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- DAZ 33/2017
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Arzneimittel und Therapie
Tumore gezielt zerstören
Erfolge mit therapeutischem Krebsimpfstoff bei Melanom-Patienten
Therapeutische Vakzine gegen Krebserkrankungen sollen das Immunsystem des Menschen gegen einen Tumor mobilisieren, der sich bereits im Körper befindet. Krebszellen sind jedoch körpereigene Zellen. Das macht es schwierig für das Immunsystem, sie zu erkennen und spezifisch anzugreifen. Außerdem müssen Krebsimpfungen individuell auf einen Patienten zugeschnitten werden, denn der Tumor jedes Patienten weist ganz individuelle Mutationen auf.
Neoantigene als perfekte Ziel
Zwei Wissenschaftlergruppen aus Deutschland und den USA ist es gelungen, solche personalisierten Impfstoffe für Hautkrebspatienten zu kreieren. Beide Teams nutzten dabei die neuartigen Proteine (Neoantigene), die Krebszellen aufgrund von Veränderungen im Erbgut produzieren und an der Oberfläche der Zellen präsentieren. In gesunden Zellen kommen solche Neoantigene nicht vor. Das macht sie zu perfekten Zielen für die Immuntherapie. Basierend auf Tumorbiopsien wurden die Impfstoffe so konzipiert, dass sie genau auf die Neoantigene der jeweiligen Krebspatienten trainiert wurden. Die besten Neoantigen-Ziele für eine Immunantwort wurden mithilfe von Computer-Algorithmen identifiziert.
Die erste Phase-I-Studie wurde am Dana-Farber Cancer Institute in Boston durchgeführt. Die Forschungsgruppe testete ihren Impfstoff NeoVax® an sechs Hochrisiko-Hautkrebspatienten. Für jeden wurden bis zu zwanzig spezifische Neoantigene herausgefiltert und daraus eine individuelle Vakzine formuliert. Diese wurde verabreicht, nachdem die Tumore chirurgisch entfernt worden waren. Vier der sechs Patienten hatten zwei Jahre später immer noch keine Anzeichen von Krebs. Bei zweien trat der Krebs zwar wieder auf, konnte aber durch eine Behandlung mit Pembrolizumab unterdrückt werden.
Nach zwei Jahren weiterhin tumorfrei
In der zweiten Phase-I-Studie, die von dem Biotechnologieunternehmen BioNTech AG in Mainz durchgeführt wurde, wurden 13 Hochrisiko-Patienten mit Melanomen im Endstadium mit dem RNA-Impfstoff Ivac® Mutanome® behandelt. Bei allen Patienten aktivierte der RNA-Impfstoff das Immunsystem gegen mehrere der patientenspezifischen Tumorantigene. Acht der 13 Patienten waren nach fast zwei Jahren weiterhin tumorfrei. Fünf hatten nach der vorherigen Resektion ihres Tumors einen Rückfall, bevor die Impfung mit den Neoepitopen begann. Zwei davon sprachen auf die Impfung an, und bei einem Patienten konnte nach sequenzieller Verabreichung des Impfstoffs und einer PD1-Blockade-Therapie (programmed cell death-1, Programmierter-Zelltod-Rezeptor 1, PD-1-Rezeptor) eine komplette Tumorregression verzeichnet werden.
Nur der erste Schritt
Beide Studien zeigen, dass personalisierte Neoantigen-Impfstoffe zwei entscheidende Hürden in der Krebstherapie überwinden können, nämlich die Heterogenität der Tumore und die mangelnde Selektivität bezüglich der Zielstrukturen. Beide Studienteams geben allerdings zu bedenken, dass noch weitere Studien nötig sind, um die Sicherheit und längerfristige klinische Wirksamkeit in größeren Patientenkohorten zu untersuchen. Eine weitere große Herausforderung bei der Entwicklung personalisierter Krebsimpfungen neben der wissenschaftlichen ist der Kosten- und Zeitfaktor. Die Entwicklung eines personalisierten Impfstoffs dauert derzeit noch mehrere Monate. Selbst wenn sich der Zeitrahmen auf sechs Wochen oder weniger verkürzen ließe, wie Wissenschaftler vermuten, könnte das für manche Patienten immer noch zu lange sein. |
Quelle
Sahin U et al. Personalized RNA mutanome vaccines mobilize poly-specific therapeutic immunity against cancer. Nature 2017;547(7662):222-226, doi: 10.1038/nature23003, Epub 5. Juli 2017
Ott PA et al. An immunogenic personal neoantigen vaccine for patients with melanoma. Nature 2017;547(7662):217-221, doi: 10.1038/nature22991, Epub 5. Juli 2017
Zum Weiterlesen
Ein anderer Therapieansatz gegen Tumore sind onkolytische Viren (z. B. Talimogen laherparepvec), die bevorzugt Tumorzellen infizieren. Die Vermehrung der infizierten Tumorzellen führt zur Lyse der Krebszellen und Freisetzung von Tumor-assoziierten Antigenen, die das Immunsystem stimulieren.
Zündorf I, Dingermann T.
Das erste onkolytische Immuntherapeutikum.
DAZ 2016, Nr. 33, S. 30
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