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Schwerpunkt: Vegane Ernährung
Frei von tierischen Bestandteilen
Benefit und Risiken der veganen Ernährung – eine Auswertung der Datenlage
Vor knapp einem Jahr geisterte die Nachricht von einer veganen Mutter durch die Presse, die ihr elf Monate altes Kind nur mit Früchten und Nüssen ernährt hatte, bis dieses schwere Mangelerscheinungen aufwies. Ein Beweis dafür, dass vegane Ernährung für Babys nicht geeignet ist? Um diese Frage zu beantworten und Nutzen oder Risiken veganer Ernährung zu bewerten, sollte man zunächst die unterschiedlichen Formen des Vegetarismus definieren:
- Wenn von Vegetariern die Rede ist, sind meist Ovo-Lacto-Vegetarier gemeint. Eier und Milch(produkte) sind hier Bestandteile der Ernährung, die neben dem Eiweißbedarf auch den Vitamin-B12-Bedarf abdecken können. Ovo-Lacto-Pisco-Vegetarier essen zusätzlich gelegentlich Fisch.
- Veganer ernähren sich rein pflanzlich, verzichten also auch auf Eier, Milchprodukte und sogar Honig. Um hier eine bedarfsdeckende Ernährung zu gewährleisten, wurden die veganen Ernährungspyramiden entwickelt (s. Abb. 1). Vitamin B12 ist jedoch zumindest langfristig in jedem Fall zu substituieren.
- Rohköstler (z. B. Anhänger der „Sonnenkost“ nach Wandmaker) vertreten die Idee, dass der Mensch gekochte Nahrung nicht verdauen könne, da diese zu degenerativen Prozessen führe. Der Nährwert einer Nahrungsquelle ist für sie primär durch eine (Lebens-)Energie definiert, die mit lebensmittelchemischen Methoden nicht zugänglich ist und beim Garen verloren geht. Da ihre Nahrung größtenteils aus Obst, daneben aus Nüssen und wenig Gemüse besteht und Getreide sowie Fette weitgehend vermeidet, sind Mangelerscheinungen (Protein, essenzielle Fettsäuren, Calcium, Vitamine B2, B12 und D, Eisen und Zink) häufig.
- Fruganer, auch Frutarier genannt, sind eine weitere Extremform des Veganismus. Sie dehnen den Grundsatz der Gewaltlosigkeit auf Pflanzen aus und ernähren sich ausschließlich von Früchten und anderen Produkten, die von der Pflanze „freiwillig“ hergegeben wurden. Gemüse, dessen Ernte mit dem Tod der Pflanze einhergeht (z. B. Salat oder Wurzelgemüse wie Karotten), lehnen sie ab. Diese Ernährungsform führt innerhalb kurzer Zeit zu allgemeiner Mangelernährung.
Bei der zitierten Rabenmutter muss anhand der verfügbaren Daten davon ausgegangen werden, dass es sich um eine Anhängerin einer der eher sektenartigen Untergruppen handelt, am ehesten um eine Fruganerin. Diese in jeder Hinsicht extreme Minderheit unter den Veganern als repräsentativ zu betrachten, wäre eine wissenschaftlich unzulässige Verallgemeinerung.
In der Folge werden in diesem Beitrag Studien zu einer Ernährungsweise zitiert, die sich weitgehend an der veganen Ernährungspyramide orientiert. Extremformen veganer Ernährung wie Rohköstler und Fruganer, bei denen die Warnung vor Mangelernährung ganz sicher berechtigt ist, sind in der Gesamtbevölkerung so selten zu finden, dass ein signifikantes Ergebnis epidemiologischer Erhebungen nicht zu erwarten ist.
Epidemiologische Studien in Europa
Dasselbe traf in den letzten Jahrzehnten in Europa auf alle Veganer zu. Die meisten Studien sind Beobachtungen über kurze Zeiträume, die nur Surrogatparameter (z. B. Cholesterol) erfassen und keine Schlüsse zum langfristigen Outcome erlauben. Vielfach finden sich auch Abstracts, deren Volltexte nicht verfügbar sind, die aber dennoch von anderen Autoren teilweise im identischen Wortlaut aufgegriffen werden. So wurde im Jahr 2008 eine vielzitierte Metaanalyse publiziert, die zu dem Ergebnis kam, Vegetarier (bei denen die Veganer als Subgruppe enthalten waren) hätten hinsichtlich der Sterblichkeit an Krebs (Darm-, Magen-, Lungen-, Prostata- und Brustkrebs) sowie an Schlaganfällen keinen signifikanten Vorteil gegenüber „gesundheitsbewussten Nicht-Vegetariern“. Allein bei den Todesfällen durch koronare Herzerkrankung seien die Vegetarier im Vorteil, vermutlich wegen der niedrigeren Cholesterol-Spiegel. Dies läge aber wohl nicht am Fleisch, sondern am erhöhten Konsum von gesundem Obst und Gemüse. Von der mit ca. 520.000 Teilnehmern groß angelegten EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) erwarte man sich eine Bestätigung dieser Annahme, so der Autor [1].
Als die Ergebnisse der EPIC-Studie dann in einer Vielzahl von Publikationen bekannt wurden, zeigten sie das Gegenteil der voreiligen Annahme, nämlich u. a. einen signifikanten Zusammenhang zwischen rotem (v. a. Rind und Schwein) bzw. verarbeitetem Fleisch (Wurst), nicht aber Geflügelfleisch, und dem Darmkrebsrisiko, jedoch keinen Zusammenhang eines hohen Konsums von Obst und Gemüse mit einem verminderten Krebsrisiko. EPIC verweigerte also dem Postulat der Ernährungsgesellschaften „Fünfmal täglich Obst und Gemüse“ diesbezüglich im Nachhinein den Segen der Evidenzbasiertheit. Zu Veganern hatte die EPIC-Studie wenig zu sagen, außer dass bei einer Calcium-Aufnahme unter 500 mg täglich das Frakturrisiko steigt [2].
Die Adventist Health Study 2
Bei der Mehrzahl der früheren Studien wurden Veganer und sonstige Vegetarier in einen Topf geworfen, weil die vegane Subgruppe einfach zu klein für eine Chance auf Signifikanz war. Um das zu ändern, bedurfte es einer Religionsgemeinschaft, nämlich den v. a. in Nordamerika heimischen Sieben-Tags-Adventisten, eines Zweigs des Protestantismus. Die Kirche umfasst ca. 20 Millionen Mitglieder, die etwa zur Hälfte vegetarisch leben. Unter ihnen ist auch ein erheblicher Anteil von Veganern. Für die Beurteilung der Adventist Health Studies ist es wichtig zu wissen, dass auch die nichtvegetarische Hälfte der Adventisten gesünder lebt als der Durchschnittsamerikaner, nämlich mit einem moderaten Fleischkonsum sowie Verzicht auf Alkohol und Nicotin. Entsprechend liegt die durchschnittliche Lebenserwartung aller Adventisten, bezogen auf Kalifornien (dem Bundesstaat, in dem das Studienzentrum Loma Linda liegt), 7,3 (Frauen) bzw. 4,4 Jahre (Männer) über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Wichtig für die Aussagekraft ist auch die Konstanz, mit der die Adventisten über Jahrzehnte hinweg an ihrem jeweiligen Ernährungsstil festhalten. Analog zur EPIC-Studie untersuchte die Adventist Health Study 2 ab dem Jahr 2002 den Zusammenhang zwischen Ernährung und chronischen Erkrankungen sowie Krebs an über 96.000 Teilnehmern. Einige der wichtigsten Ergebnisse sind in Tabelle 1 festgehalten. Zusammenfassend ist die Grundaussage, dass bereits vegetarische Ernährung der nicht-vegetarischen hinsichtlich des Risikos schwerer Erkrankungen überlegen ist. Vegane Ernährung ist bei einigen Erkrankungen der ovo-lacto-vegetabilen Ernährung überlegen, der Unterschied ist jedoch eher selten signifikant. Interessant ist, dass insbesondere beim Diabetesrisiko Afroamerikaner stärker als Weiße und beim KHK-Risiko Männer stärker, Frauen dagegen nicht von veganer Ernährung profitierten. Bei den malignen Tumoren, insbesondere im Harntrakt, sind entgegen dem allgemeinen Trend vereinzelt höhere Risiken zu verzeichnen. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankungen lässt sich vermuten, dass dies eher statistische Ausreißer sind. Der gesundheitliche Benefit zeigt sich insgesamt stärker bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und metabolischen Störungen als bei Tumorerkrankungen. Dies liegt auch daran, dass der Body Mass Index der Veganer mit durchschnittlich 23,1 kg/qm in der Mitte des Idealbereichs und unter dem der Nicht-Vegetarier (26,2 für Männer, 25,9 für Frauen) und auch der Ovo-Lacto-Vegetarier (24,3 für Männer, 23,7 für Frauen) liegt [3].
Erkrankung bzw. Sterblichkeit |
Risk ratio (95%-Konfidenzintervall) |
||
---|---|---|---|
Nicht-Vegetarier |
Ovo-Lacto-Vegetarier |
Veganer |
|
Diabetes mellitus Typ 2 |
1 (Referenz) |
0,54 (0,41 – 0,60) |
0,51 (0,40 – 0,66) |
Bluthochdruck |
1 (Referenz) |
0,45 (0,44 – 0,47) |
0,25 (0,22 – 0,28) |
KHK
|
1 (Referenz)
1 (Referenz)
|
0,77 (0,59 – 0,99)
0,99 (0,81 – 1,22)
|
0,58 (0,38 – 0.89)
1,18 (0,88 – 1,60)
|
Krebs (gesamt)
|
1 (Referenz)
1 (Referenz)
1 (Referenz)
1 (Referenz)
|
0,95 (0,86 – 1,04)
0,76 (0,61 – 0,94)
0,85 (0,61 – 1,30)
1,13 (0,79 – 1,61)
|
0,86 (0,73 – 1,00)
0,80 (0,55 – 1,17)
0,59 (0,28 – 1,23)
1,73 (1,05 – 2,84)
|
Gesamtsterblichkeit (alle Ursachen)
|
1 (Referenz)
1 (Referenz)
1 (Referenz)
|
0,91 (0,82 – 1,00)
0,86 (0,74 – 1,01)
0,94 (0,83 – 1,07)
|
0,85 (0,73 – 1,01)
0,72 (0,56 – 0,92)
0,97 (0,78 – 1,20)
|
Ursachensuche im Darm
Mittlerweile gibt es Ansätze zur Erklärung der gesundheitlichen Effekte, die weit über niedrigeren BMI und gesenkte Cholesterol-Spiegel hinausgehen. Sie gehen auf die Erkenntnis zurück, dass viele Aspekte unserer Gesundheit mit unserer Interaktion mit den uns besiedelnden Mikroorganismen, insbesondere dem Mikrobiom im Darm, zusammenhängen. Dieses Mikrobiom unterscheidet sich bei Veganern deutlich von dem bei Omnivoren, aber nur geringfügig von dem bei Ovo-Lacto-Vegetariern. Es finden sich weniger potenziell pathogene Keime (z. B. Enterobacteriaceen wie E. coli), dafür aber mehr Keime, die u. a. kurzkettige Fettsäuren bilden, die Nährsubstrate der Dickdarmschleimhaut sind. Beide Faktoren könnten dazu beitragen, dass eine Ursache des gesundheitlichen Nutzens vegetarischer oder veganer Ernährung in verminderten Entzündungsreaktionen zu suchen ist [4, 5].
Und die Mangelrisiken?
Zunächst ist festzuhalten, dass die mit veganer Ernährung verbundenen Mangelrisiken bei der Studienpopulation der Adventisten nicht zu relevanten Krankheiten oder gar zu einer Lebensverkürzung führten. Man kann nun argumentieren, dass die veganen Adventisten aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung mit ihrer Ernährungsweise ein fundiertes Wissen über eine ideale Nahrungsergänzung hatten und sich daher in einer weniger gut geschulten deutschen Population Mangelrisiken stärker auswirken und den gesundheitlichen Benefit zunichtemachen könnten. Das Gegenargument lautet, dass wir es in Deutschland mit einem vergleichsweise jungen und gebildeten Klientel zu tun haben, das einer fundierten und gut begründeten Information offen gegenübersteht, wenn man als Gesprächspartner den belegten gesundheitlichen Vorteil anerkennt. Sieht man von Vitamin B12 ab, sind die Mangelrisiken eines Veganers nicht sehr verschieden zu denen der Gesamtbevölkerung (Abb. 2). Gerade wenn man den geriatrischen Bevölkerungsanteil mit einer (auch infolge eines irrationalen PPI-Einsatzes) insgesamt hohen Prävalenz an Vitamin-B12-Defiziten einbezieht, kommt man zu dem Schluss, dass der Veganer sehr ähnliche Risiken hat, dafür aber den Vorteil, dass er sich darüber informiert. Problematisch ist hier jedoch ein nicht immer vernünftiges Angebot an verschiedenen Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln. Die bedarfsdeckende Ernährung eines gesundheitsbewussten Veganers ist mit teilweise kuriosen Fallen gespickt. Mehr davon lesen Sie im Artikel "Den Bedarf decken" in dieser DAZ.
Insgesamt kann man aus der Gesamtbetrachtung der verfügbaren Studiendaten folgern, dass der gesundheitliche Nutzen einer veganen Ernährung bei Erwachsenen die Mangelrisiken überwiegt, die zudem durch gezielte Informationsweitergabe minimiert werden können. Festzuhalten ist: Die pauschale Ablehnung der veganen Ernährung, die z. B. in Pressemeldungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zum Ausdruck kommt, ist nicht evidenzbasiert. Die Ernährung in Ausnahmesituationen wie Schwangerschaft und Stillzeit verdient jedoch eine gesonderte Betrachtung.
Vegan in der Schwangerschaft?
Im Frühjahr 2015 erschien in einem renommierten Journal für Gynäkologie und Geburtshilfe ein Review der bis dato verfügbaren Literatur zu den Risiken veganer oder vegetarischer Ernährung in der Schwangerschaft. Der Beitrag schloss nur Studien, keine Fallberichte, in die Auswertung ein. Das Ergebnis war, dass vegane Ernährung in der Schwangerschaft als sicher zu bezeichnen ist, wenn penibel auf die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen geachtet wird. Als kritische Komponenten werden Vitamin B12 und Eisen genannt. Unter ausreichender Versorgung hatte keine der eingeschlossenen Studien ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklampsie oder für embryonale bzw. fetale Missbildungen gezeigt [6]. Lediglich in einer der ausgewerteten Studie wurden Einzelfälle von Missbildungen der Harnröhre beschrieben, die theoretisch auf einen Vitamin-A-Mangel hindeuten, jedoch angesichts einer relativ hohen Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung auch statistische Ausreißer sein können.
Basierend auf dieser und den darin ausgewerteten Arbeiten gaben die beiden amerikanischen Ernährungsgesellschaften ADA und AND folgende (nahezu gleichlautende) Stellungnahme ab:
„It is the position of the American Dietetic Association that appropriately planned vegetarian diets, including total vegetarian or vegan diets, are healthful, nutritionally adequate, and may provide health benefits in the prevention and treatment of certain diseases. Well-planned vegetarian diets are appropriate for individuals during all stages of the life cycle, including pregnancy, lactation, infancy, childhood, and adolescence, and for athletes.“
In Deutschland dagegen gab die DGE eine Pressemeldung mit folgendem Text heraus:
„Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) hat auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Position zur veganen Ernährung erarbeitet. Bei einer rein pflanzlichen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff ist Vitamin B12. Zu den potenziell kritischen Nährstoffen bei veganer Ernährung gehören außerdem Protein bzw. unentbehrliche Aminosäuren und langkettige n3-Fettsäuren sowie weitere Vitamine (Riboflavin, Vitamin D) und Mineralstoffe (Calcium, Eisen, Jod, Zink, Selen). Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen. Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, auf eine ausreichende Zufuhr v. a. der kritischen Nährstoffe achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Nährstoffpräparate verwenden. Dazu sollte eine Beratung von einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen regelmäßig ärztlich überprüft werden.“
Dass die Ernährungsgesellschaften zweier Länder auf der Basis derselben Datenlage zu derart konträren Stellungnahmen kommen, muss zumindest als kurios bezeichnet werden. Die amerikanischen Gesellschaften beziehen sich auf die vorliegenden Ergebnisse, die DGE argumentiert mit Unsicherheiten aufgrund der Heterogenität der Studien. Es liegt nahe, hinter dem Statement der DGE die Lobbyarbeit ihrer Mitglieder aus der Lebensmittelindustrie zu vermuten. Umgekehrt kann man auch vermuten, dass die amerikanischen Gesellschaften Rücksicht auf die religiöse Motivation vieler Veganer (u. a. Adventisten) nehmen. Religionsfreiheit ist in den USA ein hohes, von der Verfassung geschütztes Gut (wenngleich dies unter Donald Trump nicht mehr uneingeschränkt für Muslime zu gelten scheint).
Als Quintessenz beider Verlautbarungen ist festzuhalten, dass eine vegane Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit durchaus ohne erhöhte Gefährdung des Babys möglich ist, aber einer etwas intensiveren Überwachung sowie einer Ernährungsberatung bedarf. In diesem Bereich weitergebildete Apotheker sind in Kooperation mit dem Gynäkologen dafür sehr gut geeignet. Die Prognose, dass eine solche Schwangerschaft dann gesünder verläuft als die einer schon vorher sichtbar überernährten Nicht-Vegetarierin, die sich freut, endlich für zwei (fr)essen zu dürfen, erscheint unter dieser Voraussetzung nicht überzogen. Hier schließt sich der Kreis zur eingangs erwähnten Publikations-Bias: Das unterernährte Baby einer beratungsresistenten Veganerin bzw. Fruganerin wird jederzeit eine Pressemeldung wert sein – im Gegensatz zum stoffwechselkranken, schon wenige Minuten nach dem Kaiserschnitt hypoglykämischen Baby einer omnivoren Mutter mit einem BMI von 30 kg/m2 und massivem Schwangerschaftsdiabetes. Diese Fälle gehören schon so zum geburtshilflichen Alltag, dass sie nicht mehr in Fallberichten, sondern nur noch in weitgehend ungelesenen Statistiken erscheinen. |
Literatur
[1] Ginter E. Vegetarian diets, chronic diseases and longevity. Bratisl Lek Listy 2008;109(10):463-466
[2] http://www.iarc.fr/en/publications/scientific-papers
[3] Le LT, Sabaté J. Beyond meatless, the health effects of vegan diets: findings from the Adventist cohorts. Nutrients 2014;6(6):2131-2147
[4] Glick-Bauer M, Yeh MC. The health advantage of a vegan diet: exploring the gut microbiota connection. Nutrients 2014;6(11):4822-4838
[5] Wong JM. Gut microbiota and cardiometabolic outcomes: influence of dietary patterns and their associated components. Am J Clin Nutr 2014;100Suppl1:369-377
[6] Piccoli GB et al. Vegan-vegetarian diets in pregnancy: danger or panacea? A systematic narrative review. BJOG 2015;122(5):623-633
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