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Arzneimittel und Therapie
Vitamin D und Fischöl im Duo besser wirksam
Risiko für Autoimmunerkrankungen reduziert
Datengrundlage war die VITAL-Studie (s. DAZ 2022, Nr. 1, S. 34 „Nützlich oder sogar potenziell schädlich?“). Eine ihrer Auswertungen befasste sich mit der Frage, ob die Einnahme von 2000 IE Colecalciferol und/oder Omega-3-Fettsäuren (465 mg Eicosapentaensäure [EPA] und 375 mg Docosahexaensäure [DHA]) das Risiko für eine neu diagnostizierte Autoimmunerkrankung beeinflusst. Knapp 26.000 Probanden hatten rund 5,3 Jahre lang entweder Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren oder Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren eingenommen; die einzelnen Kohorten waren placebokontrolliert. Einer unter mehreren Studienendpunkten war eine neu diagnostizierte Autoimmunerkrankung. Erfasst wurden das erstmalige Auftreten einer rheumatoiden Arthritis, einer Polymyalgia rheumatica, einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankung, einer Psoriasis sowie von weiteren Autoimmunerkrankungen.
Beste Prävention unter der kombinierten Einnahme
Bestätigte Autoimmunerkrankungen traten bei 123 Probanden der Vitamin-D-Gruppe und bei 155 Teilnehmern der Placebogruppe auf. Dies entspricht einer um 22% verminderten Häufigkeit (Hazard Ratio [HR] = 0,78; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,61 bis 0,99; p = 0,05).
In der Fischöl-Gruppe kam es zu 130 neu diagnostizierten Autoimmunerkrankungen gegenüber 148 in der Placebogruppe. Das entspricht einer um 15% verminderten Häufigkeit; der Unterschied war statistisch nicht signifikant (HR = 0,85; 95%-KI: 0,67 bis 1,08; p = 0,19).
Die beste Prävention wurde unter der kombinierten Einnahme ermittelt: Hier traten bei 63 Probanden Autoimmunerkrankungen auf, in der Placebogruppe bei 88. Das heißt, unter der Zweierkombination konnte die Häufigkeit neu diagnostizierter Autoimmunerkrankungen um 31% signifikant gesenkt werden (HR = 0,69; 95%-KI: 0,49 bis 0,96; p = 0,03).
Vorbeugender Effekt steigt mit der Anwendungszeit
Diese Aussagen betreffen den gesamten Einnahmezeitraum, also etwas mehr als fünf Jahre. In einer weiteren Analyse wurden die ersten zwei Jahre ausgeklammert, da sich Autoimmunerkrankungen über einen längeren Zeitraum hinweg entwickeln. Hier zeigte sich, dass der präventive Effekt mit der Zeit anstieg. Unter der Einnahme von Vitamin D traten im dritten bis fünften Beobachtungsjahr 39% weniger neu diagnostizierte Autoimmunerkrankungen auf als unter Placebo (HR = 0,61; p = 0,005). In der Fischöl-Gruppe betrug der Unterschied zwischen Verum und Placebo 10% und war somit nicht höher als in den ersten Einnahmejahren. Um festzustellen, ob die präventive Wirkung mit den Jahren weiterhin ansteigt, sollen die Probanden nun noch zusätzliche zwei Jahre beobachtet werden.
Fazit der Studienautoren
Die Studienautoren erachten diese Ergebnisse für klinisch bedeutsam, da bislang keine wirksamen Maßnahmen zur Prävention von Autoimmunerkrankungen bekannt sind. Sie weisen aber auf einige Schwächen der Studie hin: Das mediane Alter der Studienpopulation lag bei rund 67 Jahren – Autoimmunerkrankungen entwickeln sich indes meist in einem frühen Lebensabschnitt. Ein weiteres Manko ist die insgesamt geringe Zahl an Probanden, bei denen im Verlauf der Studie eine Autoimmunerkrankung neu aufgetreten war. Dies limitiert die statistische Aussagekraft. |
Literatur
Hahn J et al. Vitamin D and marine omega 3 fatty acid supplementation and incident autoimmune disease: VITAL randomized controlled trial BMJ 2022; 376 :e066452 doi:10.1136/bmj-2021-066452
Hahn J et al. Vitamin D and Marine n-3 Fatty Acid Supplementation and Prevention of Autoimmune Disease in the Randomized Controlled Trial. Abstract Nr. 0957, American Congress of Rheumatology. Plenary Session November 7, 2021
US-amerikanisches Studienregister https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT01351805, Abruf am 18. Februar 2022
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