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Wachstum kommt nicht überall an
Apotheken-Betriebsergebnis: Aktuelle Wirtschaftsdaten der Treuhand Hannover zeigen größer werdende Schere
Dem gestiegenen Durchschnittsumsatz steht ein noch stärker – um 5,2 Prozent – gewachsener Wareneinsatz gegenüber. Die Betriebskosten stiegen um 2,3 Prozent. Damit verblieb gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von durchschnittlich 2,1 Prozent beim Betriebsergebnis, in Schleswig-Holstein sogar plus 3,5 Prozent. Das Betriebsergebnis betrug im Durchschnitt 6,3 Prozent vom Umsatz. Doch „der Durchschnitt wird zur Kunstgröße“, so Diener. Denn obwohl der Umsatz im Durchschnitt stieg, ging er in 29 Prozent der Apotheken sogar zurück – dort kommt die Marktentwicklung nicht an. 22 Prozent der Apotheken hätten Betriebsergebnisse unter vier Prozent des Umsatzes. „Diese Apotheken haben kein Wasser unter dem Kiel“, so Diener, sie hätten keine Reserven für negative Entwicklungen. Dagegen seien 33 Prozent der Apotheken mit Betriebsergebnissen über acht Prozent des Umsatzes solide aufgestellt.
Umsatzverteilung in Bewegung
Diener sieht die Umsatzverteilung viel stärker als früher in Bewegung: Apotheken mit sehr niedrigen Umsätzen schließen, die umsatzstärksten Apotheken wachsen daraufhin und eine „typische“ Apotheke gibt es kaum noch, weil sich das Mittelfeld immer breiter auf mehr Umsatzgrößenklassen verteilt. Dieser Trend werde aus demografischen und wirtschaftlichen Gründen anhalten, erwartet Diener. In den ersten acht Monaten des Jahres erzielten kleine Apotheken mit Umsätzen zwischen 1,25 und 1,5 Millionen Euro gemäß den Daten der Treuhand Hannover nur ein durchschnittliches Umsatzplus von 2,7 Prozent und in 36 Prozent dieser Apotheken fiel der Umsatz sogar. Apotheken mit Umsätzen zwischen 2,5 und 3 Millionen Euro steigerten ihren Umsatz dagegen um durchschnittlich 5,7 Prozent und in „nur“ 18 Prozent von ihnen sank der Umsatz.
Steigender Wareneinsatz
Die Gründe für den gestiegenen Wareneinsatz sieht Diener in der Kürzung von Einkaufsvorteilen durch die Großhändler und im steigenden Anteil der Hochpreiser. Die Großhändler würden pauschale Liefergebühren und „Mindestlohngebühren“ erheben und hätten flächendeckend Handelsspannenausgleichsmodelle zur Erreichung einer Zielmarge durchgesetzt. Hochpreiser mit Preisen oberhalb der Kappungsgrenze des Großhandelsaufschlags hätten 2014 einen Umsatzanteil von 31 Prozent erreicht, gegenüber 26 Prozent im Vorjahr und nur drei Prozent im Jahr 2003. Angesichts der großen Herausforderungen durch Hochpreiser riet Diener dringend, einen Prozess zum innerbetrieblichen Umgang mit diesen Arzneimitteln festzulegen. Sie sollten erst bestellt werden, wenn das Rezept in der Apotheke vorliegt. Es müsse notfalls abgeholt werden. Außerdem müssten die Vorfinanzierung, die Bezahlung durch Privatpatienten und Besonderheiten für die pharmazeutische Beratung geplant werden. Diener mahnte auch, den Umgang mit dem Botendienst sorgfältig zu analysieren, weil dieser hohe Kosten verursache.
Ausblick für 2016
Für 2016 sieht Diener ein Potenzial für zusätzliche Verordnungen durch das um 1,2 Milliarden Euro gestiegene GKV-Budget für die Arzneimittelversorgung und die zusätzlich vereinbarten 1,4 Milliarden Euro allein für Sovaldi und Harvoni sowie die analoge Entwicklung bei der PKV. Die Abwanderung von OTC-Kunden zum Versand betrachtet er als weitgehend gestoppt. Künftige Apothekenschließungen würden den verbleibenden Apotheken zusätzliche Umsätze und Erträge bringen. Benachbarte Apotheken würden dies immer häufiger begleiten und eine „liebevolle Schließung“ ermöglichen. Unsicherheit sieht Diener dagegen durch das Antikorruptionsgesetz auf die Apotheken zukommen. Es könne viele Jahre dauern, bis geklärt sei, wie einzelne Rabattkonstruktionen für OTC-Arzneimittel und besondere Leistungen bei der Heimversorgung beurteilt würden. Eine baldige Anpassung des Festzuschlags erwartet Diener nicht, denn die dazu geplante Studie ermögliche der Politik, das Thema zu vertagen. |
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