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Aus den Ländern
Ein Franke an der Spitze von Nordrhein
Dr. Armin Hoffmann löst Präsident Lutz Engelen nach rund 14 Jahren ab
Es war eine komplikationslose Wahl: Bei der konstituierenden Versammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) am 4. September in Neuss war Dr. Armin Hoffmann der einzige Kandidat für das Präsidentenamt. Das verwundert wenig, denn die aus mehreren Listen neu fusionierte Liste „Initiative Nordrhein“ hat mit 65 Sitzen die absolute Mehrheit in der Kammerversammlung, die knapp über 120 Mitglieder hat. Mehr als ein Drittel aller Delegierten sind erstmals in die Kammerversammlung eingezogen. Hoffmanns Wahl war dann eine klare Angelegenheit: Von den 105 teilnehmenden Delegierten sprachen sich 84 für ihn aus, 14 gegen ihn, bei sieben Enthaltungen. Anschließend wurde Kathrin Hollingshaus zur neuen Vizepräsidentin gewählt. Die Apothekerin betreibt in Duisburg und Dinslaken zwei Apotheken und ist seit zehn Jahren Delegierte. Anfang 2019 rückte sie erstmals als stellvertretende Beisitzerin in den Vorstand der AKNR auf. Seit fünf Jahren ist sie zudem stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit. Hollingshaus‘ Wahlergebnis war besser als das ihres Präsidenten: 98 Delegierte stimmten für sie, vier gegen sie und vier enthielten sich. In ihrer Vorstellungsrede stellte Hollingshaus klar, dass sie im Präsidium insbesondere die Belange der Offizin-Apotheker vertreten werde und sich für sie einsetzen werde.
Für die AKNR, mit mehr als 11.300 Mitgliedern eine der größten Kammern Deutschlands, stellt diese Wahl einen großen Umschwung dar: Fast 14 Jahre lang war Lutz Engelen Präsident der Kammer. Engelen hatte schon im vergangenen Jahr angekündigt, aus privaten Gründen nicht mehr als Präsident kandidieren zu wollen. Auch der langjährige Vizepräsident Peter Barleben war nicht mehr angetreten. Allerdings: Engelen trat für die Liste „Initiative Nordrhein“ erneut zur Wahl an und wurde auch in die Delegiertenversammlung gewählt. In seiner Vorstellungsrede bedankte sich Hoffmann auch ausgiebig bei seinem Vorgänger und erklärte, dass er dessen Arbeit – insbesondere im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen – fortführen wolle. Doch zuvor stellte sich Hoffmann kurz vor – und schon bei der Vorstellung wurde klar, dass sich auch einiges ändern wird an der Spitze der AKNR. Sofort fiel Hoffmanns fränkischer Akzent auf. Der Apotheker stammt aus Franken und studierte Pharmazie in Erlangen. Er lebe allerdings schon seit 22 Jahren in Köln, wo er sich sehr wohlfühle, sagte Hoffmann. Über seine Tätigkeit in der Pharmaindustrie berichtete er nur kurz, dass er unter anderem in den Bereichen Qualitätsmanagement und Business Development arbeite. Er sei seit 20 Jahren berufspolitisch aktiv und seit zehn Jahren Vorstandsmitglied der Kammer, berichtete Hoffmann weiter. Sein Engagement für den Berufsstand begann 1997 als Mitglied der Fachgruppe WIV-Apotheker e. V., deren Präsident er von 2012 bis 2014 war. Seit 2009 ist er Delegierter der Kammerversammlung und Mitglied im Vorstand der AKNR. Seine thematischen Schwerpunkte will Hoffmann klar auf die Stärkung der pharmazeutischen Kompetenzen der Apotheker setzen. „Uns Apothekern muss wieder bewusst werden, welchen Beruf wir haben. Wir sind die Experten im Heilberuf, wir haben ein unheimlich breites Berufsbild, und wir müssen neue Tätigkeiten weiterentwickeln.“ Und genau deswegen sei es ihm so wichtig, wieder mehr Menschen für die Arbeit in der Apotheke zu begeistern – Apothekenschließungen aufgrund von Personalmangel dürfe es nicht geben. Daran werde er in den kommenden Jahren arbeiten, versprach Hoffmann. Aber der Industrieapotheker sprach auch kritische Themen an. „Mir verstoßen zu viele Apotheker bei uns in der Kammerregion gegen die Berufspflicht. Das will ich ändern.“ Außerdem wolle er den „Austausch mit der Basis“ wieder verstärken. Den Versandhandel erwähnt der neue Kammerpräsident nur einmal kurz am Rande: Man müsse sich fragen, wie Apotheker nachhaltiger arbeiten können. Und dann: „Es stellt sich auch die Frage, ob der Versandhandel klimaneutral arbeitet. Das Thema haben wir noch gar nicht aufgegriffen.“ Überraschenderweise sprach Hoffmann auch ein Thema an, das das Verhältnis zwischen Pharmaindustrie und Apothekern betrifft. Mit Blick auf zukünftige Tätigkeitsfelder der Apotheker sagte Hoffmann: „Die Hersteller kämpfen derzeit etwas damit, dass Apotheker jetzt anfangen, mit 3D-Druckern Arzneimittel herzustellen. Wir sind die Arzneimittel-Fachexperten und wir sind die Experten für die Arzneimittel-Herstellung, das muss wieder kommen.“ Was die Digitalisierung der Arzneimittelversorgung betrifft, zeigte sich Hoffmann durchaus aufgeschlossen: „Diese Technik wird uns unterstützen. Sie kann uns nicht ersetzen, aber wir müssen mit der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklung mithalten und in diesem Bereich wieder Vorreiter sein. Dazu müssen auch neue Wege beschritten werden“, so Hoffmann. Engelen übergibt an Hoffmann auch eine Kammer, die in den vergangenen Jahren oft im Clinch mit der ABDA lag. Man denke nur an die Forderung, dass der ABDA-Präsident zurücktreten solle, oder die Drohung, wegen des ABDA-Haushalts aus der ABDA auszutreten. Der neue Kammerpräsident stellte zunächst zwar klar, dass er „die offensichtliche Distanz zwischen der ABDA und der AKNR“ überwinden wolle. Allerdings sieht Hoffmann wohl eher Änderungsbedarf bei der ABDA: „Die ABDA muss sich wieder viel mehr an den Notwendigkeiten vor Ort ausrichten und schauen, was an der Basis passiert. Die politische Arbeit in der ABDA muss dahingehend neu aufgestellt werden.“ |
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