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Pandemie Spezial
Schutz auch vor Delta-Variante?
Was eine vollständige Immunisierung leisten kann
Die vier von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besorgniserregende Varianten (engl. Variants of Concern, VOC) eingestuften SARS-CoV-2-Mutanten B.1.1.7, B.1.351, P.1 und B.1.617.2 zeichnet nicht nur ein kompliziert auszusprechender Name aus, sondern auch eine höhere Übertragbarkeit und eine möglicherweise veränderte Immunantwort. Um die Bezeichnung zu vereinfachen, aber auch um eine Stigmatisierung des Landes, in dem die entsprechende Variante das erste Mal aufgetreten ist, zu vermeiden, hat die WHO am 31. Mai 2021 eine neue Nomenklatur eingeführt (s. Tabelle). Die bisherigen Bezeichnungen aus Zahlen-Buchstaben-Kombinationen können jedoch weiterhin in wissenschaftlichen Publikationen verwendet werden.
Wissenschaftlicher Name | Neuer Name gemäß WHO | Erstmalig nachgewiesen in | Früheste Detektion |
---|---|---|---|
B.1.1.7 | Alpha | Großbritannien | September 2020 |
B.1.351 | Beta | Südafrika | Mai 2020 |
B.1.1.28.1, alias P.1 | Gamma | Brasilien | November 2020 |
B.1.617.2 | Delta | Indien | Oktober 2020 |
In Deutschland bisher kaum vertreten
Laut Bericht des Robert Koch-Instituts vom 2. Juni 2021 herrschte in der Kalenderwoche 20/2021 nach wie vor die Alpha-Variante mit etwa 93% der Fälle in Deutschland vor. Dagegen sind bisher kaum Fälle einer Infektion mit der Beta- oder Gamma-Variante in der Bundesrepublik bekannt. Und auch die sich schnell verbreitende Virusmutante Delta, die erstmals im indischen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen worden war, ist bisher nur in 2,1% der Fällen nachweisbar. Anders als die Alpha-, Beta- und Gamma-Varianten besitzt diese keine sogenannte N501Y-Mutation im S-Protein, sondern zeichnet sich durch den Austausch von Aminosäuren im Spike-Protein (L452R, P681R) aus. Diese bewirken vermutlich eine stärkere Bindung an das ACE2-Protein der Wirtszelle, was eine höhere Übertragbarkeit der Viren zur Folge hat. Als Folge von L452R wird zudem eine reduzierte Wirksamkeit der humoralen und zellulären Immunantwort vermutet. Keine guten Aussichten, wenn man die Infektionszahlen von Großbritannien im Kopf hat, wo sich trotz hoher Durchimpfungsrate die Delta-Variante aktuell verbreitet. Wirken also die Impfstoffe nicht gegen B.1.617.2? Mit dieser Frage haben sich britische Forscher beschäftigt und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.
5,8-fach weniger Antikörper
Insgesamt 250 Teilnehmer im medianen Alter von 42 Jahren, die zuvor mit der Vakzine von Biontech/Pfizer immunisiert worden waren, nahmen an der Studie teil. Jeweils etwa einen Monat nach der ersten bzw. der zweiten Dosis wurden die Titer an neutralisierenden Antikörper gegen den Wildtyp, die drei besorgniserregenden Varianten Alpha, Beta und Delta sowie eine weitere Mutante (D614G), die während der ersten Welle in Großbritannien aufgetreten war, bestimmt. Es zeigte sich, dass alle Studienteilnehmer nach der zweiten Immunisierung neutralisierende Antikörper gegen das Spike-Protein des Wildtyps gebildet hatten. 3% der Probanden bildeten keine Antikörper gegen die Delta-Variante, bei der Beta-Variante waren es 5%. Im Vergleich zum Wildtyp wurden deutlich weniger neutralisierende Antikörper gegen die Varianten gebildet. So war der Titer neutralisierender Antikörper gegen die Delta-Variante etwa 5,8-fach niedriger als gegen den Wildtyp. Auch gegen die Alpha-Variante (2,6-fach) und die Beta-Variante (4,9-fach) wurden im Vergleich deutlich weniger Antikörper gebildet. Virologin Sandra Ciesek äußert sich dagegen optimistisch auf der Plattform Twitter bezüglich der klinischen Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Delta-Variante. Sie bezieht sich dabei auf die Aussagen des britischen Gesundheitsministers Mat Hancock. Dieser hatte berichtet, dass von 126 mit der Delta-Variante infizierten hospitalisierten Personen lediglich drei beide Dosen erhalten hatten, der Großteil jedoch ungeimpft war. Damit könne von einem wirksamen Schutz auch vor Varianten durch eine vollständige Immunisierung ausgegangen werden. |
Literatur
Bericht zu Virusvarianten von SARS-CoV-2 in Deutschland,Informationen des Robert Koch-Instituts, Stand: 2. Juni 2021
Wall EC et al. Neutralising antibody activity against SARS-CoV-2 VOCs B.1.617.2 and B.1.351 by BNT162b2 vaccination. The Lancet 2021. doi: 10.1016/S0140-6736(21)01290-3
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