept zur Prävention fehlt, gibt es Themen, bei denen sich das Engagement durch die Kopplung mit Arzneimittelumsätzen auch für die Apotheken rechnen kann. Ein Beispiel mit großem gesundheitlichem Nutzen ist die Raucherentwöhnung. Einen Überblick dazu finden Sie ab Seite 40. Zugleich bleibt dringend zu hoffen, dass die Apotheken bald eine zukunfts­fähige wirtschaftliche Grundlage für weitere Präventionsaufgaben erhalten – vor allem aber für ihre Kernaufgabe, die Arzneimittelversorgung.

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