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Die Pandemie und das Personal

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Am 8. Februar ist der Startschuss für das Impfen gegen COVID-19 in Apotheken gefallen. Als der Weg Ende 2021 für diese besondere Apothekendienstleistung frei gemacht wurde, klang es noch so, als hätten viele Apotheken nur darauf gewartet, so die Impfkampagne unterstützen zu können. Immerhin soll laut ABDA jetzt eine vierstellige Zahl von Apotheken impfbereit sein.

Doch zum offiziellen Start sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Gerade einmal knapp 500 Apotheken sind dabei, nur rund 25.000 Impfstoffdosen haben diese Apotheken für sich geordert. In Baden-Württemberg starteten zum Stichtag etwa 30 Apotheken mit COVID-19-Impfungen, in Rheinland-Pfalz rund 70, in Thüringen gerade einmal 13 von 500. Was ist passiert? Einen wichtigen und irgendwie naheliegenden Grund liefert Stefan Fink, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Thüringen: Es fehlt an Personal!

Nun ist Personalnot in Apotheken kein neues Problem. Vor allem in ländlichen Gegenden ist diese Not besonders ausgeprägt. Darüber kann auch das große Engagement vieler Apotheken zur Bewältigung der Pandemie nicht hinwegtäuschen. Hinzu kommt, dass es den Apotheken nicht gerade leicht gemacht wird, die sich mit dem Ausstellen von COVID-19-Zertifikaten in besonderem Maße verdient machen. Ständig ändern sich die Vorschriften, zunehmend lassen sich die Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen. Wer vor Kurzem noch nach COVID-19-Erkrankung für einen Zeitraum von sechs Monaten als genesen galt, ist das heute in Deutschland schon nach drei Monaten nicht mehr. Wer mit der Janssen-Vakzine nach einmaliger Impfung zunächst grundimmunisiert war und mit der zweiten Impfung als geboostert galt, hat jetzt erst nach der zweiten Impfung den Status „grundimmunisiert“. Und weil das alles nicht verwirrend genug ist, gibt es nun so griffige Bezeichnungen wie 1/2, 2/1, 2/2, 3/1, 3/3, 4/4 usw. für unterschiedlichste Konstellationen von grundimmunisiert, geboostert, genesen (s. S. 18). Sie treiben selbst diejenigen in den Wahnsinn, die bislang glaubten, immer noch alles irgendwie halbwegs laienverständlich erklären zu können. Der kaum zu befriedigende Informationsbedarf zehrt zusätzlich an den ohnehin schon knappen Personalressourcen.

Und jetzt also auch noch Impfen in der Apotheke. Auch hier muss geschult werden, auch hier ist der Personalbedarf groß. Auch hier gilt es, unzählige Vorschriften zu beachten. Dass jetzt selbst zunächst impfwillige Apotheken kapitulieren, verwundert kaum. Personalressourcen sind einfach begrenzt, gerade und besonders jetzt, wo Omikron auch nicht vor Apothekenpersonal und deren Familien haltmacht und die sowieso schon angespannte Lage noch zusätzlich verschärft. Ob das Impfen in Apotheken langfristig zu einem wichtigen Versorgungsangebot in der Fläche werden wird, das steht und fällt auch damit, wie gut dort der Personalbedarf gedeckt werden kann. Der Startschuss für das Impfen in der Apotheke ist gefallen. Bleibt zu hoffen, dass das Ziel einer breiten niederschwelligen Versorgung auch erreicht werden kann.

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