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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

mab | Warum sind einige Personen nach einer durchlebten COVID-19-­Infektion gut vor einer zweiten Infektion geschützt und andere weniger? Mit dieser Frage haben sich österreichische Wissenschaftler beschäftigt und sehen in der reduzierten Antikörper-Bildung gegen die gefaltete Rezeptor-Bindungs-Domäne des Spike-Proteins die Antwort.

Wir haben im Folgenden wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.

Geschützt vor Reinfektion?

Etwa jeder fünfte genesene COVID-19-­Patient entwickelt nach seiner Erkrankung keine ausreichend hohe Immunantwort, um vor künftigen Neu­infektionen geschützt zu sein. Warum das so ist, hat eine Arbeitsgruppe der medizinischen Universität Wien versucht herauszufinden. Dazu haben die Forscher die Antikörper-Antwort von Genesenen, die einen milden bis schweren Krankheitsverlauf hatten, auf verschiedene Antigene von SARS-CoV-2 getestet. Es zeigte sich, dass nur gegenüber dem intakten, dreidimen­sional gefalteten Spike-Protein Antikörper gebildet wurden, nicht jedoch gegen Bruchstücke davon. Die gebildeten Immunglobuline richteten sich vor allem gegen die Rezeptor-Bindungs-­Domäne des Spikeproteins, mit dessen Hilfe sich SARS-CoV-2 an die ACE2-Rezeptoren der Wirtszellen anlagert. Ist es einzelnen Personen – aus nicht weiter erläuterten Gründen – nicht möglich, ausreichend Antikörper gegen die gefaltete Rezeptor-Bindungs-Domäne-Region zu bilden, so können Zweitinfektionen die Folge sein. In ihrer Entdeckung sehen die Forscher zudem eine mögliche Erklärung für Impfdurchbrüche bei bestimmten Personengruppen. Um diese noch besser vor einer SARS-CoV-2-Infektion zu schützen, fordern die Wissenschaftler die Entwicklung eines Impfstoffs, der gezielt die Rezeptor-Bindungs-Domäne als Antigen-Target präsentiert [Pressemitteilung der medizinischen Universität Wien, 30. August 2021].

Grafik: GEMINI / AdobeStock

Booster nach Janssen-Vakzine

In zwei Phase-I/IIa-Studien hat die Janssen-Cilag AG den Benefit einer Auffrischimpfung in niedrigerer Dosierung nach der einmaligen Immunisierung mit ihrer Vektor-Vakzine untersucht. Einbezogen in die Studie wurden Personen zwischen 18 und 55 Jahren, die Teilnehmer der zweiten Probandengruppe waren 65 Jahre und älter. Im Vergleich zu 28 Tagen nach der primären Impfung waren durch den Booster um den Faktor 9 höhere Antikörper-Spiegel gegen das Spike-Protein messbar. Zusammen mit den amerikanischen Behörden FDA (Food and Drug Administration), CDC (U.S. Centers for Disease Control and Prevention), sowie der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) sollen nun weitere Daten zu einer möglichen Auffrischimpfung gesammelt und ausgewertet werden [Pressemitteilung der Janssen-Cilag GmbH, 26. August 2021].

Auffrischimpfung und vollumfassende Zulassung

Schon weiter auf dem Weg zu einer Auffrischimpfung ist dagegen Biontech/Pfizer: Nachdem bereits am 12. August 2021 in den USA eine dritte Impfung mit der mRNA-Vakzine per Notfallzulassung für Personen ab zwölf Jahren, die eine Immunschwäche aufweisen oder die eine Organtransplantation hatten, genehmigt worden war, soll nun die Zulassung für alle Personen ab 16 Jahren folgen. Das Unternehmen hat dafür die Ergebnisse einer Phase-III-Studie, in der 306 Patienten zwischen 18 und 55 Jahren etwa 4,8 bis acht Monate nach der zweiten Dosis mit 30 Mikrogramm Comirnaty® geboostert worden waren, bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. Im Vergleich zur Messung nach der zweiten Impfung wiesen die Probanden nach der dritten Dosis einen um den Faktor 3,3 höheren Titer an neutralisierenden Antikörpern gegen den Wildtyp von SARS-CoV-2 auf. Zwar traten im Vergleich zur zweiten Dosis bei mehr Probanden Nebenwirkungen auf (99,5% vs. 98%), jedoch fielen diese lediglich leicht bis moderat aus. Auch in Europa sollen entsprechende Anträge folgen. Der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer hat zudem vergangene Woche für die zwei­fache Impfung von der FDA eine vollumfassende Zulassung zur Prävention von COVID-19-­Erkrankungen bei Personen ab 16 Jahren erhalten, Moderna hat die Unterlagen dazu vollständig eingereicht [Pressemitteilungen von Biontech/Pfizer, 23. und 25. August 2021,Pressemitteilung von Moderna, 25. August 2021].

Totimpfstoff im Rolling-­Review-Verfahren

Wer den neuen Technologien von mRNA- und Vektorimpfstoffen noch skeptisch gegenübersteht, dürfte die neueste Meldung des Unternehmens Valneva SE begrüßen: Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen für seinen Impfstoffkandidaten VLA2001 bei der britischen Zulassungsbehörde MHRA ein rollierendes Zulassungsverfahren beantragt. Bei VLA2001 handelt es sich um einen klassischen Totimpfstoff, bei dem die Viren chemisch inaktiviert wurden, um die natürliche Spike-Protein-Struktur zu erhalten. Neben den inaktivierten Viren erhält der Impfstoff zudem zwei Adjuvanzien (Alaun und CpG1018), die in dieser Kombination besonders hohe Antikörper-Titer bei den Geimpften induzieren sollen. Aktuell läuft in Großbritannien eine Phase-III-Studie, in der an mehr als 4000 Probanden die Verträglichkeit und die Überlegenheit von VLA2001 gegenüber dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca gezeigt werden soll. Dazu bekamen alle Teilnehmer im Abstand von 28 Tagen 2:1 randomisiert entweder zwei Dosen VLA2001 (n = 3000) oder Vaxzevria®(n = 1000) verabreicht. Erste Ergebnisse der Studie werden für das vierte Quartal 2021 erwartet. Im besten Fall erhofft sich das Unternehmen eine Zulassung des Totimpfstoffs in Großbritannien noch für dieses Jahr, andere Länder sollen folgen. Die Lagerung des Impfstoffs soll bei normaler Kühlschranktemperatur zwischen 2 und 8 Grad Celsius erfolgen [Pressemitteilung von Valneva SE, 23. August 2021].

Mehr Hospitalisierungen unter Delta-Variante

Personen, die sich mit der Delta-Variante in­fiziert haben, haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko in ein Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen, als Personen, die sich mit der Alpha-Variante angesteckt haben (adjustierte Hazard Ratio: 2,26). Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer Kohortenstudie, bei der sie zwischen 29. März und 23. Mai 2021 die Daten von 43.338 Probanden im durchschnitt­lichen Alter von 31 Jahren ausgewertet haben, von denen sich 8682 Personen mit der Delta-­Variante infiziert hatten, die übrigen 34.656 mit der Alpha-Variante. 74% der Probanden waren ungeimpft, 24% nur unvollständig geimpft. Im Vergleich zur Alpha-Variante war das Risiko, innerhalb von 14 Tagen nach Probenentnahme in ein Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen oder eine Notfallambulanz aufsuchen zu müssen, um das 1,45-Fache erhöht. Die Autoren schlussfolgern, dass unter Ungeimpften Infektionen mit der Delta-Variante das Gesundheitssystem stärker belasten als Infektionen mit der Alpha-Variante [Twohig KA et al. The Lancet 2021. doi: 10.1016/ S1473-3099(21)00474-6]. |
 

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