Management

Mit textiler Kommunikation Vertrauen aufbauen

Das perfekte Teamoutfit – Teil 2

Die Redewendung „Der erste Eindruck zählt“ kommt nicht von ungefähr. Wir alle tragen ein Bewertungssystem in uns – eine Mischung aus persönlichem Geschmack, Erfahrungen und Intuition. So wissen wir auf den ersten Blick, was uns zusagt und was nicht und können daran unser weiteres Verhalten ausrichten. Daher sollte man sich das Potenzial von Berufskleidung als nonverbales Kommunikationsmittel unbedingt zunutze machen. „Textile Kommunikation“ dient dazu, die Apotheke zu repräsentieren und frühzeitig Vertrauen beim Kunden aufzubauen.

Apothekenteams verfügen über einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil: Sie können Kunden direkt ansprechen, sie sachlich informieren und beraten, aber eben auch, und das ist ganz entscheidend, eine emotionale Bindung herstellen – Mensch gewinnt Mensch. Deshalb sollten die Apotheken alles dafür tun, dass sich ihre Kunden bei ihnen wohlfühlen. Dazu zählt neben der Kompetenz und Persönlichkeit der Mitarbeiter auch das passende und stimmige Outfit.

Das menschliche Unterbewusstsein hat ein großes Bedürfnis nach Harmonie und Stimmigkeit. Das ist ein natürlicher Instinkt und keine Frage des guten Geschmacks. Dies lässt sich über ­Farben und Formen steuern, die auch für die Kleidersprache ausschlaggebend sind.

In dieser zweiteiligen AZ-Serie möchten wir Ihnen das perfekte Teamoutfit näherbringen. Welche Faktoren spielen eine Rolle? Wie lässt sich im Apothekenteam ein stimmiges Outfit einführen? Dabei gilt es, einiges zu beachten: Einerseits muss der Look perfekt zur eigenen Philosophie abgestimmt sein. Andererseits soll kein Unfrieden im Team entstehen. Diese Gratwanderung gilt es zu beherrschen, um das Potenzial voll zur Entfaltung zu bringen.

Den ersten Teil zum Teamoutfit „Tragelust statt Tragefrust“ haben wir in AZ 2021, Nr. 45, S. 7, veröffentlicht.

Farbe bekennen!

Die Welt ist bunt, auch wenn nur im menschlichen Bewusstsein. ­Alles, was wir farbig sehen, reflektiert die elektromagnetischen Wellen des Lichts. Farben sind also eine Sprache des Lichts. Obwohl weißes Licht farblos erscheint, besteht es aus Farbschwingungen: Jede der Spektralfarben hat eine eigene Frequenz, die unterschiedlich hohe Energie auf unseren ­Körper ausstrahlt. Farben greifen somit direkt in biochemische und biophysikalische Prozesse des mensch­lichen Körpers ein und beeinflussen u. a. die Psyche.

Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, welch großen Einfluss Farben auf ihr Leben haben. Das Konsumverhalten ist beispielsweise eine Folge der Farbwahl bei Produkten. Man lässt sich anziehen, verführen oder aber man lehnt etwas ab, und dies geschieht häufig un­bewusst. Und man greift schneller und bereitwilliger zu dem, was gefällt, das heißt: wenn man farblich damit ­einig ist.

So weiß, so gut?

Selbst bei der Farbe Weiß existieren, wie bei jeder anderen Farbe auch, gewisse Abstufungen. Für die folgende Betrachtungsweise soll es aber um das bekannte Hart- oder Reinweiß gehen. Die Farbwirkung dieses Weißtons weckt Assoziationen von Reinheit und Unschuld, Glaube und Frömmigkeit, Klarheit und Vollkommenheit, Sauberkeit und Heilung. Zu viel Weiß kann jedoch eine Atmosphäre von Kühle, Reserviertheit, Iso­lation und Autorität schaffen. Der Ausspruch „Halbgott in Weiß“, wie Ärzte und Apotheker umgangssprachlich bezeichnet werden, kommt also nicht von ungefähr.

Eine gute Kundenbindung funktioniert in der Regel nur dann, wenn man der Kundschaft nonverbal auf Augenhöhe begegnet und nicht mit einer „distanzierten“ Kleidung für einen ungewollten Unterschied sorgt. Ein hartweißer Kittel, der komplett geschlossen und ohne andere farbliche Accessoires getragen wird, signalisiert dem Kunden auf unbewusster Ebene: „Kommen Sie mir ja nicht zu nahe!“ Das ist kontraproduktiv und deshalb mit Vorsicht zu genießen. Ist das Apothekenteam komplett weiß bekleidet, dann wirkt das mitunter mehr abstoßend als einladend. Dennoch hat diese Farbe für den Apothekenbereich eine große Relevanz, denn sie steht für Gesundheit und Heilung. Es kommt jedoch auf die richtige Dosierung an.

Foto: artfocus / AdobeStock

Eine runde Sache Der „vitruvianische Mensch“ von da Vinci wirkt harmonisch. Aber wer hat schon solche Proportionen? Das richtige Outfit hilft der Harmonie auf die Sprünge.

Licht- und Farbverhältnisse beachten

Ein zweiter Aspekt, der einen vorsichtig mit der Farbe Hartweiß umgehen lassen sollte, hat mit der Hautpigmentierung zu tun. In unseren Breitengraden ist der hellhäutige Typ mit einer rot/gelb-pigmentierten Haut sehr verbreitet. Das ist jedoch genau der Hauttyp, der das Hartweiß nicht tragen sollte, da es ihn blass und krank aussehen lässt. Ein Umstand, der für Apotheken keinesfalls wünschenswert, aber dennoch sehr häufig zu beobachten ist.

Darüber hinaus spielen die Lichtverhältnisse und Einrichtungsfarben in der Offizin eine große Rolle bei der Farbauswahl des Outfits, da sie die Kleiderfarben anders wirken lassen. Beim Austesten verschiedener Teamoutfits sollten also sämtliche Farben dabei sein, um an allen Mitarbeitern zu erkennen, welche Farbe sich unter den individuellen Bedingungen am besten eignet.

Die Kleiderfarbe hat immer eine Wirkung nach innen und nach außen. Das heißt, sie ist ein Signal für unser Gegenüber und ­beeinflusst gleichzeitig unser ­Innerstes.

Nicht jeder Kragen passt zu jedem Gesicht

Harmonie ist keine Frage von Geschmack – Harmonie ist ein angeborenes Bedürfnis.

Im Kontext mit dem Thema Berufskleidung sollte daher beachtet werden, dass bestimmte Proportionen harmonischer wirken als andere.

Bereits vor 500 Jahren hat sich das Universalgenie Leonardo da Vinci mit der Proportionslehre beschäftigt, wie das Bildmotiv „der vitruvianische Mensch“ belegt. Es heißt, das Bild sei die „Darstellung des Menschen im Goldenen Schnitt“.

Ist ein Körper nach dem Goldenen Schnitt proportioniert, wirkt er schön und harmonisch. Dieses Empfinden ist unabhängig von aktuellen Schönheitsidealen. Doch nur bei wenigen Menschen ist der Körper so ideal proportioniert. Die Stil­beratung beschäftigt sich mit der Proportions­lehre, also mit dem Verhältnis der verschiedenen Körperabmessungen zu­einander, und gibt Empfehlungen, um harmonisch zu wirken.

Quelle: Regina Först

Schon beim Kragen fängt es an nicht jeder passt zu jeder Gesichtsform.

Auch bei den Gesichtsformen gibt es erhebliche Unterschiede. Neben den reinen Grundformen wie z. B. „rund“, „eckig“ oder „oval“ existieren auch viele Mischvarianten wie beispielsweise „oval/eckig“, „rund/oval“ etc. Zu jedem Gesichtstyp passt eine andere Kragenform. Glück haben Menschen mit einem ovalen Gesicht: Sie können alles tragen. Bei einem dreieckigen oder langen Gesicht ist dagegen ein runder Kragen günstiger als ein V-Ausschnitt. Umgekehrt empfiehlt sich bei einem runden oder trapezförmigen Gesicht vor allem ein V-Ausschnitt. Eine genaue Analyse der Gesichtsform hilft dabei, den optimalen Kragen zu finden.

Bloß keine hängenden Schultern!

Ein wichtiger Punkt zum Thema Körpersprache ist der Schulter­bereich. Es geht hier um den korrekten Sitz der Schulternaht. Ist diese seitlich überschnitten und verläuft in Richtung Oberarm, spricht man von der sogenannten „Hängeschulter“. Auch wenn diese Schnittführung sich durchaus bequem anmuten lässt, hat sie in der Arbeitswelt und besonders bei der Berufskleidung in Apotheken nichts zu suchen. Das größte Manko dieser „Hängeschultern“ ist, dass es den Träger eher schlaff und müde wirken lässt, da einen die seitlich verlaufende Schulternaht förmlich „runterzieht“. In diesem Zusammenhang kommt ein weiterer negativer Aspekt hinzu: Hängeschultern werden auch als Zeichen von mangelndem Selbstbewusstsein wahrgenommen. Unbewusst wird ein „sich kleinmachen“ beim Gegenüber registriert. Alles Signale, die das Apothekenteam nicht in Richtung Kunden senden sollte. Hier geht es um eine aufrechte und selbstbewusste Ausstrahlung, die man auch über eine korrekt sitzende Schulternaht der Kleidung erreicht.

Was trägt die Konkurrenz?

Zusammengefasst geht es bei der Farbenlehre und Stilkunde darum, vorteilhaft und harmonisch zu wirken. Dies gelingt zum einen mit Farben, die zur Offizin passen, und zum anderen mit typgerechten Passformen.

Die Frage, die sich viele Apotheken in diesem Zusammenhang berechtigterweise stellen, lautet: Welche Farbe und welcher Stil passen zu meiner Apotheke bzw. meinem Team?

Bei der Beantwortung dieser ­Frage sollte man unbedingt über den Tellerrand blicken: Im Rahmen einer Umfeldanalyse gilt es herauszufinden, was die Wett­bewerber für Berufsbekleidung tragen. Wenn sich im Vorfeld für dunkelblaue Oberteile mit weißen Hosen entschieden wurde, aber diese Farbkombination in der ­Nähe schon „vergeben“ ist, sollte man dies nicht nachmachen. Es gilt, mit einem neuen Look auch ein wichtiges Signal zu ­senden: Wir sind wir, und das ist unser Stil!

Das Firmenlogo nicht ­vergessen

Das Firmenlogo an prominenter Stelle auf der Kleidung ist ein wichtiger Bestandteil der Corporate Fashion, wenn nicht sogar der wichtigste. Besonders für Apotheken in Ballungszentren, Regionen mit hoher Wettbewerbsintensität oder Urlaubsgebieten spielt das eine große Rolle, da dort die Austauschbarkeit und Anzahl an Spontankunden sehr hoch ist. Viele Apotheken tragen an dieser Stelle nur das Apotheken „A“ als Logo, doch das ist häufig ein überflüssiger bzw. verschenkter Hinweis, da der Kunde mit Betreten der Apotheke wissen sollte, wo er sich befindet. Außerdem ist diese Werbefläche zu kostbar, um auf den gesamten ­Berufsstand hinzuweisen. Hier geht es darum, Flagge zu zeigen, und zwar die eigene.

Bei der Anbieterauswahl sollte darauf geachtet werden, dass die eigenen Farbkombinationen und Produkte unbedingt „never out of stock“, also jederzeit und möglichst immer nachkaufbar sind. So eine Nachkaufgarantie ist wichtig für zukünftige Mitarbeiter, die eingekleidet werden und ins harmonische Erscheinungsbild des Teams passen sollen. |

Claus Först ist Gründer und Geschäftsführer der Först class GmbH und seit 25 Jahren als Anbieter, Experte und Coach für Teamoutfits in Apotheken tätig

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