Management

Tragelust statt Tragefrust

Das perfekte Teamoutfit – Teil 1

„Kleider machen Leute“ – dieses Phänomen war, ist und bleibt immer aktuell, weil es mit der menschlichen Wahrnehmung zu tun hat. So wird ein entsprechendes Outfit nicht nur die Wirkung auf andere beeinflussen, sondern auch die eigene Leistung verändern. Auch im Hinblick auf die Berufskleidung, speziell in den Apotheken, ist dieser äußere und innere Einfluss interessant.

Die Berufskleidung in der Apotheke hat viele Ausprägungen. Vom Kittel über eine Westen-Hosen-Kombination bis hin zum legeren Polohemd ist alles dabei. Dabei gibt es durchaus Apothekenteams, die aus persönlichen Gründen ganz auf eine Dienstkleidung verzichten und in individueller Freizeitkleidung arbeiten. Das Problem ist hierbei jedoch die fehlende Signalfunktion von Dienstkleidung. Kundinnen und Kunden, die eine Offizin betreten, erkennen nicht auf den ersten Blick, wer hier Mitarbeiter ist und wer nicht. Ein absolutes No-Go in der Apotheke, denn hier ist das Team nicht Verkaufspersonal, sondern verkörpert die hoheit­liche Aufgabe der Arzneimittelversorgung und trägt große Verantwortung. Außerdem geht es bei Gesundheitsthemen auch immer um sehr persönliche und diskrete Aspekte. Da möchte man als Apothekenbesucher nicht spekulieren, an wen man sich zu wenden hat, sondern klar erkennen, wer zuständig und fachlich qualifiziert ist.

Hinzu kommt, dass Kunden eine relativ konkrete Vorstellung davon haben, wie das Personal in der Apotheke gekleidet sein sollte. Das muss nicht mehr zwingend der weiße Kittel sein, sondern vielmehr geht es um ein einheitliches und sauberes Erscheinungsbild des Teams. Für die optimale Wirkung müssen grundsätzlich drei Dinge beachtet werden: die Kompetenz für die gute Beratung, eine aufgeschlossene Persönlichkeit für die Bindung und eine adäquate Kleidung für ein professionelles Auftreten.

Foto: Esmarch Apotheke, Kiel

Einheitlich, aber nicht uniform: Das Team der Esmarch Apotheke, Kiel, hat sich für ein Teamoutfit entschieden.

Wo liegen die Heraus­forderungen?

Obwohl die Vorteile von einheitlicher Berufskleidung auf der Hand liegen, gibt es für viele Apotheken doch einige Herausforderungen und Probleme zu bewältigen: Sehr häufig existiert keine konkrete Strategie zur Selbstdarstellung. Auf die Frage: „Wofür steht die Apotheke und wie sollen diese Werte auch optisch über die Berufskleidung vermittelt werden?“, gibt es selten eine schlüssige Antwort. Hinzu kommt die Schwierigkeit, es allen Mitarbeitern recht zu machen, da jedes Teammitglied einen eigenen Kleidergeschmack hat. Überhaupt ist das Thema Kleidung sehr sensibel, da es um die „zweite Haut“ geht und Menschen hier unterschiedlich intensiv reagieren.

Chancen und Ergebnisse

Dabei ist die einheitliche Berufskleidung, auch Corporate Fashion genannt, ein hervorragendes In­strument, die eigene Unternehmensphilosophie zu unterstreichen und zu unterstützen. Zum einen signalisiert sie die Zugehörigkeit zum Team und wirkt wie eine optische Visitenkarte der Apotheke. Zum anderen wird das Unternehmen dadurch stärker als Einheit wahrgenommen. Über diese repräsentative Wirkung hinaus strahlen Mitarbeiter durch die passende Arbeitskleidung beim Kunden Professionalität und Kompetenz aus. Die passende Kleidung vermittelt außerdem Vertrauen und Respekt, was besonders im Gesundheits­bereich von großer Bedeutung ist.

Voraussetzung dafür ist allerdings die bereits angesprochene Strategie. Ein stimmiges und überzeugendes Erscheinungsbild kann nur der vermitteln, der weiß, was er ist, was er kann und was von ihm erwartet wird. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen wie Apotheken sollten die Chance nicht verpassen, sich durch einen einheitlichen und schlüssigen Auftritt nach innen und außen darzustellen, um sich so einen Wettbewerbsvorsprung zu sichern.

Uniformität oder Einheitlichkeit?

Viele Apotheken, die das Potenzial der Corporate Fashion für sich erkannt haben, wünschen sich, das Team mit einem bestimmten Kleidungsstück in einer bestimmten Farbe auszustatten. Hierbei entscheidend ist, zu wissen, welcher Unterschied zwischen Uniformität und Einheitlichkeit herrscht. Uniformität bezeichnet das oben beschriebene Prozedere – ein Modell für alle Mitarbeiter. Doch das greift entschieden zu kurz, da es den jeweiligen Mitarbeitern nicht gerecht wird. Denn Menschen sind alle unterschiedlich hinsichtlich Körperproportion und Gesichtsform, aber die „richtige“ Kleidung muss genau diese feinen Unterschiede widerspiegeln. Man kann also nicht alle Mitarbeiter in ein Oberteil stecken. Das sorgt eher für Tragefrust statt Tragelust.

Bei der Einheitlichkeit dagegen geht es darum, einen gemeinsamen Stil zu finden, wo kleine Unterschiede im Detail gewünscht bzw. sogar notwendig sind, um das Individuelle des Einzelnen zu unterstreichen, ohne jedoch das Gesamtbild zu stören. Konkret bedeutet es, einen Rahmen aufgrund einer zuvor festgelegten Farbkombination für das Team zu schaffen (z. B. blau/weiß). Innerhalb dieses „Kleider-Rahmens“ können sich Mitarbeiter frei bewegen und ihre Lieblingsteile auswählen. Dieses sogenannte Baukastensystem sorgt für ausreichend Auswahlmöglichkeiten und macht das Teamoutfit harmonischer!

Foto: Nothingbutpixel/AdobeStock

Ist der Kittel noch zeitgemäß? In DAZ 2021, Nr. 20, S. 54 wurden Wirkung und Bedeutung des klassischen Apothekerkittels in Augenschein genommen.

Die optimale Teamkleidung finden

Wie die optimale Teamkleidung aussieht, lässt sich so pauschal nicht beantworten. Wie bereits erwähnt, kommt es immer auf die „Botschaft“ der Apotheke und besonders auf das Team an. Denn die Mitarbeiter sollen diese Botschaft nach außen repräsentieren. Die Berufskleidung hat dabei die wichtige Aufgabe, den Menschen über richtige Farben, Formen und Längen stimmig und damit glaubwürdig wirken zu lassen. Bei der Auswahl der Kleidung ist es wichtig, auf die individuellen Lichtverhältnisse und Einrichtungsfarben der Offizin zu achten, denn diese Faktoren lassen Farben oft ganz anders zur Geltung kommen. In unseren Vor-Ort-Beratungen nehmen wir darauf Rücksicht und erhalten so das optimale Outfit für das Team.

Was ist bei der Umsetzung zu beachten?

Grundsätzlich ist das Team am Entscheidungsprozess zu beteiligen, denn letztendlich soll das Outfit von jedem „mitgetragen“ werden. Dabei gibt es selten eine Patentlösung, die alle Mitarbeiter gleich für gut befinden. Dafür sind die Geschmäcker und Ansichten einfach zu unterschiedlich. Hier gilt es, nach demokratischen Prinzipien eine Mehrheitslösung im Sinne der Apotheke zu finden. Wichtig ist zu bedenken: Es geht darum, das optische Erscheinungsbild des Unternehmens in der Außendarstellung über die Teamkleidung zu optimieren, und da müssen manchmal persönliche Befindlichkeiten zurückstehen. Die alte Weisheit gilt: Kleider machen Leute – doch Leute machen Unternehmen! Bei Konzernen wie McDonalds oder UPS wird seitens der Mitarbeiter auch nicht hinterfragt, warum die Kleidung so aussieht, wie sie aussieht. Hier steht das Image des Unternehmens über allem und das garantiert einen hohen Wiedererkennungsfaktor.

Im nächsten Teil dieser AZ-Serie geht es um die Bausteine der Kleidersprache, der Farbenlehre und der Stilkunde. Immer unter dem Aspekt betrachtet, welche Konsequenzen und Vorteile sich für die Apotheke daraus ergeben. |

Claus Först ist Gründer und Geschäftsführer der Först class GmbH und seit 25 Jahren als Anbieter, Experte und Coach für Teamoutfits in Apotheken tätig

In dieser zweiteiligen AZ-Serie möchten wir Ihnen das perfekte Teamoutfit näherbringen. Welche Faktoren spielen eine Rolle? Wie lässt sich im Apothekenteam ein stimmiges Outfit einführen? Dabei muss man einiges beachten: Einerseits muss der Look perfekt mit der eigenen Philosophie abgestimmt sein, andererseits soll kein Unfrieden im Team entstehen. Diese Gratwanderung gilt es zu beherrschen, um das Potenzial voll zur Entfaltung zu bringen.

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