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Arzneimittel und Therapie
Frühgeburten mit ASS verhindern
Niedrigdosierte Einnahme während der Schwangerschaft senkt das Risiko
Ein internationales Team hat in einer großen randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie – der sogenannten ASPIRIN-Studie (Aspirin Supplementation for Pregnancy Indicated risk Reduction In Nulliparas) – die Hypothese getestet, dass bei Erstschwangerschaft mit einem Kind eine im ersten Trimester initiierte tägliche Gabe von 81 mg ASS das Frühgeburtsrisiko reduziert. Die Studie ist an sieben Studienzentren in sechs verschiedenen Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas (Indien, Demokratische Republik Kongo, Guatemala, Kenia, Pakistan und Sambia) durchgeführt worden.
Mehr als 10.000 Schwangerschaften untersucht
Primärer Studienendpunkt war die Anzahl von Frühgeburten (zwischen der 20. und 37. Schwangerschaftswoche). Als sekundäre Endpunkte wurden unter anderem Bluthochdruckerkrankungen wie Präeklampsie, Eklampsie und Schwangerschaftshypertonie, Frühgeburten vor der 34. Schwangerschaftswoche, mütterliche Sterblichkeit, Fehl- und Totgeburten sowie Todesfälle bei Neugeborenen festgelegt. Zwischen dem 23. März 2016 und 30. Juni 2018 sind 11.976 Frauen im Alter von 14 bis 40 Jahren in den verschiedenen Studienzentren im Verhältnis 1 : 1 in eine ASS- bzw. eine Placebo-Gruppe randomisiert worden. Von 5780 Frauen in der ASS-Gruppe, bei denen der primäre Endpunkt bestimmt werden konnte, hatten 668 (11,6%) eine Frühgeburt. In der Placebo-Gruppe waren es 754 (13,1%) von 5764 Schwangeren.
Zum Weiterlesen
Wie sicher ist die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) in der Schwangerschaft? Während in analgetisch wirksamen Dosierungen gewisse Risiken bestehen, kann eine niedrig dosierte Gabe protektive Wirkungen entfalten. In DAZ 2020, Nr. 5, S. 52 wirft Prof. Ralf Stahlmann einen toxikologischen Blick auf die Datenlage.
Vorteil gegenüber Placebo
Frauen, die von der frühen Schwangerschaft an (Beginn zwischen der sechsten Schwangerschaftswoche plus null Tage und 13. Schwangerschaftswoche plus sechs Tage) bis zur 37. Schwangerschaftswoche oder bis zur Geburt mit niedrig dosierter ASS behandelt wurden, hatten ein 11% geringeres Risiko für eine Frühgeburt (relatives Risiko (RR) 0,89; 95%-Konfidenzintervall (KI) 0,81 bis 0,98). Zudem war bei Frauen, die ASS eingenommen hatten, das Risiko für eine frühe Frühgeburt vor der 34. Woche um 25% (RR 0,75; 95%-KI 0,61 bis 0,93) reduziert. Die perinatale Mortalität, definiert als Totgeburten bzw. Todesfälle bei den Neugeborenen ab der 20. Schwangerschaftswoche bis zu sieben Tage nach der Geburt, war in der ASS-Gruppe um 14% geringer als in der Placebo-Gruppe (RR 0,86; 95%-KI 0,73 bis 1,00). Auch die Zahl der Frauen, die vor der 34. Schwangerschaftswoche mit Schwangerschaftsbluthochdruck entbanden, wurde durch ASS signifikant reduziert (RR 0,38; 95%-KI 0,17 bis 0,85). Andere unerwünschte Ereignisse (bei Müttern und Neugeborenen) traten in beiden Gruppen mit ähnlicher Häufigkeit auf, und ein Anstieg an schwerwiegenden Nebenwirkungen durch ASS wurde weder bei Müttern noch bei Kindern beobachtet. Unklar ist jedoch, ob die Ergebnisse auch auf Frauen übertragbar sind, die zum wiederholten Mal oder mit mehreren Kindern schwanger sind.
Präventiver Einsatz denkbar
Die Ergebnisse legen nahe, dass niedrig dosierte ASS das Frühgeburtsrisiko reduzieren kann und die Anwendung für Mütter und Kinder sicher ist. Insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau könnte dies aufgrund der geringen Kosten und der guten Verträglichkeit von ASS eine leicht finanzierbare und gut umzusetzende Methode sein, um die Sterblichkeit von Neugeborenen herabzusetzen.
Literatur
Hoffman MK et al. Low-dose aspirin fort he prevention of preterm delivery in nulliparous women with singleton pregnancy (ASPIRIN): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2020;395:285-293
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