- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 27/2020
- Keine generelle ...
Pandemie Spezial
Keine generelle antibiotische Prophylaxe
Das Superinfektionsrisiko bei COVID-19 scheint in der Frühphase gering zu sein
Die Inzidenz mikrobiologisch nachgewiesener bakterieller oder mykotischer Superinfektionen bei einer COVID-19-Erkrankung ist nicht bekannt, sie scheint aber deutlich geringer zu sein als bei einer schweren Influenza. Dennoch erhalten zwischen 20 und 100% aller COVID-19-Patienten eine antibiotische und 7,5 bis 15% eine antimykotische systemische Therapie. Dies liegt unter anderem daran, dass gängige Marker zur Abgrenzung zwischen bakterieller und viraler Infektion wie Fieber, Leukozytose, Dyspnoe (zur Gegenregulierung von Oxygenierungsstörungen) oder der CRP-Wert von Krankheitsbeginn an verändert sind und nicht zur Abklärung herangezogen werden können. Ein Anstieg von Procalcitonin (PCT) deutet auf eine bakterielle Superinfektion hin, beweist sie aber nicht. Ferner ist ein PCT-Anstieg häufig mit einer schlechteren Prognose assoziiert. Das gilt auch für erhöhte CRP-Werte, Leukozytose und Lymphopenie.
Wie vorgehen?
In der frühen Phase von COVID-19 sind Koinfektionen selten. Eine antibiotische oder antimykotische Behandlung ist daher bei einer unkompliziert verlaufenden Infektion nicht erforderlich. Wird COVID-19 erst bei klinischen Zeichen einer Sepsis diagnostiziert, ist eine empirische antibiotische Behandlung gemäß aktueller Sepsis-Leitlinien indiziert. Die Wahl des Antibiotikums richtete sich nach dem vermuteten Erregerspektrum und sollte in Anlehnung an die Antibiotic-Stewardship-Prinzipien frühzeitig reevaluiert und gegebenenfalls angepasst oder abgesetzt werden.
Die Gefahr einer Superinfektion scheint eher gering zu sein, ihre Häufigkeit wird zwischen 0 und 33% eingeschätzt. Sie soll geringer sein als bei einer schweren Influenza. Deshalb und im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen und Resistenzbildungen wird in der Regel keine antibiotische Prophylaxe empfohlen. Laborparameter sowie der CRP-Wert sind von prognostischer Bedeutung, aber unspezifisch. Der PCT-Wert kann bei Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion herangezogen werden. Bei der Therapieentscheidung pro oder contra antibiotische Therapie müssen das klinische Erscheinungsbild, die radiologische Verlaufsdiagnostik und Laborparameter berücksichtigt werden. |
Weitere Beiträge des Pandemie Spezial in DAZ 2020, Nr. 27
- Germany! 12 million ... Deutschland ist einer der wenigen Staaten mit einer (funktionierenden) Corona-Warn-App
- CHMP macht Weg für Remdesivir frei: Bedingte Zulassung für Therapie von COVID-19 wird in Kürze erwartet
- Hoffen auf Hintergrundimmunität: Reaktive T-Zellen dank zirkulierender Coronaviren eröffnen neue Perspektiven
- Virenschleuder Klimaanlage? Risiko der Corona-Verbreitung durch Kühlungs- und Belüftungssysteme
- Corona-Ticker: Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.