- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 47/2015
- Mit weniger Apotheken die...
Aus den Ländern
Mit weniger Apotheken die Zukunft meistern
Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein
Apothekenschließungen
Der Verbandsvorsitzende Dr. Peter Froese beschrieb den andauernden Trend zu Apothekenschließungen als Problem für den Verband, denn die Mitgliederzahl sinke, und die Gremien seien immer schwieriger zu besetzen. Zugleich steige der Druck zu detaillierterer Arbeit und weiterer Professionalisierung. Durch eine Satzungsänderung ermöglicht der Verband künftig auch Filialleitern und ehemaligen Inhabern, als außerordentliche Mitglieder in Gremien mitzuarbeiten.
Außerdem sorgt sich Froese um die langfristigen Folgen der sinkenden Apothekenzahl für die Versorgung in ländlichen Regionen. Daher bekräftigte er die Honorarforderungen der Apotheker:
- eine klar formulierte und funktionierende Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung,
- die faire Honorierung besonderer Leistungen wie Rezepturen und BtM-Abgabe sowie
- die Aufstockung des Nachtdienstfonds.
Rahmenverträge mit den Krankenkassen anpassen
Außerdem forderte Froese, die Sozialgesetzgebung mit dem übrigen Recht zu synchronisieren. Die Krankenkassen müssten ihrer gesetzlichen Aufgabe nachkommen, das Sachleistungsprinzip sicherzustellen. Dazu müssten sie umfassende Verträge schließen bzw. diese anpassen. Denn die Rahmenverträge für Schleswig-Holstein stammen aus dem vorigen Jahrhundert und berücksichtigen viele heutige Vorschriften nicht.
Außerdem müssten die Apotheker als Voraussetzung für „E-Health“ die gleichen Möglichkeiten zur Auswertung von Verschreibungsdaten wie der Bund und die Krankenkassen erhalten. Zur letzten Forderung zeigte sich Froese optimistisch.
Versorgung der Flüchtlinge
Mit Blick auf den Flüchtlingsansturm forderte Froese, die Kollegen unter den Flüchtlingen in die Versorgung der Flüchtlinge einzubeziehen. „Letztlich brauchen wir sie“, erklärte Froese. Er begrüßte die Entscheidung, den Asylbewerbern in Schleswig-Holstein Krankenversicherungskarten zu gewähren, forderte aber bis zur Einführung am Jahreswechsel „vollständige Klarheit über die Lieferbedingungen“. Auch dazu gab sich Froese optimistisch. Bei der sich sehr dynamisch entwickelnden Versorgung in den Erstaufnahmelagern seien Sorgfalt und Flexibilität gefragt. Dort treten viele pharmazeutische Probleme auf, insbesondere durch sprachliche Schwierigkeiten. Doch entstehe ein sehr konstruktives Miteinander mit den Ärzten. Daher forderte Froese: „Wir sollten diesen aufwendigen Weg versuchen zu gehen.“
Bundestagswahl 2017 im Blick
Das Jahr 2016 sieht Froese als die beste Zeit, Einfluss auf die Wahlprogramme der Parteien zu nehmen, aus denen nach der Wahl der lange wirksame Koalitionsvertrag erstellt werden wird. „Jetzt sind alle offen“, erklärte Froese und mahnte, dies zu nutzen.
Für die laufende Gesetzgebung forderte Froese dringend, OTC-Arzneimittel ausdrücklich aus dem Antikorruptionsgesetz auszunehmen. Denn ein bewusst deregulierter Markt könne nicht mit strafrechtlichen Mitteln „re-reguliert“ werden. „Das passt nicht zusammen“, so Froese.
Argumente gegen Nullretax
Verbandsgeschäftsführer Dr. Thomas Friedrich ging insbesondere auf den Schutz vor Retaxationen ein. Das Vertragsmanagement sei ein Dauerthema der Verbandsgremien, doch auch Friedrich forderte, die alten Verträge an neue Rahmenbedingungen anzupassen, beispielsweise hinsichtlich der Angaben auf Arztstempeln. Mit Blick auf das Schiedsverfahren zu Retaxationen verwies Friedrich auf die Begründung für den gesetzlichen Regelungsauftrag. Demnach sei eine Nullretaxation unverhältnismäßig, wenn die Krankenkasse durch die Leistung der Apotheke von ihrer Leistungspflicht gegenüber dem Versicherten frei geworden ist.
Friedrich erinnerte daran, dass bei Verstößen gegen die frühere Aut-idem-Regel nur der Schaden der Krankenkasse retaxiert wurde. Daher sei zu fragen, weshalb bei dem gleichen Fehler im Zusammenhang mit Rabattverträgen auf null retaxiert wird. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.