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Tempo ist nicht alles

Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Tanja Kratt

Foto: Angela Pfeiffer/ADEXA

Tanja Kratt

In den vergangenen Jahren haben wir uns im Apothekenbereich von den politischen Entscheidern oft mehr Tempo und mehr Mut gewünscht: bei der Anpassung der Apothekenhonorierung, beim Einbezug von Apotheken in neue Dienstleistungen wie das Medikations­management und dessen Vorstufe, den Medikationsplan. Und auch bei der Umsetzung von Berufsgesetzen und Ausbildungsverordnungen – Stichwort PTA-Reform.

Jetzt haben wir seit März 2018 mit Jens Spahn einen Bundesgesundheitsminister, der in puncto Tempo alles in den Schatten stellt, was seine Vorgänger angestoßen und durchgesetzt haben. Vorhaben, die auf der langen Bank lagen, sind abgestaubt und auf den Weg gebracht worden. Allerdings ist dabei auch klar geworden: Tempo ist nicht alles!

Wenn Spahn sich an dem Satz von Friedrich Hebbel zu orientieren scheint „An kleinen Dingen muss man sich nicht stoßen, wenn man zu großen auf dem Wege ist“, dann stellt sich die entscheidende Frage: Was ist hier klein und was ist groß?

Will Spahn als Bundesminister in die Geschichte eingehen, der die größte Zahl an Gesetzesvorhaben in seinem Ressort befeuert hat? Ist das große Ziel die Kanzlerschaft – oder die bestmögliche Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger? Geht es ihm wirklich um die Interessen der Beschäftigten, deren Ausbildung und Berufsbild er reformieren will, oder sollen die Gesetzesänderungen möglichst schnell über die Bühne? Welchen Wert misst er der Zustimmung (oder Kritik) in den Sozialen Medien und in der überregionalen Presse bei – im Vergleich zu gesellschaftlichen Gesamt­interessen?

Es drängt sich immer mehr der Eindruck auf: Mit den Mühen der Ebene mag Spahn sich nicht gern beschäftigen. Die Fallstricke und Unzulänglichkeiten seiner Gesetzentwürfe müssen häufig über den Bundesrat zur Sprache gebracht werden. Im Fall des Apo­thekenstärkungsgesetzes warnen die Gesundheitsminister der Länder, dass mit Spahns Maßnahmen weder die Gleichpreisigkeit noch die Konformität mit Europarecht gesichert werde. Und düpieren damit die ABDA, die sich mit dem Abschied vom Rx-Versandverbot schon arrangiert hat. Wie peinlich ist das denn?

Beim Deutschen Apothekertag werden die Delegierten hören, wie Spahn seine Pläne darstellt – und werden hoffentlich auch mit ihm diskutieren können!

ADEXA wird sich jedenfalls auch an den Gesundheitsausschuss und die Länder wenden, damit für die Berufsgruppe PTA eine echte Reform herausspringt! Und wir befürworten weiterhin ein Rx-Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Auch wenn das für Spahn unpopulär erscheint, so ist es doch für die Bevölkerung und die flächendeckende Arzneimittelversorgung die beste und sicherste Lösung. |

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