Arzneimittel und Therapie

Edoxaban, eine Option bei venöser Thromboembolie

Antikoagulans ist Dalteparin bei Krebspatienten nicht unterlegen

Tumorassoziierte Thromboembolien werden üblicherweise mit täglichen Injektionen von niedermolekularem Heparin behandelt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass das direkte orale Antikoagulans Edoxaban dem subkutan applizierten Dalteparin in der Langzeittherapie bei Tumorpatienten nicht unterlegen ist.

Sowohl das Risiko für rezidivierende Thrombosen als auch das Risiko für Blutungen ist bei onkologischen Patienten höher als bei nicht-onkologischen Patienten. Als Standardbehandlung tumorassoziierter venöser Thromboembolien dient niedermolekulares Heparin. Allerdings ist die tägliche subkutane Injektion in der Langzeittherapie eine zusätzliche Belastung für den Patienten. Ob direkte orale Antikoagulanzien (Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien, NOAKs) hier eine sinnvolle Alternative sein könnten, wurde nun in der sogenannten Hokusai VTE Cancer-Studie untersucht.

In der multizentrischen, Open-label-, Nichtunterlegenheits-Studie wurden onkologische Patienten, die akute symptomatische oder asymptomatische venöse Thromboembolien hatten, randomisiert und erhielten einmal täglich entweder:

  • niedermolekulares Heparin für mindestens fünf Tage und anschließend orales Edoxaban in einer Dosis von 60 mg (bzw. 30 mg, falls erforderlich) oder
  • subkutanes Dalteparin in einer Dosis von 200 Internationalen Einheiten (IE) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht für einen Monat, gefolgt von 150 IE pro kg Körpergewicht.

Die Behandlung wurde mindestens sechs Monate und bis zu 12 Monate lang durchgeführt. Die Entscheidung, die Therapie nach den ersten sechs Monaten fortzusetzen, lag beim behandelnden Arzt. Der primäre Endpunkt der Studie setzte sich zusammen aus den Ereignissen rezidivierender venöser Thromboembolien und schwerer Blutungen.

Gestörte Gerinnung

Foto: kurapy – stock.adobe.com

Krebspatienten haben ein erhöhtes Thromboserisiko, aber auch oft eine erhöhte Blutungsneigung. Grund dafür sind molekulare Interaktionen zwischen Tumor und Gerinnungssystem. Thromboembolien ereignen sich bei Krebs­patienten meist im venösen System. Unter Krebspatienten ist die Inzidenz venöser Throm­boembolien 4- bis 6,5-fach höher als in der Gesamtbevölkerung. Das Risiko hängt dabei von der Art und dem Stadium des Tumors, der Zeit seit der Diagnose, der Art der Behandlung und Patientenfaktoren ab. In dem Beitrag „Zwischen Venenthrombose und Blutung“ unserer Serie der „Krebspatient in der Apotheke“ (DAZ 2017, Nr. 43, S. 42) finden Sie Antworten auf häufige Fragen zu venösen Thromboembolien bei Tumorpatienten.

Geeignete Alternative

Es wurden die Daten von 1046 Patienten ausgewertet. In der Edoxaban-Gruppe traten 67 (12,8%) Ereignisse venöser Thromboembolien oder schwerer Blutungen auf im Vergleich zu 71 Ereignissen (13,5%) in der Dalteparin-Gruppe. Mit einem Hazard Ratio von 0,97 (95%-Konfidenzintervall 0,70 – 1,36; p = 0,006 für Nichtunterlegenheit) war Edoxaban dem Dalteparin nicht unterlegen. Die Anzahl rezidivierender venöser Thromboembolien war in der Edoxaban-Gruppe numerisch niedriger (7,9%) im Vergleich zur Dalteparin-Gruppe (11,3%). Schwere Blutungen traten unter Edoxaban jedoch signifikant häufiger auf als unter Dalteparin (6,9% vs. 4,0%). Maßgeblich war dieser Unterschied auf eine höhere Rate an oberen gastrointestinalen Blutungen, insbesondere bei Patienten mit Tumoren im Gastrointestinaltrakt, unter der Edoxaban-Therapie zurückzuführen.

Orale Therapie bevorzugt

Interessanterweise führten mehr Patienten die Therapie mit Edoxaban als mit Dalteparin über den gesamten Zeitraum von 12 Monaten fort (38,3% vs. 29,4%), was für eine größere Adhärenz der oralen Therapie spricht. Da die orale Applikationsform für eine Langzeittherapie geeigneter ist als subkutane Injektionen, werden aktuell weitere Studien zu NOAKs zur Behandlung venöser Thromboembolien bei onkologischen Patienten durchgeführt. Doch nicht jeder Patient kommt für solch eine Therapie infrage: Bei einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml pro Minute sollten NOAKs nicht eingesetzt werden. Auch gilt es, das Risiko für gastrointestinale Blutungen bei Patienten mit Magenkarzinomen gegenüber dem Vorteil der oralen Applikation gemeinsam mit dem Patienten abzuwägen. |

Quelle

Hirsh J et al. Edoxaban for the treatment of venous thromboembolism in patients with cancer. N Engl J Med 2018;378:673-674

Raskob GE et al. Edoxaban for the treatment of cancer-associated venous thromboembolism. N Engl J Med 2018;378:615-624

Dr. Miriam Neuenfeldt

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