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Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze
Wir haben im Folgenden wichtige Meldungen der vergangenen Woche für Sie zusammengefasst.
Keine Evidenz für Ivermectin
Nachdem Ivermectin in Laborstudien die Vermehrung von SARS-CoV-2 reduzieren konnte, schwören vor allem Menschen in Südamerika auf den heilenden und vorbeugenden Effekt des Parasitenmittels. Dass dem vermutlich nicht so ist, zeigen die Ergebnisse eines Cochrane-Reviews, bei dem 14 Studien mit insgesamt 1678 Probanden ausgewertet wurden. Aufgrund der kleinen Studien, die oft auch nur von geringer Qualität waren, konnte Ivermectin im Vergleich mit Placebo oder einer Standardbehandlung weder ein Nutzen bezüglich der Sterblichkeit und der Symptomverbesserung noch zur Vorbeugung einer COVID-19-Erkrankung zugesprochen werden. Allerdings merken die Autoren an, dass aktuell noch 31 Studien mit Ivermectin laufen. Sollten deren Ergebnisse neue Erkenntnisse zeigen, wird der Cochrane-Review noch einmal überarbeitet [Popp M et al. Cochrane Library 2021. doi: 10.1002/14651858.CD015017.pub2].
Kaum Infektionsrisiko durch Bargeld
Die europäische Zentralbank hat zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus Bochum untersucht, wie viele infektiöse Viruspartikel von Bargeld auf die Haut übertragen werden. Dazu versahen sie sowohl Scheine als auch Münzen mit verschieden konzentrierten Viruslösungen: Bereits nach sechs Stunden waren auf dem 10-Cent-Stück keine lebenden Viren mehr nachweisbar, dagegen bis zu zwei Tage auf der 1-Euro-Münze sowie drei Tage auf dem 10-Euro-Schein. Auf der kupferhaltigen 5-Cent-Münze waren die Viren dagegen nur eine Stunde überlebensfähig. Bei der Untersuchung der Virusübertragung auf die Haut zeigte sich, dass sowohl im getrockneten als auch im feuchten Zustand kaum Viren übertragen wurden. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, „dass sich auch andere Varianten wie die zurzeit vorherrschende Delta-Variante ähnlich verhalten“ [Todt D et al. iScience, 2021, doi: 10.1016/j.isci.2021.102908].
Langsamer Wirkverlust von Comirnaty®
Zum Zeitpunkt der bedingten Zulassungen lagen keine Langzeitdaten zur Wirksamkeit der Vakzine von Biontech/Pfizer vor. Die neuesten Auswertungen der noch laufenden Zulassungsstudie wurden nun im Preprint veröffentlicht. Insgesamt haben dort 44.165 Personen über 16 Jahren sowie 2264 Probanden im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren beide Impfungen im Abstand von 21 Tagen erhalten. Belief sich der Impfschutz im Zeitraum zwischen sieben Tagen und zwei Monaten nach der zweiten Dosis noch auf 96,2%, so war dieser im Zeitraum zwischen dem zweiten und vierten Monat nach der vollständigen Immunisierung auf 90,1% gesunken. Bei der letzten Auswertung etwa sechs Monate nach der zweiten Dosis betrug die Wirksamkeit noch 83,7%. Der Schutz vor schweren Infektionen zu diesem Zeitpunkt belief sich jedoch immer noch auf 96,7%. Zudem konnten bis auf die bekannten Nebenwirkungen keine Sicherheitssignale in der Nachbeobachtung gesehen werden. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer dritten Dosis, die am Montag bei der Bundesgesundheitsministerium für Risikogruppen wie Alte und Pflegebedürftige beschlossen wurde (siehe auch Artikel "Impfung für Kinder ab 12 und für Risikogruppe eine dritte Dosis" in dieser DAZ). Zu diesen gehören auch organtransplantierte Personen, die laut einer aktuellen Publikation auch bei doppelter Immunisierung ein deutlich höheres Risiko für Durchbruchinfektionen haben: So erkrankten von den vollständig mit einem mRNA-Impfstoff immunisierten 18.215 organtransplantierten Personen 151 trotz doppelter Impfung. Das Risiko für Durchbruchinfektionen ist demnach um den Faktor 82 höher als in der Allgemeinbevölkerung. Das Risiko, aufgrund der Durchbruchinfektion in ein Krankenhaus eingewiesen werden zu müssen oder zu versterben, war sogar um den Faktor 485 höher [Thomas SJ et al. medRxiv 2021. doi: 10.1101/2021.07.28.21261159 und Qin C et al. Transplantation 2012. doi: 10.1097/TP.0000000000003907].
Inhalativer Impfstoff im Test
Der chinesische Hersteller CanSino Biologics hat seinen zur intramuskulären Applikation genehmigten Vektor-Impfstoff Ad5-nCoV, der das Gen für das Spikeprotein von SARS-CoV-2 trägt, in einer Phase-I-Studie als inhalative Impfung untersucht. Bei der Studie bekamen die 130 Probanden 1:1:1:1:1 randomisiert im Abstand von 28 Tagen entweder zweimal inhalativ eine niedrige Dosis oder hohe Dosis des Impfstoffs, intramuskulär eine niedrige oder hohe Dosis oder zunächst eine Injektion gefolgt von der hohen inhalierten Dosis des Impfstoffs verabreicht. Sieben Tage nach der zweiten Dosis zeigte sich, dass die inhalativ verabreichte Vakzine bei weniger (25%) Probanden Nebenwirkungen ausgelöst hatte als bei intramuskulärer Anwendung (63%). Jedoch fielen diese in Form von Müdigkeit und Fieber gering aus, schwerwiegende Ereignisse wurden nicht gemeldet. Zwei Dosen der inhalativen Vakzine riefen dabei eine ähnlich neutralisierende Aktivität hervor wie eine intramuskuläre Injektion. Dagegen fielen die IgG-Antikörper-Titer unter inhalativer Anwendung deutlich geringer aus. Die beste Immunogenität erzielte der Mix aus intramuskulärer und inhalativer Anwendung. Die inhalative Impfung soll nun in weiteren klinischen Studien untersucht werden [Wu S et al. The Lancet Infectious Diseases 2021. doi: 10.1016/S1473-3099(21)00396-0].
Thrombotische Ereignisse unter Comirnaty® und Vaxzevria®
In einer von der europäischen Arzneimittelbehörde gesponserten im Preprint publizierten Studie wurden die Raten für Thromboembolien und Thrombozytopenie nach Immunisierung mit Comirnaty® (n = 945.941) oder Vaxzevria® (n = 426.272) sowie nach einer COVID-19-Erkrankung (n = 222.710) mit der gesunden Allgemeinbevölkerung (n = 4.570.149) verglichen. Es zeigte sich, dass das Risiko für ein thromboembolisches Ereignis nach einmaliger Impfung mit der Biontech/Pfizer-Vakzine ähnlich hoch war wie unter Vaxzevria® (standardisierte Inzidenzrate [sIR]: 1,29 vs. 1,15). Dagegen betrug diese nach einer COVID-19-Erkrankung 8,04. Eine Thrombozytopenie trat unter einmaliger Comirnaty®-Dosis mit einer Inzidenzrate von 1,35 auf, unter Vaxzevria® belief sie sich auf 1,03. Auch hier war das Risiko einer Thrombozytopenie in Folge einer COVID-19-Erkrankung mit einer sIR von 3,52 deutlich höher. Dagegen konnte unter beiden Impfstoffen kein Sicherheitssignal für arterielle Thrombosen oder Thrombose mit Thrombozytopenie-Syndrom gesehen werden. Weitere Studien sollen nun die Kausalität der beobachteten Zusammenhänge untersuchen [Burn E et al. The Lancet 2021. http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3886421]. |
Weitere Beiträge des Pandemie Spezials in DAZ 2021, Nr. 31
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