Die Antwort lautet:
Der Onkel heißt Claudius, der Bruder von König Hamlet.
Hamlets Vater wurde auf spektakuläre Weise getötet: Sein Bruder träufelt ihm den Saft einer als Hebenon bezeichneten Pflanze ins Ohr. Welche Pflanze der Dichter Shakespeare dabei im Sinn hatte, darüber wird schon lange diskutiert, möglicherweise könnte es der Gefleckte Schierling gewesen sein.
Der junge Prinz Hamlet erfährt durch den Geist seines verstorbenen Vaters, wie dieser zu Tode kam:
„Zu meiner sicheren Stunde hat dein Onkel gestohlen,
Mit Saft von verfluchtem Hebenon in einer Phiole,
Und in die Veranden meiner Ohren strömte
Die lepraartige Destillation; deren Wirkung…
[Akt I, Szene 5]
Der Vater bzw. sein Geist fordert den Sohn auf, Rache zu nehmen, die Geschichte nimmt ihren bekannten Lauf.
Allerdings gibt es bis heute unterschiedliche Interpretationen, was genau die „Mordwaffe“, der Hebenon, sein könnte oder ob Shakespeare überhaupt eine bestimmte Pflanze im Sinn hatte. Diskutiert werden unter anderem Eibe, Bilsenkraut, Tollkirsche und Schierling.
Letzterer ist zwar durchaus als Giftpflanze bekannt. Berühmtheit als todbringendes Mittel erlangte er aber nicht bei Shakespeare, sondern bereits in der Antike. So wurden im 4. und 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen Hinrichtungen mit einem aus dem Gefleckten Schierling zubereiteten Getränk vollzogen. Dazu wurden die Früchte aus den Hülsen gelöst, zerstampft und auf eine dünne Schicht Wasser in den „Schierlingsbecher“ gestreut. Das Gebräu musste vom Verurteilten getrunken werden. Bekanntestes Opfer ist wohl der Philosoph Sokrates, dessen Hinrichtung der Dichter Platon ausführlich in seinem Dialog Phaidon schildert. Die Beschreibung der Wirkungen des Pflanzengifts ist in den Grundzügen auch korrekt.
Wirkstoff ist das Pseudoalkaloid Coniin, das in allen Pflanzenteilen enthalten und für Erwachsene in einer Dosis von 0,5 bis 1 g tödlich ist. Besonders hoch ist es aber in den unreifen Früchten konzentriert. Die Vergiftung äußert sich durch Brennen in Mund und Rachen, Brechreiz, Sehstörung, Verlust des Sprech- und Schluckvermögens und Muskelkrämpfe, bis schließlich durch Atemlähmung bei völlig erhaltenem Bewusstsein der Tod eintritt. Aber auch zu medizinischen Zwecken wurde der Schierling bereits in der Antike genutzt, in Form von Tinkturen, Salben und Auflagen. Die traditionellen Anwendungsgebiete reichen von Drüsenschwellungen, Missempfindungen bis hin zu Prostatahyperplasie und Entzündungen der Brustdrüsen. Aufgrund der Gefährlichkeit der innerlichen Anwendung beschränkte man sich mit der Zeit auf die äußerliche Anwendung. Heute ist Schierling nur noch in homöopathischen Zubereitungen zu finden.
Frage:
Zurück zu Hamlet: Wie lautet der Name des Onkels, der König Hamlet, den Vater des jungen Hamlet, mit dem „Saft von verfluchtem Hebenon in einer Phiole“ tötete?
Der Onkel heißt Claudius, der Bruder von König Hamlet.
Stuttgart - 16.12.2024, 07:00 Uhr
Der Gefleckte Schierling (Conium maculatum) ist eine der bekanntesten Giftpflanzen. (Foto: Azahara MarcosDeLeon / AdobeStock)