Die Seite 3

Nicht nur Hiobsbotschaften

Foto: Philip Kottlorz Fotografie
Julia Borsch, Chefredakteurin der DAZ

Der Deutsche Apothekertag 2023 ist Geschichte. Und man kann es nicht anders sagen: Es war Stimmung in der Bude. Zwar nicht während der Antragsdebatte (siehe Seite 72) – die wurde mit so wenig Diskussionsfreude durchgepeitscht, wie es eigentlich sonst nur am Freitagnachmittag der Fall ist, wenn alle Delegierten eilig den Heimweg antreten wollen. Nein, richtig laut wurde es während der Eröffnung, als die Anwesenden zunächst die Rede der ABDA-Präsidentin bejubelten. Im Anschluss kommentierten die Delegierten die Lauterbach’sche Videobotschaft dann mit Pfeifen und Buhrufen, um ihrer Verzweiflung und ihrem Unverständnis (wie der Kollege auf dem Titelbild) sowie ihrer Wut über die Pläne des Bundesgesundheitsministers Ausdruck zu verleihen. Auch wenn die erwarteten oder eher befürchteten Aktionen ein­zelner Apotheker ausblieben, war die Protest- und Kampfbereitschaft im Saal deutlich zu spüren. Die ließ dann Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, mit ihrem Vortrag zu den aktuellen Zahlen (S. 64) mit dem Mantra „Apotheken stärken. Jetzt!“ zwei Tage später nochmals aufleben. Wer hätte gedacht, dass die Präsentation von unerfreulichen Zahlen einen ganzen Saal mitreißen kann? Diese Entschlossenheit der Delegierten des DAT gilt es nun über die nächsten Monate zu retten und vor allem auf die Kolleginnen und Kollegen zu übertragen, die in Düsseldorf nicht dabei waren. Denn schließlich wurde ein Protestmonat mit deutschlandweiten Kundgebungen beschlossen – und der darf kein Papiertiger bleiben, der sich nur auf den Kampagnenplakaten der ABDA wiederfindet.

Neben der Tatsache, dass die Apothekerschaft nun offenbar wirklich bereit ist, auf die Barrikaden zu gehen, und nicht wie früher nur schulterzuckend kommentiert „es hätte schlimmer kommen können“, haben die Tage in Düsseldorf eine weitere Erkenntnis gebracht: Die Präsenzveranstaltung ist zurück. Nach den Corona-Jahren gestaltete sich die Rückkehr zu großen Veranstaltungen mit persönlichem Austausch tatsächlich etwas zäh. Nicht wenige erklärten Events wie Messen oder Fortbildungen vor Ort für tot. Doch davon war in Düsseldorf nichts zu spüren. Laut Veran­stalter wurden sogar die Besucherzahlen aus präpandemischen Zeiten erreicht. Die Stände, auch der Stand des Deutschen Apotheker Verlags, waren an den Messetagen zumeist gut besucht (siehe Seite 84). Die Stimmung war bestens.

Somit lässt sich aus Düsseldorf neben den Hiobsbotschaften des Ministers wenigstens auch Positives mit nach Hause nehmen: Die Apothekerinnen und Apotheker sind fest entschlossen, sich gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministers zu wehren, und Präsenzveranstaltungen sind kein Opfer der Pandemie geworden, sondern funktionieren nach wie vor. Man wäre fast versucht zu sagen: „Es hätte schlimmer kommen können.“

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