Arzneimittel und Therapie

Bald Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis

Was die Pipeline zu bieten hat

cel/mab | Bei COVID-19 bewähren sich mRNA-Vakzine derzeit: schnelle Entwicklung und Herstellung, sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit und die Möglichkeit eines raschen Anpassens an Varianten. Wäre das nicht auch für Grippeimpfstoffe sinnvoll? Curevac, Biontech und Moderna tüfteln bereits an mRNA-basierten Grippeimpfstoffen, Moderna plant sogar eine Kombination von COVID-19- und Grippeschutz in einer Impfung.

Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis sind kein völlig neuer Gedanke. In der Tat forschen die einschlägigen COVID-19-mRNA-Impfstoffentwickler – Biontech, Curevac, Moderna – bereits seit Jahren an Influenzavakzinen mit messenger-RNA. Der CEO von Moderna, Stephane Bancel, erklärte vor Kurzem, dass das Unternehmen nicht nur einen Grippeimpfstoff entwickelt, sondern auch plant, diesen mit einem Coronavirus-Impfstoff zu kombinieren. Der Vorteil: Man würde dadurch lediglich eine Auffrischimpfung benötigen und wäre gleichzeitig vor SARS-CoV-2 und saisonaler Grippe geschützt. Doch damit nicht genug: Moderna will weitere Kombinationsimpfstoffe gegen Infektionen mit Influenzaviren, SARS-CoV-2, RSV (Respiratory Syncytial Virus) und humanen Metapneumonieviren (hMPV) untersuchen. Moderna plant den Beginn einer klinischen Phase-I-Studie noch in diesem Jahr 2021.

Auch Curevac und Biontech sind am Forschen

Ein Blick auf die Webseite des Tübinger Konzerns Curevac verrät, dass auch dort an einem mRNA-Grippeimpfstoff geforscht wird: CV7301, „ein Lipid-Nanopartikel-Grippeimpfstoff der zweiten Generation, der eine starke und dauerhafte Immunogenität bei nichtmenschlichen Primaten gezeigt hat“. Derzeit befindet sich die Entwicklung noch in der präklinischen Phase. Aber auch Biontech ist aktiv und forscht an dem Influenza-mRNA-Impfstoffkandidaten BNT161, der sich ebenfalls in der präklinischen Phase befindet. BNT161 soll die Antigene derjenigen Influenza-Stämme codieren, die die Weltgesundheitsorganisation jährlich im Februar für die Nordhalbkugel und im September für die Südhalbkugel vorschlägt. Biontech arbeitet hier, wie auch bei Comirnaty®

, mit dem Pharmaunternehmen Pfizer zusammen.

Foto: nobeastsofierce/AdobeStock

Vorteile von mRNA-basierten Grippeimpfstoffen

Die Herstellung und auch das Wirkprinzip von Grippeimpfstoffen auf mRNA-Basis unterscheiden sich sehr von denen durch konventionelle Methoden mit Hühnerei, Säugetierzelle oder rekombinant mithilfe von Baculoviren und Insektenzelllinien hergestellten Influenzavakzinen. Diese Verfahren benötigen nicht nur Zeit, sie müssen teilweise auch initiiert werden, bevor die WHO ihre Empfehlungen zur Grippeimpfstoffzusammensetzung ausgesprochen hat – möglicherweise würde dann jedoch ein anderes Antigen besser passen. Ein mRNA-Grippeimpfstoff hingegen kann in etwa einem Monat entwickelt werden, was den Forschern deutlich mehr Zeit lässt, die Stämme zu bestimmen, gegen die er schützen soll. Ein weiterer Unterschied: Bei den bislang genutzten Influenzavakzinen spritzt man direkt die Antigene, und der Körper bildet daraufhin Antikörper. Bei mRNA-Impfstoffen hingegen appliziert man lediglich die Information des Antigens – hergestellt wird dieses durch den Körper selbst und auch die passenden Antikörper dazu. „mRNA-Impfstoffe können dem Immunsystem beibringen, ein Virus zu bekämpfen, ohne jemals mit ihm in Kontakt zu kommen“, erklärt Pekosz dazu in der „Washington Post“. Sie könnten zudem eine viel stärkere Immunantwort erzeugen als Reaktionen, die auf einen „normalen“ Grippeimpfstoff erzeugt würden.

Nachteil: die Lagerung und Dauer der Immunität

Problematischer als bei konventionellen Grippeimpfstoffen sind aktuell noch die Lagerbedingungen von mRNA-Impfstoffen. Sie müssen bei deutlich tieferen Temperaturen gelagert werden, so darf Comirnaty® von Biontech/Pfizer maximal zwei Wochen bei -25 °C bis -15 °C gelagert werden. Ab dem Zeitpunkt des Auftauens beträgt die Lagerungszeit bei Kühlschranktemperaturen (2 °C bis 8 °C) höchstens fünf Tage. Unklar ist bislang auch, wie lange die Immunität durch mRNA-Impfungen anhält, allerdings erfordern die derzeitig eingesetzten Grippeimpfstoffe auch ein jährliches Auffrischen. Mylan schreibt in der Fachinformation von Influvac® Tetra: „Die Dauer der Schutzwirkung gegen die im Impfstoff enthaltenen oder eng verwandten Stämme ist verschieden, sie beträgt aber üblicherweise sechs bis zwölf Monate“. |
 

Literatur

Moderna Announces Clinical Progress from its Industry-Leading mRNA Vaccine Franchise and Continues Investments to Accelerate Pipeline Development, Pressemitteilung der Moderna Inc, 14. April 2021

Entdecken Sie, wohin die Reise geht. Informationen der Curevac AG, www.curevac.com/pipeline/, Abruf am 29. April 2021

Pipeline. Informationen der BioNTech SE, https://biontech.de/de/science/pipeline, Abruf am 29. April 2021

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