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Die Seite 3
Riskantes Kassenspiel
Soeben wurde der Schiedsspruch in Sachen Hilfstaxe für parenterale Zubereitungen verkündet. Er sorgt für einen Aufschrei auf Apothekerseite und wird vom Deutschen Apothekerverband (DAV) rundweg abgelehnt. Der Vorwurf: „Die Krankenkassen gefährden die flächendeckende Versorgung mit Zytostatika!“
Was ist passiert? Mit dem Inkrafttreten des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) wurde das Ende der apothekenexklusiven Zytostatika-Ausschreibungen besiegelt. Dafür wurde den Kassen der Weg geebnet, durch direkte Verhandlung mit den Herstellern Rabattverträge abzuschließen und so Einsparpotenziale zu generieren. Die Vergütung der herstellenden Apotheken sollte über die Hilfstaxe geregelt werden. Ein Vorgehen, das auch von vielen Parenteralia-herstellenden Apotheken begrüßt worden ist. Denn wenn die Wirtschaftlichkeit der versorgenden Apotheken nicht mehr von Einkaufskonditionen abhängt und stattdessen die Apotheker von den Krankenkassen für ihre Dienstleistungen ausreichend honoriert werden, könnte die schnelle und ortsnahe Versorgung in der Fläche gesichert werden.
Aber der DAV und der GKV-Spitzenverband konnten sich nicht einigen, die Schiedsstelle musste angerufen werden. Jetzt liegt der Schiedsspruch vor und lässt alle verzweifeln, die auf eine auskömmliche Honorierung dieser anspruchsvollen Personal- und Investitions-intensiven pharmazeutischen Dienstleistung gesetzt haben. Auch wenn Details zum Schiedsspruch nicht bekannt sind, so sind es vor allem die hohen pauschalen Abschlagssätze auf den Einkaufspreis, die Sorge bereiten. Die finanziellen Risiken sollen nicht absehbar sein, wenn diese Abschläge nicht realisiert werden können (s. S. 11).
Zurzeit ist der Markt der Parenteralia-Versorgung noch ein heiß umkämpfter. Bislang ließen sich dort so hohe Gewinne generieren, dass auch eine ganze Reihe von Herstellbetrieben ihre Versorgungsnetze ausgebreitet und manch eine lokal versorgende Apotheke verdrängt hat (s. S. 68). Durch den Stopp der Ausschreibungen hätte die flächendeckende lokale Versorgung gestärkt werden können. Jetzt könnte sie noch zusätzlich geschwächt werden. Denn ein zu geringes Honorar droht vielen weiteren versorgenden Apotheken den Boden zu entziehen. Das spielt den expandierenden Herstellbetrieben kurzfristig sicher in die Hände. Ob sie sich dabei mit den auch für sie sinkenden Gewinnaussichten zufrieden geben werden, bleibt abzuwarten. Sollten sie sich auf dieses Spiel einlassen, dann vielleicht mit dem Hintergedanken, dass nach einer „Konsolidierungsphase“ nur noch wenige Player übrig bleiben, die dann ihrerseits die Bedingungen diktieren können.
Doch was wollen die gesetzlichen Krankenkassen? Eigentlich müsste für sie doch die sichere, schnelle und auf die Bedürfnisse ihrer Patienten abgestimmte Versorgung durch die Apotheke vor Ort oberste Priorität haben. Wenn dem so wäre, dann müsste dafür über eine adäquate Honorierung auch der Anreiz geschaffen werden. Das scheint leider nicht der Fall zu sein. Stattdessen setzt man wohl auf maximale Einsparungen und riskiert, ein noch intaktes Versorgungssystem zu zerstören – auch und vor allem zum Schaden der Patienten.
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ
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