Arzneimittel und Therapie

Lieferengpass bei Tovedeso

Blasenspasmolytikum wird bis zum Spätsommer nicht verfügbar sein

rr | Als das Präparat Tovedeso® mit dem Wirkstoff Desfesoterodin im März 2018 auf den Markt kam, machte Hersteller Teva eifrig Werbung in Arztpraxen und Apotheken – mit Erfolg: Der Start verlief nach Firmenangaben „überaus gut“. Nun dreht ein Produktionsausfall der 3,5-mg-Stärke für längere Zeit den Hahn ab.

Bei Desfesoterodin handelt es sich um den primären aktiven Metaboliten von Fesoterodin (Toviaz®). Die kompetitiven, spezifischen Muscarin-Rezeptor­antagonisten sorgen für die Entspannung des Detrusors, also jenem Muskel, dessen Kontraktion zur Entleerung der Harnblase führt. Anticholinerge Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, trockene Augen und Verstopfung können die Therapie vor allem bei geriatrischen Patienten limitieren. In puncto kognitive Störungen scheint das Nutzen-Risiko-Verhältnis jedoch günstiger zu sein als bei anderen Blasenspasmolytika. In der FORTA-­Liste, die Arzneimittel hinsichtlich ihrer Alterstauglichkeit klassifiziert, wurde Fesoterodin neben Soli­fenacin mit der Kategorie B („vorteilhaft“) bewertet. Andere Wirkstoffe zur Behandlung der Dranginkontinenz rutschten in die Kategorie C („fragwürdig“, z. B. Tolterodin, Oxy­butynin ret.) oder D („vermeiden“, z. B. Oxybutynin nicht ret.).

Ärzten und Patienten ist Tovedeso® noch aus einem weiteren Grund schnell ans Herz gewachsen: Es ist eine bezahlbare Alternative zu Toviaz®, das nach wie vor mit hohen Mehrkosten verbunden ist. Die Therapie sollte mit 3,5 mg Desfesoterodin begonnen und bei Bedarf auf 7 mg gesteigert werden. Gerade für Neueinstellungen wird der länger dauernde Lieferengpass nun zum Problem, da sich die 7-mg-Retardtabletten nicht teilen lassen. Als Alternative kommt beispielsweise Trospiumchlorid (z. B. Spasmex®) infrage. |

Quelle

Rausch R. Tovedeso: günstig, aber auch gut? DAZ 2018, Nr. 23, S. 28

FORTA-Liste, Expert Consensus Validation 2018

Antwort Teva vom 9. Mai 2019

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